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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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hochschaut, strahlt. «Sachte!», sage ich rasch zu dem Wachmann an meiner Seite, der voranprescht, die Hand am Schwert.
    «Gott sei gelobt, unser Fürsprecher kommt!», sagt die Frau glücklich zu mir. «Er kommt, Gott segne ihn! Er wird sich für unsere Rechte starkmachen. Dann kommen wieder bessere Zeiten!»
    «Hurra!», ruft ein halbes Dutzend Menschen in Hörweite, und ich lächele, als wüsste ich, worum es geht.
    «Gute Frau», sage ich, «ich muss durch, ich muss zu meinem Gemahl. Lasst mich gehen.»
    Jemand lacht. «Ihr kommt hier nirgends durch, bis er da ist! Die Straßen sind voller Menschen, wir stehen dicht an dicht wie Sardinen im Fass. Es ist kein Durchkommen und kein Vorbeikommen.»
    «Aber wollt Ihr nicht mitkommen und ihn sehen? Er kommt über die Brücke.»
    «Ach, kommt», sagt jemand anders. «So etwas kriegt Ihr nie wieder zu sehen, dies ist das Größte, was in unserem Leben je geschehen wird, ja, seit Menschengedenken geschehen ist.»
    Ich sehe mich nach meinen zwei Männern um, doch sie können sich nicht an meiner Seite halten. Ein gutes Dutzend Feiernde trennt sie von mir, sie sind weit in der Überzahl. Ich winke einem von ihnen zu. «Geht eurer Wege», rufe ich. «Mir passiert hier nichts. Ihr wisst, wo wir uns treffen.» Es hat gewiss keinen Sinn, mich dieser Menschenmenge zu widersetzen, das Sicherste ist es, mich einfach treiben zu lassen.
    Einer meiner Männer springt vom Pferd und schiebt sich durch die Menge, um an meine Seite zu gelangen.
    «Immer langsam!», schimpft jemand. «Nicht drängeln. Wessen Livree tragt Ihr?»
    «Ihr könnt mich ruhig allein lassen», flüstere ich ihm zu. «Wir treffen uns später. Ihr wisst, wo. Bringt sie nicht gegen Euch auf.»
    Es ist das Sicherste, doch es kostet ihn sichtlich Überwindung, meiner Anweisung zu gehorchen.
    «Hochmütiger Kerl!», murrt jemand. «So einer von der Sorte, die wir nicht mehr haben wollen.»
    «Seid Ihr ein Mann des Königs?», will jemand wissen. «Einer von denen, die glauben, Ihr solltet alles haben und der arme Mann nichts?»
    Endlich versteht er. «Ich doch nicht!», sagt er freundlich. «Ich bin ganz eurer Meinung!»
    Ich nicke ihm zu, und fast augenblicklich reißt ihn die Menge mit sich fort. Ich lasse mein Pferd im Strom treiben. Vertraulich legt eine Frau ihm die Hand auf den Hals. «Und wohin gehen wir?», frage ich sie.
    «Zur Brücke. Wir wollen sehen, wie er über die Brücke kommt!», frohlockt sie. «Ich sehe, dass Ihr eine Lady seid, doch Ihr werdet Euch seiner Gesellschaft nicht schämen. Er reitet mit Landadeligen und Gutsherren, Rittern und Lords. Er ist ein Mann für alle Menschen, für alle Stände.»
    «Und was wird er für uns tun, wenn er kommt?»
    «Das wisst Ihr nicht? Wo seid Ihr nur gewesen?»
    Ich schüttele lächelnd den Kopf. «Ich war auf dem Land. Ich bin ganz überrascht von all dem hier.»
    «Dann seid Ihr just in der Stunde der Freude in die Stadt zurückgekommen. Er wird endlich das Wort für uns ergreifen. Er wird dem König sagen, dass die Steuern zu hoch sind, dass die fetten Lords uns vernichten. Er wird dem König befehlen, nichts mehr auf seine Frau, die französische Hure, zu geben und auf den guten Rat des guten Herzogs zu hören.»
    «Der gute Herzog?», frage ich. «Wen nennt Ihr jetzt den guten Herzog?»
    «Richard, Duke of York, natürlich. Er wird dem König sagen, er soll sich zu seinem nutzlosen Weib legen und endlich einen Sohn und Erben zeugen, unsere Besitzungen in Frankreich zurückgewinnen und die ruchlosen Männer wegschicken, die dem Land seinen Wohlstand rauben und untereinander streiten. Er wird diesen König so groß machen wie den König davor, und wir werden wieder glücklich sein.»
    «Ein einziger Mann soll das alles können?», frage ich.
    «Er hat schon eine Armee aufgestellt und die Männer des Königs geschlagen», sagt sie verzückt. «Sie haben ihn bis nach Sevenoaks gejagt, und er hat sie geschlagen. Er ist unser Fürsprecher. Er hat die königliche Armee geschlagen, und jetzt nimmt er die Stadt ein.»
    Schmerzen hämmern in meinem Kopf. «Er hat die Armee des Königs geschlagen?»
    «Er hat sie an der Nase herumgeführt, sich gegen sie gewandt und sie vernichtend geschlagen», erzählt sie. «Die Hälfte ist weggerannt, die andere Hälfte hat sich ihm angeschlossen. Er ist unser Held!»
    «Und was ist mit den Lords, die die Männer angeführt haben?»
    «Tot! Alle tot!»
    Richard!, denke ich im Stillen bei mir. Wir beide sind doch gewiss nicht so

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