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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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haben ihm die Stadt überlassen?»
    «Sie haben eine Armee ausgeschickt, um Mortimer nach Kent zurückzujagen, doch Mortimer hat sie geschlagen. Die königlichen Hauptleute wurden alle umgebracht, die Armee ist nach London geflüchtet, außer der Hälfte, die sich Mortimer angeschlossen hat. Ich wünschte, ich wäre mitgegangen.»
    «Wer waren die Hauptleute, die gefallen sind?», frage ich leise. Meine Stimme ist ruhig, und darüber bin ich froh.
    Er zuckt die Achseln. «Alle Lords des Königs, ich weiß nicht: Lord Northumberland, Baron Rivers …»
    «Sie sind tot? Alle?»
    «Sie sind jedenfalls nicht zurückgekommen.»
    «Und der König?»
    «Der König zieht doch nicht in die Schlacht», sagt er verächtlich. «Er ist mit seiner Standarte hinausgeritten, aber nicht in die Schlacht. Die Hälfte seiner Armee hat er zurückgehalten und die Lords mit der anderen Hälfte ausgeschickt. Und als die, die noch übrig waren, zurückgelaufen kamen und sagten, sie hätten verloren, sind er und die Königin nach Kenilworth geflüchtet, und Edmund Beaufort, der Duke of Somerset, mit ihnen, und Lord Scales ist in den Tower gegangen.»
    «Ist Scales jetzt dort? Hat er den Tower befestigt?»
    Er zuckt die Achseln. «Weiß ich nicht. Was wird aus mir?», fragt er.
    Ich sehe ihn an. Ich bin so ratlos wie er. «Ich weiß nicht. Du musst gut auf dich aufpassen.»
    Ich wende mein Pferd vor dem Stalltor von Westminster, denn hier bin ich nicht sicher und mein Pferd auch nicht. Ich sollte den Tower vor Einbruch der Nacht erreichen. Meine Stute schreitet tapfer aus, doch wir sind beide müde. An jeder Straßenecke steht eine Kohlenpfanne, wo Fleisch gebraten wird und Männer Ale trinkend und fluchend herumstehen. Jetzt brechen bessere Zeiten an, Mortimer wird den König beraten, und es gibt keine Steuern mehr, die Armen werden nicht mehr betrogen, und die schlechten Ratgeber werden verjagt. Sie rufen, ich solle mich zu ihnen gesellen, und sie danken es mir mit Flüchen, wenn ich den Kopf schüttele. Am Ende muss ich ihnen eine Münze zuwerfen und ihnen alles Gute wünschen, und für das letzte Stück ziehe ich mir die Kapuze über den Kopf, ducke mich im Sattel und hoffe, unbemerkt vorbeizukommen – wie eine Diebin in meiner eigenen Stadt.
    Endlich erreiche ich den Tower. Auf allen Mauern stehen Wachposten, und als sie mich sehen, rufen sie: «Halt! Wer seid Ihr? Bleibt stehen, wo Ihr seid.»
    «Die Duchess of Bedford!», rufe ich und zeige ihnen mein Gesicht. «Lasst mich ein.»
    «Euer Gemahl, der Baron, hat den ganzen Abend nach Euch gesucht», teilt mir der junge Wachmann mit, als er das Tor öffnet, die Zügel nimmt und mir vom Pferd hilft. «Eure Männer kamen und sagten, sie hätten Euch verloren. Er fürchtete, Ihr wärt vom Pöbel entführt worden. Er sagte, würde Euch auch nur ein Haar gekrümmt, würde er dafür sorgen, dass sie wegen Verrats hängen. Er hat ihnen vielleicht die Leviten gelesen! So habe ich noch nie jemanden fluchen gehört.»
    «Mein Gemahl?», frage ich, plötzlich schwindlig vor Hoffnung. «Habt Ihr gesagt, mein Gemahl suche nach mir?»
    «Wie ein Verrückter …», setzt er an, doch dann wendet er sich ab, um zu horchen, denn auf dem Kopfsteinpflaster nähert sich Hufgeklapper. «Pferde!», schreit er. «Schließt das Tor!» Wir eilen hinein, und die Tore fallen knarrend hinter uns zu, aber dann höre ich Richard rufen: «Rivers! Macht auf!» Sie reißen die beiden Torflügel auf, und sein kleiner Trupp reitet donnernd ein. Im nächsten Augenblick sieht er mich, springt vom Pferd, zieht mich in seine Arme und küsst mich, als wären wir wieder ein Edelknecht und seine Lady und würden es nicht ertragen, voneinander getrennt zu sein.
    «Gütiger Gott, ich habe ganz London nach dir abgesucht», sagt er keuchend. «Ich hatte Angst, sie hätten dich entführt. Cutler hat mir in unserem Haus gesagt, du wärst nach Westminster geritten, aber der Junge in Westminster wusste von nichts.»
    Ich schüttele den Kopf, Tränen laufen mir über das Gesicht, und ich lache bei seinem Anblick. «Mir geht es gut! Mir geht es gut! Ich wurde von der Menge mitgerissen und von unseren Männern getrennt. Richard, ich dachte, du wärst tot. Ich dachte, du hättest in einem Hinterhalt in Kent den Tod gefunden.»
    «Ich nicht. Der arme Stafford ist gefallen und sein Bruder auch, aber ich nicht. Geht es dir wirklich gut? Wie bist du hergekommen?»
    «Ich war in der Menschenmenge. Ich habe gesehen, wie er in London eingezogen

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