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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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vielleicht täuschte er sich wirklich. Vielleicht hatte dieser Mick ihn tatsächlich verarscht und es würde gar kein Treffen geben -vielleicht hatte er nur das Geld gewollt und war verschwunden.
    All diese Zweifel wirbelten plötzlich in Blakes Kopf herum, und er fühlte sich überhaupt nicht mehr ruhig. Er geriet in Panik. »Lieber Gott«, sagte er. »Wir wollen ja schließlich nicht den falschen Mann erwischen. Was sollen wir tun, wenn er es gar nicht ist? Und überhaupt: Woher sollen wir denn mit Sicherheit wissen, ob er der Richtige ist? Sollen wir ihn bitten, sich vor uns auszuziehen? Wir müssen uns erst darüber klar werden. Wir müssen uns darüber unterhalten, was zur Hölle wir tun sollen.«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Jane. »Ich habe schon den ganzen Morgen darüber nachgedacht. Ich habe mir alles genau überlegt.«
    »Was haben Sie sich überlegt?«
    »Es ist ganz einfach. Ich weiß nicht, wie er aussieht, richtig? Die einzige Möglichkeit, herauszufinden, ob er der Richtige ist, ist das Tattoo. Da kommen Sie ins Spiel.« »Ich?«
    »Er kommt, um Sie zu treffen und denkt, Sie würden ein
    bisschen Spaß miteinander haben. Ich verstecke mich im Gebüsch, während Sie ihn zu Ihrem Truck lotsen.« »Wieso dorthin?«
    »Weil er ein Bett hat und ganz gut beleuchtet ist. Sorgen Sie dafür, dass er sein Hemd auszieht, damit Sie das Tattoo sehen können. Fragen Sie ihn ganz nebenbei über die Leute aus, die er so mitgenommen hat. Wenn der Typ wirklich das >Stirb, Mutter<-Tattoo hat, kommen Sie mich holen. Sagen Sie, Sie müssten mal pinkeln oder so. Ich kümmere mich dann um den Rest.«
    »Sie haben das wirklich bis ins Detail durchdacht, nicht wahr?« Jane zuckte die Achseln.
    »Was, wenn ich gesagt hätte, dass ich heute Abend nicht mitkomme?«
    »Ich hatte einen Plan B. Aber der hier ist besser. Ich hatte gehofft, Sie würden mitkommen. In der Hinsicht hab ich Sie angelogen.«
    »Ich soll einen potenziellen Mörder zu Betsy locken? Ganz toll.« »Sie müssen nicht...«
    »Natürlich werde ich es tun«, unterbrach sie Blake. Sein Gesicht fühlte sich allmählich so taub an, dass ihm das Sprechen immer schwerer fiel. »Ich will schließlich auch sicher sein, dass wir den richtigen Kerl haben.« »Dann fühlen Sie sich jetzt besser?« »Besser« war ein relativer Ausdruck. Er war weit davon entfernt, sich gut dabei zu fühlen - zu hören, was er heute Abend tun musste. Neben all seinen anderen Sorgen fühlte sich das an, als habe er einen Rasenmäher verschluckt. Aber, wie Jane, war er aus freien Stücken in diese Sache hineingeraten, sodass er niemandem außer sich selbst die Schuld an seinem Unbehagen geben konnte. Also nein, er fühlte sich nicht gut... aber im Vergleich dazu, wie er sich noch vor einigen Augenblicken gefühlt hatte, als er fürchtete, sie könnten einen Unschuldigen töten?
    Er nickte. »Ich kann es nur kaum erwarten, bis diese Nacht endlich vorbei ist.«
    Jane lächelte und sagte: »Ich glaube, wir besorgen Ihnen lieber mal was zu essen.«
    »Bitte?«
    »Ihr Magen; der knurrt mich schon seit zehn Minuten an.«
    »Ehrlich? Das ist mir gar nicht aufgefallen.« Blake wartete -und wirklich, sein Magen röhrte, als trampele eine Herde Elefanten durch seinen Bauch.
    »Wir können nach Benalla fahren, das ist nicht weit weg.«
    Blake nickte. Er wollte endlich von hier weg und raus aus der Kälte, und ein Mittagessen war ein ausgezeichneter Grund dafür. Welchen Frieden und welche Wärme er vorhin auch gespürt haben mochte, sie waren nun verschwunden - vertrocknet wie die vielen hundert toten Bäume, die aus dem See emporstachen.
    Er wandte sich zum Gehen, hielt jedoch inne, als er merkte, dass Jane ihm nicht folgte. Er drehte sich um, sah, dass sie sich mit geschlossenen Augen dem Baumstamm zugewandt hatte und ihre Lippen sich bewegten, aber er konnte nicht hören, was sie sagte. Er fragte sich: ein Gebet? Sagte sie ihrer Tochter auf Wiedersehen?
    Er würde sie nicht fragen. Manche Dinge waren zu persönlich.
    Er wartete, bis sie die Augen wieder öffnete, sich zu ihm umdrehte und sagte: »Okay, ich bin fertig. Gehen wir.«
    Sie hielten an einem Bistro in Benalla, in dem Jane sich ein Stück Kuchen kaufte und Blake einen Hotdog, eine Teigtasche und ein Vanilleplunderteilchen. Den Rest des Tages verbrachten sie in der Kunstgalerie, im alten Gerichtsgebäude, in dem einige von Ned Kellys frühen Verbrechen verhandelt worden waren, im Trachten- und Pioniermuseum (mit noch mehr

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