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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Zähne sind zerschmettert hör auf Balthasar er ist tot er muss mittlerweile tot sein was machst du da Balthasar warum schlägst du immer noch auf ihn ein da quillt ihm das Hirn oben aus dem Kopf hör auf Balthasar er ist nicht derjenige der es getan hat ich weiß aber er ist genauso er ist genau wie der Mörder von …
    Eine Hand packte Balthasar von hinten am Handgelenk, als er das Schwert zu einem weiteren Hieb hob. Er wirbelte herum, bereit, jeden zu töten, der es wagte, ihn zu berühren. Bereit, auf ihn einzudreschen, bis ihm das Hirn aus den Ohren lief.
    Doch es war kein judäischer Soldat. Es war der Zimmermann, der von Melchyors Kamel zu ihm herunterblickte.
    »Er ist tot.«
    Sie sahen alle auf ihn herunter. Alle außer Maria, die sich von dem grausigen Anblick abgewendet hatte, das Baby fest an die Brust gedrückt. Balthasar riss sein Handgelenk aus Josefs Griff.
    »Da werden noch mehr kommen«, sagte Josef. »Wir müssen los.«
    Wieder war ihm bewusst, dass sie so schnell wie möglich losmussten … doch seine Beine ließen sich nicht bewegen. Tatsächlich ließ sich gar nichts bewegen. Es kostete Balthasar Mühe, Atem zu schöpfen. Ihm war schwindelig. Er fühlte sich matt. Sie sahen ihn alle mit merkwürdigen Mienen an …
    »Balthasar … du blutest.«
    Wer hatte das gesagt? Der Zimmermann? Caspar?
    Er sah an seinem Gewand hinunter. An der rechten Seite seines Brustkorbs war ein Blutfleck, der immer größer wurde. Er zog den Stoff seiner Kleidung auseinander und erblickte die Wunde. Ein Schwerteinstich zwischen den Rippen. Bei jedem Atemzug bildeten sich winzige Luftbläschen in dem hellen, satten Blut, das aus der Wunde quoll.
    Der Soldat hatte ihn nicht verfehlt.
    Zwar hatte die Sonne kaum den Hügelkamm im Osten erreicht, doch Balthasar spürte bereits, wie sie unterging. Die Nacht brach herein, und mit ihr die dringend nötige Ruhe. Einen Augenblick glaubte er, der seltsame helle Stern im Osten wäre zurückgekehrt.
    Doch diesmal war er der Einzige, der ihn sah.

»Steh auf«, sagte er, »nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.«
    – Matthäus 2,13

Sechs Flüchtlinge ritten ostwärts, auf die aufgehende Wüstensonne zu. Nur vier von ihnen waren bei Bewusstsein.
    Sie ritten über einen leblosen Planeten aus felsigen Hügeln und zerklüfteten Bergschluchten, aus Beige- und Braunschattierungen, die in sinnloser Umarmung vermengt waren und sich zu dem immer gleichen Ton vermischten, sobald sie sich dem Horizont annäherten, den sie doch nie erreichen würden. Es war ein ungastlicher, lebensfeindlicher Ort. Ein Ort, von dem jegliche Freude verbannt war. Selbst der wolkenlose Himmel schien seiner ganzen Farbe beraubt.
    Balthasar lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Rücken von Caspars Kamel. Er war bleich, schweißnass. Aus dem Loch in seiner Brust sickerte weiterhin Blut und sammelte sich im Fell des Tieres. Caspar hatte eine Hand an seinen Zügeln und eine auf Balthasars Rücken, damit dieser auf dem Weg über unebenes Terrain nicht heruntergeschleudert wurde. Melchyor ritt hinter ihnen. An seiner Seite hing ein Schwert, und sein Gewand triefte immer noch vom Blut der fünf Männer. Josef kam als Letzter, Maria hinter sich, die das schlafende Baby in ihrem linken Arm wiegte und sich mit der Rechten an den Kleidern ihres Ehemannes festhielt.
    Caspar kannte den Weg nach Qumran nicht. Überhaupt kannte er die Judäische Wüste nicht sonderlich gut, bloß die Straßen, die Zeit und Notwendigkeit durch sie hindurchgeschlagen hatten. Die Straßen, die Jerusalem mit Jericho verbanden, Jericho mit Antiochia, Antiochia mit dem Rest der bekannten Welt. Doch die Wüste war etwas völlig anderes.
    Hier draußen konnten sich ohne Warnung wirbelnde Staubsäulen erheben, über den Boden tanzen und jeden erblinden lassen, den sie trafen. Hier draußen warteten Skorpione und Schlangen darauf, die unglückseligen Seelen zu vergiften, die ihnen über den Weg liefen, und die nächste Wasserstelle war oft mehrere Tagesreisen entfernt. Hitze, Erschöpfung und Durst konnten einen Menschen in den Wahnsinn treiben. An seiner Willenskraft nagen, bis einem der Wunsch, sich in die gleißende Sonne zu legen und einzuschlafen, durchaus vernünftig vorkam. Der Wunsch, die stickigen Gewänder auszuziehen und nackt herumzulaufen, als guter Rat erschien. Es gab unzählige Geschichten von Männern, die mehrere

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