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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Gummistiefel zu pullern, mir klammheimliche Sympathie abnötigte. Mein Freund hatte es getan und die Verantwortung dafür übernommen, obwohl er sich an nichts erinnern konnte, und auf irgendeiner unterschwelligen Ebene hatte ich das Gefühl, als wäre ich es gewesen. Nicht, dass ich mich konkret daran erinnerte, doch ich war mir sicher, sollte ich jetzt in einen Gummistiefel pinkeln, wäre es ein echtes Déjà-vu-Erlebnis. Natürlich hatte ich es nicht getan, sonst hätte ich mich ja wohl daran erinnern müssen. Allerdings behauptete mein Freund, der es getan hatte, ja ebenfalls, sich nicht zu erinnern.
    Sehr gern wäre ich jetzt unter die Dusche gegangen, aber nicht, solange sie in der Wohnung war. Machte das denn so viel aus, wo man doch die Tür verriegeln konnte? Doch mir war einfach nicht wohl bei dem Gedanken. Lieber wartete ich, bis sie draußen war.
    Nachdem ich mir die Hände gewaschen hatte, starrte ich in den Spiegel. Stoppelbart, dunkle Ringe unter den Augen. Das Neonlicht über dem Waschbecken war gnadenlos – meine Visage war ein Patchwork von Makeln. Der Lüftungsventilator surrte. Das war doch Wahnsinn – hier wie ein Karnickel in der Falle zu hocken, nur weil die Putzfrau da war. Ich fühlte mich entwurzelt. Wenn ich die Wohnung verließ, wusste ich nicht, wo ich hinsollte. Vielleicht in irgendein Café, irgendeinen Park, aber ich kannte mich ja nicht aus. Es war wieder ein warmer Tag, man hätte also einfach umherstreifen können – und sich womöglich verlaufen, aber zielloses Herumwandern war nicht mein Ding. Eine neue Facette von Paranoia blinkte auf – ungeduscht würde ich stinken. Die letzte Nacht war ein ziemlicher Hammer gewesen. Sicher sickerte mir der Alkoholdunst noch aus allen Poren.
    Ich putzte mir die Zähne, viel länger als nötig, kämmte mich und platschte mir kaltes Wasser ins Gesicht, worauf das Kopfweh sich aus dem Hirn in die Schädeldecke zurückzog und die Übelkeit sich etwas verflüchtigte, auch wenn der Kampf noch nicht gewonnen war. Die banalen Handgriffe der Körperpflege brachten mich wieder so weit ins Lot, dass ich mich hinauswagen konnte.
    Das Schlafzimmer wirkte auf sonderbare, minimale Weise geschrumpft, als hätte man eine weitere dicke Farbschicht auf die weißen Wände aufgetragen. Die Wände schienen meinen Grimm zu spiegeln, als habe mein verschwitztes Unbehagen sich auf sie übertragen. Ich schnappte mir mein leichtes Jackett – sicher war es zu warm, aber ohne Jacke loszuziehen, hätte mein Gefühl von Ziellosigkeit nur noch verstärkt. Mit eiligen Schritten durchquerte ich den Flur, verkündete: »Ich geh nur mal kurz an die Luft«, und stürzte fast mit einem Hechtsprung aus der Tür.
    Es war warm, aber unbeständig. Gelegentlich rührten kühle Windböen die Luft über dem Asphalt auf, die ansonsten dick und klebrig war wie türkischer Honig. Der Himmel war von tiefdunklem Blau.
    In der Absicht, Neuland zu erkunden, folgte ich den Trambahnschienen stadtauswärts. Nur wenige Menschen waren auf den Straßen, was die Stadt eigenartig geräumt und erwartungsvoll wirken ließ. Drei Trambahnen fuhren vorbei, alle in Richtung Innenstadt. Wegen dieser Leere um mich und der drückenden Schwüle kam es mir allmählich vor, als ballte sich in meinem Rücken etwas zusammen. Allerdings war ich auch froh, dass kaum Passanten meinen Weg kreuzten, da ich mich immer noch genierte, ungeduscht zu sein. Als ich in der Hitze zu schwitzen begann, empfand ich es sogar als Erleichterung. Wenigstens würde der frische Schweiß den alten, ranzigen überdecken. Ich hatte vor, in der Nähe der Trambahnschienen zu bleiben, um mich nicht zu verlaufen, aber nach drei Querstraßen kam ich unversehens an eine Brücke. Die Straße wurde von einem tiefen Kanal durchschnitten, einem ölschlierigen Band von stehendem Wasser, hie und da mit Inseln aus Müll garniert. Zwischen schwärzlichen Mauern lag das Wasser drei Meter tief unterhalb der Straße, und eine schauerlich steile Treppe, wie aus einer Kerkerfantasie von Piranesi, führte von der Brücke auf einen schmalen Saumpfad hinab. Die Szenerie war alles andere als einladend, aber ich stieg trotzdem hinunter.
    Ein fauliger, morastiger Geruch stieg vom Wasser hoch. Der Gedanke an Ratten scheuchte irrationale Ängste auf, die sich sogleich vervielfältigten. Was, wenn das

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