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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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relativ deprimierenden Alternativen zu wählen – entweder Wasser trinken und warten, bis es vorbeiging, vielleicht ein Nickerchen machen oder aber weitertrinken, das Ganze bis auf Weiteres erst einmal wegschwemmen, aggressive Vinotherapie sozusagen. Eine Hungerkatastrophe in Afrika wurde vom Fernsehen gerade häppchenweise durchgereicht – endgültig angeekelt schaltete ich ab.
    Zuerst hatten wir vorgehabt, mit dem Essen auf Emma zu warten. Aber die Hühnerbrüste trockneten im Ofen aus, die Kartoffeln matschten im Topf, und die Unterhaltung perlte auch nicht so munter, wie ich mir erhofft hatte. Um Viertel nach acht gab ich mich schließlich geschlagen, öffnete noch eine Flasche, und wir machten uns ans Essen.
    Emma kreuzte kurz nach neun auf. Sie konnte kaum noch stehen. Meine Wut auf sie half im Moment auch nicht weiter. Ich wollte nicht alles noch schlimmer machen, indem ich gleich an der Tür schon Krach mit ihr anfing; in ihrem Zustand hätte das nur zu hysterischem Gekreisch geführt. Stattdessen ertrug ich die Situation mit eisiger Ruhe und schlug ihr vor, ein Glas Wasser zu trinken und sich hinzulegen. Sie nickte stumm und war schon eingeschlafen, bevor ich ihr die Schuhe ausgezogen hatte.
    Als ich an den Tisch zurückkam, blubberte die Wut, gemischt mit Verlegenheit, immer noch ziellos in mir herum. Ich hatte selber eine Menge getrunken, wie wir alle. »Tut mit leid«, sagte ich grimmig. »Der Abend ist nicht ganz so gelaufen wie geplant. Schöne Scheiße.«
    Â»Nein, nein, mir gefällt es sehr gut«, lächelte Oskar.
    Helle Wut loderte in mir hoch. Ich funkelte ihn an. »Natürlich gefällt es dir. Muss ja ein Bombenspaß für dich sein, zu sehen, dass ich immer noch nichts auf die Reihe kriege. Geht mir aber völlig am Arsch vorbei, was du davon hältst – nein, stimmt nicht, aber ich kann ja doch nichts dran machen. Ich kann’s nicht leiden, wenn man auf mich herabsieht, echt, ich …« Oskar lächelte nicht mehr. Ich hatte das dringende Bedürfnis, meine Tirade schnellstmöglich zu beenden. »Ich hasse es, echt.«
    Â»Tatsache ist«, sagte Oskar mit seiner üblichen pedantischen Ausländerbetonung, »ich meinte es ernst.«
    Mir brannten schon die Backen vor Wut und Wein, doch ich spürte, wie ich noch eine Schattierung röter wurde. Noch nie hatte ich eine Freundschaft bewusst abgebrochen, meist verkümmerten sie einfach aus Nachlässigkeit.
    Â»Ich habe nicht oft Gelegenheit, dich zu sehen«, fuhr Oskar fort, »und ich bin gern in deiner Gesellschaft. Emma ist mir egal. Ist halt dumm gelaufen. Und ich sehe nicht auf dich herab.«
    Â»Scheiße, Mann, tut mir leid«, sagte ich. Laura starrte mich an, offensichtlich fasziniert.
    Â»Offenheit …«, begann Oskar und hielt inne, als suchte er nach Worten. Mir fiel plötzlich auf, wie alt er aussah – nicht im geriatrischen Sinne, sondern reif, erwachsen. Vernünftig, nicht verschrumpelt. Wir sind gleich alt, und dennoch fühlte ich mich ihm gegenüber wie ein Halbwüchsiger. »Offenheit ist wichtig. Es ist interessant, Dinge über dich zu erfahren, zu wissen, was du empfindest.«
    Das Drückende der Atmosphäre war damit nicht beseitigt. Sie war noch immer mit meinem Groll belastet. »Ich bin echt sauer auf Em. Es hätte ein netter Abend werden sollen.«
    Oskar winkte ab. »Jetzt lass mich mal ganz offen sein. Ich vergleiche mich nicht mit dir. Du bist kein Musiker; ich messe mich nur als Musiker mit anderen Musikern. Früher war es mir wichtig, was andere von mir dachten, jetzt nicht mehr so. Als wir uns kennenlernten, warst du mir sympathisch, weil du so lässig warst und ich alles andere als lässig. Ich mochte deine Toleranz. Aber ich glaube, du merkst nicht, dass deine Toleranz inzwischen zu einem Gift für dich geworden ist. Du nimmst zu viel Rücksicht auf die Meinung der anderen, und du findest dich mit allem ab. Du lebst hier in dieser tristen kleinen Wohnung, die du nicht mal leiden kannst. Wahrscheinlich kannst du auch Emma gar nicht besonders leiden, aber du findest dich mit ihr ab, weil du meinst, man sollte eine Freundin haben. Und deinen Job, den kannst du erst recht nicht leiden, aber auch mit dem findest du dich ab – wieso eigentlich? Des Geldes wegen? Er wirft ja gar nichts ab! Oder weil du zu Hause arbeiten kannst? Aber wieso willst du denn hier arbeiten? Das Schlimme

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