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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Landschaft, aber sie waren lose, und eines Tages beugte ich mich zu weit vor, die Platte, auf der ich kniete, kippte um und beförderte mich ins Wasser.
    Ich habe mal gehört, man verbrächte durchschnittlich vierundzwanzig Stunden seiner Lebenszeit damit, einen Orgasmus zu haben. Diese Weisheit mag anfechtbar sein, aber wenn man all diese explosiven Sekunden zusammenzählt, würde man wohl auf eine ziemlich ausgedehnte Zeitspanne kommen. Und ebenso viel Zeit, stelle ich mir vor, verbringen wir im Leben mit Unfällen – im Begriff, zu stolpern, zerbrechliche Sachen fallen zu lassen oder sonstwie slapstickhaft zu agieren. In der beachtlichen Zeitspanne zwischen dem Moment, in dem ich das Gleichgewicht verlor, und dem meiner Landung im Wasser, kam mir ein perfekt artikulierter Gedanke: Deswegen hat Mami mich gewarnt, mich nicht so weit vorzubeugen. Jetzt sah ich es ein. Schade nur, dass die Einsicht zu spät kam, als der Stein schon ins Kippen geraten war. Es war, als hätte der Gedanke die ganze Zeit bereits fertig formuliert unter dem Stein gewartet, um im Moment der Krise in die Hirnrinde eingespeist zu werden.
    Deswegen also wollte Oskar die Katzen nicht auf dem Sofa dulden. Die Krallen, das war der Grund, nicht das Haaren, und erst jetzt, da der Schaden passiert war, begriff ich es. Reuige Einsicht im Nachhinein. Die Deutschen haben bestimmt ein Wort dafür (und Oskar wüsste es) – wenn nicht, sollten sie aber. Schließlich verlassen wir uns in diesen Dingen auf sie.
    Die Katzen waren runter vom Mobiliar, die Stalltür war ordnungsgemäß verschlossen, wie üblich, wenn das Pferd ausgebüxt war. Der Schaden war nicht mehr rückgängig zu machen, und ich war die Ruhe selbst, wie betäubt. Der Sturm war losgebrochen, die Sache war aus dem Ruder gelaufen, so war es nun mal. Aus Schaden wird man klug. Wir waren alle ein bisschen älter und weiser geworden. Ein Kratzer und ein kleiner Fleck, davon ging die Welt nicht unter. Draußen im Regen rumpelten die Trambahnen immer noch ihre eintönigen, beruhigenden Bassläufe, mit funkensprühender Oberleitung und dumpfem Räderrollen ein irdisches Echo auf das Gewitter.
    Der Himmel hellte sich kurz wieder auf, nachdem das Gewitter abgeflaut war, aber die Wolken verzogen sich nicht, und der Regen ließ nicht nach, er wandelte sich nur von einem Sturzbach zu einer Dauerdusche. Gegen sieben schwand das Tageslicht erneut, und die Sonne versank irgendwo hinter dem dicken Daunenbett aus Wolken, das sich über den Kontinent gebreitet hatte.
    Zum Konzertsaal war es nur ein kurzer Fußweg, wie ich sehr wohl wusste. Man hätte sich Oskar auch wirklich nicht allmorgendlich in einer überfüllten Trambahn vorstellen können, mit der International Herald Tribune unterm Arm und einem Aktenköfferchen voller Dirigentenstäbe, womöglich noch einzeln hygienisch verpackt wie die Essstäbchen und Zahnstocher in chinesischen Restaurants. Die Gehsteige waren glitschig und sprühten geradezu vor Regentropfen. Ich hatte einen Schirm aus dem Ständer unter den Mantelhaken mitgenommen, einen billigen Knirps, der wahrscheinlich für Gäste gedacht war – das bajonettsteife Exemplar daneben, mit Mahagonigriff, war offensichtlich Oskars erste Wahl. Für mich waren Regenschirme ja praktisch Wegwerfutensilien, nachdem ich über die Jahre so viele davon hatte stehen und liegen lassen, deswegen kaufte ich immer nur billige und versuchte, sie mir nicht allzu sehr ans Herz wachsen zu lassen, da sie doch bald ihren Weg in der Welt ohne mich machen mussten. Oskars Schirm wirkte zugleich brandneu, teuer und gediegen. Auf keinen Fall durfte der in meiner Gesellschaft die Wohnung verlassen. Es sollte keine Patzer mehr geben, nicht heute Abend. Heute Abend war ich ja nicht mal in der Wohnung, um irgendwas anzustellen.
    Bäche rauschten an den Bordsteinen entlang, immer auf der Suche nach tieferen Rinnen. Der Kanal würde heute frisch aufgefüllt werden. Den größten Teil des Weges ging es eine schnurgerade, baumbestandene Allee entlang, die scheinbar nur dazu da war, zwei Kardinalpunkte zu verbinden – einen Triumphbogen ins Nirgendwo, zur Erinnerung an einen gänzlich imaginären Triumph errichtet, und einen unsinnigen Kreisverkehr. Das Bauwerk oder Monument, das den anderen Angelpunkt bildete, war entweder abgerissen worden – durchaus nichts Ungewöhnliches in einem Land, das nur

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