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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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sechs Uhr morgens Bibelverse studiert, wagte ich mich aus dem Schlafzimmer. In der Küche fand ich die fledermausgesichtige Alte, der ich gestern im Treppenhaus begegnet war – vorgestern, verbesserte mich mein langsam genesendes Hirn, offenbar entschlossen, seinen Besitzer zumindest über den neuesten Stand der Erdumdrehung auf dem Laufenden zu halten, nicht ohne mir die Mühe mit einem saftigen Schmerzstoß zu vergelten. Mit der methodischen Gründlichkeit eines Geheimdienstlers, der einen Dissidenten aufmischt, fuhrwerkte die Putzfrau in der Küche herum.
    Als sie mich erblickte, zeigte sich Missbilligung in ihrer Miene, die dafür wie geschaffen war. Wortlos drehte sie sich zur Abstellkammer um, sodass mein »Guten Morgen« nur noch auf den biestigen kleinen Knoten traf, der an ihren Hinterkopf getackert war. Sie verschwand kurz und tauchte, zu meinem Ekel, mit dem Katzenklo im Arm wieder auf, das sie mir mit einem wütenden Grunzen unter die Nase hielt. Vier oder fünf kleine Katzenwürstchen rollten auf dem müffelnden Kies hin und her, und fast hätte ich auch noch draufgekotzt.
    Â»Iiih«, sagte ich und wandte mich ab.
    Â»â€“–!«, entgegnete sie, um die Bemerkung dann mit zunehmender Schärfe zu wiederholen: »––! ––!? ––!!«
    Die Bedeutung war nicht schwer zu verstehen – ich hätte das Katzenklo leeren, die Streu auffrischen und sie zu einem kleinen Zen-Garten zurechtharken sollen, den Schossy und Strawy während ihrer Meditationen betrachten konnten. Ich mochte die Katzen, auch wenn ich jetzt wieder daran erinnert wurde, wieso ich selbst keine hatte. Diese Alte dagegen mochte ich nicht und wäre sie gern losgeworden. Offensichtlich war sie hier sowohl Hausmeisterin als auch Putzfrau, und sie würde erst gehen, wenn sie ihre wie auch immer gearteten Pflichten erfüllt hatte. Wie lange würde das dauern? Eine Stunde? Zwei? Konnte ich mich im Schlaf- oder Arbeitszimmer verstecken, bis sie endlich Leine zog? Um das Bad zu putzen, würde sie durchs Schlafzimmer gehen müssen – ich dachte an die überschwappenden Gummistiefel. Besser, ich sah erst mal nach, ob alles in Ordnung war.
    Â»â€“–!«, ereiferte Fledermausgesicht sich weiter und schwenkte das Katzenklo durch die Küche. Im Geiste sah ich den Inhalt schon über den ganzen Boden rieseln und die Katzen hinter den korkenähnlichen Röllchen herjagen … wieder würgte es mich vor Ekel. Aber es wurde nichts verstreut. Die Katzen lagen auf dem Sofa (wusste sie von dem Sofa-Tabu?) und taten so, als schliefen sie, eine vernünftige Strategie, die auch ich hätte verfolgen sollen. Die Küche sah eigentlich gar nicht so schlimm aus – ein paar leere oder halbleere Weinflaschen, kaum Geschirr in der Spüle, aber natürlich blieb das weit hinter Oskars peniblen Ansprüchen zurück. Auf der Arbeitsplatte stand eine leere Thunfischdose mit ein paar Ölschlieren ringsum – mein Abendessen, erinnerte ich mich, dessen Reste die Katzen in der Nacht wohl noch weggeputzt hatten. Tief in meinen Eingeweiden fürchtete ich, der Thunfisch habe sich in Lachs verwandelt und versuche nun zielstrebig, gegen den Strom zu schwimmen.
    Mit vielsagender Miene hob die Putzfrau eine zu zwei Dritteln geleerte Flasche hoch, stopfte den Korken in den Flaschenhals und schob sie rabiat ins Weinregal unter dem Küchentresen.
    Â»Tut mir leid, dass es ein bisschen unordentlich ist«, sagte ich. »Ich hatte vor …« Zwecklos, den Satz zu beenden, allein schon wegen der Sprachbarriere. Ich grinste dümmlich. Meine Blase, die sich höflich zurückgehalten hatte, verlangte nun nach Beachtung. Ich kehrte zurück ins Schlafzimmer, in Richtung Bad.
    So furchtbar sah es doch alles gar nicht aus. Das Chaos im Wohnzimmer hielt sich in Grenzen, und ich verstand nicht, wieso Fledermausgesicht sich so aufregen musste. Vielleicht war es weniger der Zustand der Wohnung, der sie erboste, als die Tendenz, die sich darin ausdrückte – ein Hang zur Nachlässigkeit, die zwangsläufig immer weiter zunehmen musste, ein graduelles Versinken in Schmutz, Anarchie und Untersetzerverweigerung. Ich erleichterte mich, und in meinem restalkoholbenebelten Hirn verwandelte der Porzellanrand der Kloschüssel sich in wabbeliges grünes Gummi … Das Komische an dem Vorfall auf der Neujahrsparty war, dass die Vorstellung, in

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