Die nachhaltige Pflege von Holzböden

vier Tickets – Eintritt, Garderobe, Gratisgetränk und Gratistanz. Letzteres kam mir vage unlogisch vor, auch wenn ich mit den Landessitten nicht so vertraut war.
    Â»Ich glaube, ich tanze nicht«, sagte ich. »Mein Fuß ist nass …« Das Blut in meinen Ohren pulsierte im Takt der Musik.
    Â»Du brauchst gar nichts zu tun«, sagte Michael. In dem roten Licht hatte sein Grinsen etwas von einem Vampir, die Augen in tiefen Schattenhöhlen. »Du sitzt einfach nur da und schaust zu.«
    Mein Hirn fühlte sich schwer verkrustet an. Es war voll des guten Weins, es rotierte, kurz vorm Überlaufen. Michael verschwand durch den Perlenvorhang am Ende des Flurs. Ich folgte ihm ergeben.
    Wir traten in einen überraschend großen, quadratischen Raum. Halbkreisförmige Sitznischen zogen sich an drei Wänden entlang, und kleine Tische füllten die Bodenfläche dazwischen, jeder mit einem oder zwei wackligen Stühlchen. Man konnte schwer erkennen, ob der Club hell erleuchtet oder in rötliches Halbdunkel getaucht war. Tatsächlich traf beides zu, denn in der Mitte des Raumes durchbrach ein greller Scheinwerferstrahl die Schummerbeleuchtung. Unter dem Lichtkegel gab es eine Bühne, auf der Bühne eine Stange, an der Stange ein Mädchen, an dem Mädchen wenig Textil. Sie zeigte die gelangweilte, routiniert konzentrierte Miene eines Gabelstaplerfahrers. Ihr Körper wand und schlängelte sich auf zugleich animalische und mechanische Weise um die Stange.
    Ach, tanzen , dachte ich.
    Michael wirkte überaus zufrieden mit sich. »Komm«, sagte er, »wir haben da hinten eine Nische.«
    Im Club waren noch andere Mädchen unterwegs, trugen Tabletts, ließen in den Sitznischen die Hüften kreisen, küssten Männer, schmiegten sich an sie. Nur wenige Männer waren da, die meisten Tische und mehr als die Hälfte der Nischen waren leer. Die Tänzerinnen waren zahlreicher als die Gäste. Fast alle Gäste waren allein da, doch es gab auch zwei Gruppen, die eine lärmend und in Anzügen, die andere, noch lärmender und in Jeans und T-Shirts, sah mir ganz nach einem britischen Junggesellenabend aus. Seit dem Flughafen hatte ich keine Landsleute mehr gesehen. Die Luft roch nach vierzig Prozent Raumspray, vierzig Prozent Zigarettenrauch, zehn Prozent schalem Bier, fünf Prozent Schweiß und fünf Prozent Gemeinheit.
    Wir nahmen auf der roten Kunstlederbank Platz, hinter einem runden Tisch, auf den ein schwarzrotes Yin-Yang-Symbol laminiert war.
    Â»Also, ich weiß nicht recht, Michael …« Vor meinem geistigen Auge wucherten Krebszellen, bildeten sich Klumpen, trockneten Weinflecken, hinterließen dunkle Flutränder. Vom Hinsetzen wurde mir schwindlig. Meine Muskeln kamen mir irgendwie unkoordiniert vor, als hätte ich eine Kiste aufgehoben, die ich für schwer hielt, um dann stolpernd zu merken, dass sie leer war. Ich fühlte mich machtlos und ausgeliefert.
    Â»Was, was?«, meinte Michael versöhnlich. »Entspann dich. Wir werden Spaß haben.«
    Â»Ich weiß nicht«, wiederholte ich. Die Küsserei störte mich. Eine Menge Dinge störten mich, aber die Küsserei führte die Liste an. »Gibt’s da üblicherweise nicht eine Hände-weg-Regel?«
    Â»Nein, nein.« Michael legte mir väterlich die Hand auf die Schulter. »Wenn du irgendwas anfassen willst, zahlst du einfach dafür. Wir trinken jetzt Champagner.«
    Ein weiteres Bataillon von Einwänden kam aufmarschiert. Abzocke, Billiggesöff zu Fantasiepreisen, Schlagringe. Doch ein Mädchen in roten Hotpants und Satinbustier kam auf durchsichtigen Plastik-Highheels an unseren Tisch gestöckelt, und Michael bestellte bereits. Und nicht nur das, er schien sogar Konversation zu machen.
    Â»Bist du hier bekannt?«, fragte ich, als das Mädchen hüftschwenkend davonstakste.
    Â»Ja, klar«, erwiderte Michael. »Wir kommen oft hierher, also ein paar Kumpel vom Orchester.«
    Â»Oskar auch?« Ihn sich in solcher Umgebung vorzustellen, war fast unmöglich.
    Â»Sicher«, sagte Michael. »Aber, wie gesagt, nicht mehr so oft, seit er verheiratet ist.«
    Â»Okay.« Mir drehte sich der Kopf.
    Ein anderes Mädchen erschien, mit noch weniger an, nur einem rosa Bikini zu den üblichen Plastikstelzen. Sie brachte eine Flasche Schampus und vier Gläser. Ihre Brüste schwangen vor, als sie die Sachen auf dem Tisch