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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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mit allerlei anderem Zeug vermischt waren – mit Geldscheinen, dem Abriss der Konzertkarte, einem verknitterten Trambahnfahrplan. Connie sortierte zwei der Kärtchen aus, die mich zu einem Gratisgetränk und einem Gratistanz berechtigten, und verschwand mit ihnen.
    Â»Entspann dich«, redete Michael ermunternd auf mich ein. »Du kriegst deinen Tanz. Lass es dir einfach gut gehen. Lass uns noch was trinken.«
    Â»Ich weiß nicht.« Ich fühlte mich alles andere als entspannt, versuchte die ganze Zeit auszurechnen, wie viel Geld schon ausgegeben worden und wie viel noch übrig war, ein Unterfangen, als wollte man eine Zeitung bei heftigem Wind zusammenfalten. Mein Herz raste wie ein aufziehbares Blechspielzeug. Ich schwitzte, und ich war mir sicher, dass ich nicht mehr sehr frisch roch. Schrecklich, der Gedanke, dass attraktive Unbekannte aus finanziellen Gründen verpflichtet wären, sich mir an den Hals zu werfen, wenn dieser nicht blitzsauber war. Fiebrige Hitzeschauer und Schüttelfrost überliefen mich abwechselnd, und ich fragte mich, ob mir langsam übel wurde, doch die Frage war von geringer Relevanz, ein Zwischentitel in einer akademischen Fachzeitschrift.
    Â»Wie zahlen wir das alles?« Mir widerstrebte es, die merkantile Note anzuschlagen, da es mich unschön daran erinnerte, dass es hier um nichts anderes als rein wirtschaftliches Interesse ging. Mit Liebe oder mit echter Anziehung hatte es nichts zu tun, und eher wenig mit echtem Sex. Hier zählte nur die Profitspanne. Wir geilten uns an der Schnittstelle von zwei Einkommenskurven auf.
    Connie kam mit noch einem weiteren Mädchen zurück, honigblond mit einem messerscharf gezogenen Pony über den Brauen, der ihr Haar wie einen Helm aussehen ließ. Ihre stark geschminkten Augen gaben ihr etwas Verruchtes. Sie trug ein hellblaues Top zum Minirock, beides aus Latex. Connie setzte sich wieder neben mich und stellte eine Flasche Bier vor mir ab, und die Neue begann mit einer routinierten, zeitlupenhaften Exhibitionsnummer. Sie war keine echte Blondine.
    Eine Welle aus Übelkeit und Testosteron gischtete in mir hoch. Ich staunte über die Fähigkeit des männlichen Körpers, zugleich Ekel und Verlangen zu empfinden, in sekundenschnellem Wechsel von Scham und Schamlosigkeit. Ein Sexroboter in mir versuchte, meine Kontrollmechanismen schachmatt zu setzen. Ich dachte an Fleisch in kalten Kellern. Ich dachte an Menschenhandel und Sklaverei, ein mentaler Gnadenstoß, der den Roboter außer Gefecht setzte. Mädchen wurden aus Ländern wie diesem verschleppt, um im Westen unvorstellbar geknechtet zu enden. Ich selber hatte Polizeiberichte darüber in meinen Broschüren verwendet. Und wie erging es diesen Mädchen hier? Waren sie froh über den Job? Machten sie ihn überhaupt freiwillig? Wo standen wir alle auf dem Gradmesser menschlichen Leidens?
    Mit steigender Alkoholflut lösten all diese Argumente sich auf, verschwammen zu sinnlosen Rückkoppelungsschleifen, bar jeder Ethik, Rücksicht oder Furcht vor Konsequenzen. Die Honigblonde wippte und wiegte sich in den Hüften, und die Trunkenheit ließ auf dem fleckigen Palimpsest meines Hirns eine simple Formel aufscheinen: Suche Spaß. Connie schob die Hand zwischen meine Beine, und ich schämte mich plötzlich meiner abgeflauten Begeisterung, als ob ich es versäumt hätte, ein Trinkgeld zu hinterlassen. Zum Glück war die Begeisterung schnell wieder da. Ich kippte einen Schluck Bier.
    Â»Nicht schlecht!«, kommentierte Michael, als die Honigblonde ihre Darbietungen zum Abschluss brachte.
    Â»Toll«, sekundierte ich ohne Überzeugung und steckte ihr fünf Euro zu. Connie lehnte sich an mich und rubbelte zielstrebig. Sie leckte sich die Lippen. Im Unterschied zu mir roch sie frisch geduscht. Mit ihrer freien Hand kraulte sie mir das Haar im Nacken. Ich fühlte mich in dem Dilemma gefangen, weder interessiert noch desinteressiert erscheinen zu wollen. Mit einiger Mühe, eingekeilt, wie ich war, nahm ich noch einen Schluck von meinem nicht sehr kalten Bier. Doch sobald ich die Flasche absetzte, legte Connie sich richtig ins Zeug, saugte sich an meinen Lippen fest und stieß mit der Zunge nach. Ich schmeckte Bier, Schampus, Wein, Rauch, Metall, Blut. Meine Hand irrte über ihre magere Taille hinauf zu ihrer Brust. Erneut unterlag ich der Tyrannei der Begierde. Schale Feuerwerke schwirrten mir durch den Kopf,

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