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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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Umstände der Scheidung waren mir nicht bekannt, doch Oskar schien mir deutlich in der Defensive. Die Scheidung war in Kalifornien eingereicht worden, was darauf hinwies, dass sie von ihr ausging. Oder musste man sich grundsätzlich in dem Land scheiden lassen, in dem man getraut worden war? »Sieht ganz so aus, als ob sie ihn loswerden will. Aber war er nicht doch der Chef in der Beziehung?«
    Â»Wahrscheinlich. Was macht man in England, wenn der Arbeitgeber unfair zu einem war und man Geld von ihm einfordern will?«
    Â»Man zitiert ihn vors Arbeitsgericht«, sagte ich.
    Michael, noch immer hochrot im Gesicht, wollte sich ausschütten vor lautlosem Lachen. Er schnappte nach Luft und keuchte: »Vors Arbeitsgericht … wegen sexueller Belästigung!«
    Ich stimmte in sein Lachen mit ein, aus reinem Spaß an der Albernheit.
    Michael fing sich wieder. »Weißt du, warum sie sich wirklich scheiden lassen?«
    Â»Tja …« Ich wusste nur, was Oskar mir an jenem schrecklichen Nachmittag damals im Pub erzählt hatte. »Es war zu schwierig mit der Fernbeziehung, er hier, sie in Kalifornien. Sie hockten dauernd im Flugzeug, und wenn sie zusammen waren, haben sie sich nur noch gestritten. Ihr gefiel es hier nicht, und ihm gefiel es vielleicht auch nicht besonders in Kalifornien. Das weißt du wohl besser als ich.«
    Â»Ihm gefiel es nicht«, sagte Michael, »seine Arbeit ständig unterbrechen zu müssen. Er fühlte sich wohler, wenn die Ehefrau nicht da war. Wenn sie herkam oder er zu ihr fuhr, war er die Woche davor und danach schon gestresst. Die restliche Zeit existierte sie nicht für ihn, man konnte ganz vergessen, dass er verheiratet war. Und es wurde schlimmer und schlimmer, man konnte sich kaum mehr entsinnen, dass sie auch mal glücklich zusammen waren.«
    Â»Stimmt«, warf ich ein. »Als ich sie damals in London sah, kamen sie mir eher glücklich vor.«
    Â»Vielleicht hätten sie in London bleiben sollen«, meinte Michael. »Oskar mochte es zwar nicht so sehr, aber ihr hätte es vielleicht gefallen.«
    Â»Sie mochte es auch nicht besonders«, sagte ich. »Aber dort wären sie wenigstens beide gleich unglücklich gewesen – ein guter Kompromiss. Ein ausgewogenes Opfer.«
    Â»Ich glaube nicht, dass Oskar gern so ein Opfer gebracht hätte«, meinte Michael. »Er sah nämlich schon alles, sein ganzes Leben, als Opfer an die Musik.«
    Â»Und die Ehefrau schien mir auch nicht gerade ein Muster an Selbstverleugnung zu sein«, warf ich ein.
    Â»Aber du hast ganz recht«, sagte Michael. »Sein Plan ist schiefgegangen. Das muss verdammt schwer für ihn sein.«
    Â»Sehr wahr«, nickte ich. Sicher ist es immer schwierig, wenn eine Ehe zerbricht, aber so jemanden wie Oskar musste es besonders treffen, wenn ein Teil seines Lebens außer Kontrolle geriet, denn es bedrohte die Sicherheit, die in seinem Leben einen so großen Stellenwert einzunehmen schien. Überhaupt zu heiraten, musste für ihn eine große emotionale Investition gewesen sein. Er hatte sich auf nie gekannte Weise einem anderen Menschen öffnen müssen – und nun war die Investition fehlgeschlagen. Meinen Vorurteilen über Oskar mochte es entgegenkommen, ihn als rein kopfgesteuerten Zeitgenossen zu sehen, dessen Ehe auf einer kühl kalkulierten Kosten-Nutzen-Analyse basierte, aber schließlich war er doch auch ein Mensch, der unglücklich war. Ich schämte mich fast ein bisschen, dass mir das nicht eher bewusst geworden war. Betroffenheit und Mitgefühl wallten in mir auf, und ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Aber dann fiel mir ein, wie viel ich getrunken hatte, mittlerweile schon eine ganze Flasche, den Gin vorher nicht mitgerechnet; offenbar war ich jetzt im gefühlsduseligen Stadium der Trunkenheit angelangt. Um einen klareren Kopf zu bekommen, stand ich auf und ging erst einmal zur Toilette.
    Die Klos stanken fürchterlich, das Ganze auch noch untermalt vom beißenden Dunst billiger Putzmittel, der in Augen und Nase zwickte und sich als pelziger Belag in die Kehle schlich. In der einzigen Kabine war ein Pärchen lautstark zugange, inmitten der Ammoniak- und Chlorgase, wahrscheinlich schon vollkommen abgedreht. Graffiti bedeckten sämtliche Wände, von vergilbten Zeitungsfotos durchsetzt, die auf die nackten Ziegel geklebt waren, meist Bilder von Mädchen, Starlets, in

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