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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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seltsam fetischistischer Aufmachung, Gummianzügen, Gasmasken. Die Krakeleien drum herum waren unverständlich bis auf die pfeildurchbohrten Herzen und die Initialien englischer Fußballclubs, die Hakenkreuze, Hammer und Sichel und FUCK ISLAM -Parolen, die wiederum von Gegenparolen wie FUCK THIS SHIT durchkreuzt waren. Stellenweise war die Kruste aus abgeblätterten Plakaten so dick, dass man nichts mehr von den Ziegeln sah, die sich als konkave Kuppel über die gruftartige Decke des Raums erstreckten. Auch dort gingen die Graffiti noch weiter, in Form von Schmauchstreifen aus Feuerzeugen.
    Ich hielt die Hände unter den kalten Wasserstrahl aus dem Hahn am schmutzigen Waschbecken und fühlte mich allmählich etwas weniger benebelt. Doch auf dem Weg zum Tisch zurück hatte ich immer noch Schlagseite. Ich kam mir merkwürdig abgehoben vor, als wäre ich eigentlich woanders und steuerte meinen Körper mit einer wenig funktionstüchtigen Fernbedienung. Ich fürchtete mich übertrieben davor, mit anderen Betrunkenen zusammenzustoßen und verprügelt zu werden, obwohl das alles andere als wahrscheinlich erschien, denn die Atmosphäre im Lokal war zwar immer noch stickig von Rauchschwaden und menschlichen Ausdünstungen, aber auf lärmende Weise kumpelhaft.
    Michael hatte inzwischen eine weitere Flasche bestellt, unsere dritte.
    Â»Das muss aber die letzte bleiben«, sagte ich lahm.
    Â»Jaja«, strahlte Michael. »Die letzte hier. Dann gehen wir woanders hin.«
    Â»Ich weiß nicht …« Verzweifelt versuchte ich, einen Kompromiss zu finden. Einen Moment lang erwog ich sogar, Michael auf einen Absacker in Oskars Wohnung einzuladen – dann hätte ich mich in Ruhe aufs Ohr hauen können. Aber wer weiß, was zwei dermaßen Betrunkene in der Wohnung hätten anrichten können. Besser, wir blieben draußen, dann konnten wenigstens keine Unfälle passieren.
    Â»Wir gehen tanzen«, erklärte Michael. »Tanzt du gern?« Er rutschte auf seinem Sitz hin und her und mimte einen Boogie-woogie.
    Â»Klar«, sagte ich. Wenn wir in einen Club gingen, würde man nicht mehr so viel trinken müssen, und vielleicht könnte ich mich dann unauffällig verdrücken. Ich konnte Clubs nicht ausstehen, hatte seit zehn Jahren schon keinen mehr betreten. Aber schließlich wollten wir heute Abend ja mal einen draufmachen, und wenn ich mich ein bisschen gehen ließ, würde es vielleicht sogar Spaß machen.
    Michael beugte sich zu mir vor. Er blickte ernst drein, fast streng. Ich blinzelte irritiert und fürchtete plötzlich, mein Gesicht könnte vom Wein und von der Hitze rot angelaufen sein.
    Â»Weißt du«, sagte der Musiker, »Oskar hatte erst mich gebeten, auf seine Katzen aufzupassen.«
    Â»Ach ja?« Ich fragte mich, ob Michael etwa gekränkt war, meinetwegen übergangen worden zu sein. Er konnte mich doch wohl kaum dafür verantwortlich machen?
    Â»Ja. Ich hätte sie mit zu mir genommen. Das wär kein Problem, ich hab einen kleinen Garten. Wir haben es früher schon mal so gemacht, und Oskar war ganz zufrieden.«
    Er war offensichtlich genauso betrunken wie ich, und ich fürchtete, es würde nun in Groll und Bitterkeit ausarten.
    Â»Oskar hat mir gar nichts davon erzählt. Er hat mir bloß vorgeschlagen, für ein paar Wochen herzukommen, und ich hatte sowieso Urlaub, und so …« Ich wusste nicht, wie ich den Satz beenden sollte. »Ich wollte dadurch weder dich noch sonst jemanden kränken.«
    Michael schaute verdutzt, doch seine verwirrte Miene wich bald einem unbefangenen Lächeln.
    Â»Ach, ich bin nicht gekränkt«, sagte er. »Es macht ja auch Mühe, weißt du. Ich bin froh, dass es mir erspart bleibt. Aber es ist doch komisch, findest du nicht? Die Katzen sind das Einzige, um das man sich jeden Tag kümmern muss, und ich bin immer bereit, für die haarigen kleinen Viecher zu sorgen. Ich mag sie. Ohne sie kann der Wohnung nichts passieren, es gibt ja eine Hausmeisterin … Und trotzdem lässt er dich extra aus London anreisen, um bei ihm zu wohnen. Wieso?«
    Â»Keine Ahnung.« Meine Kehle fühlte sich wie ausgedörrt an, und ich trank einen Schluck Wein. »Die Hausmeisterin hab ich schon gesehen. Sie kommt putzen.«
    Â»Vielleicht traut er ihr nicht«, meinte Michael. »Die klauen manchmal. Aber ich hätte ja auch öfter vorbeikommen

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