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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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gewesen war, als ich in die Wohnung zurückkehrte, und die Überschwemmung erst stattfand, während ich schlief. Diese Vorstellung kam mir fast noch schlimmer vor, als hätte ich den ganzen Horror irgendwie verhindern können. Aber wie denn? Ich hätte die Flasche doch nur aus dem Regal genommen, wenn ich noch etwas hätte trinken wollen. Das war kaum vorstellbar – also war die Katastrophe ohnehin nicht aufzuhalten gewesen.
    Ich starrte auf den ruinierten Boden. Ruiniert war er auf jeden Fall. Der Wein hatte genug Zeit gehabt, in den Boden einzusickern, einzutrocknen. Aber was hatte es mit diesen Pfotenabdrücken rings um die Pfütze auf sich? Was hatten die Katzen gemacht? Waren sie in dem ausgelaufenen Wein herumgetapst? Ein Bild drängte sich mir auf: das zertrampelte Ufer an einem Wasserloch in dürrer Steppe. Hatten die Katzen den Wein etwa getrunken ? Tranken Katzen überhaupt Wein? Andererseits, warum nicht? Ich stellte mir zwei sturzbetrunkene Katzen vor, die in der Weinpfütze umherschlitterten und sich anmaunzten, während sie torkelnd den zerfledderten Korken hin und her schossen. Besoffene Halbstarke auf einem Londoner Bahngleis in den frühen Morgenstunden. Das Ganze nahm mehr und mehr die Gestalt eines aus dem Ruder gelaufenen Schabernacks an: Alkoholexzess und krassester Vandalismus. Vermutlich schliefen die beiden Luder jetzt irgendwo ihren Rausch aus. Ich wünschte ihnen von ganzem Herzen einen schauerlichen Kater.
    Ich sah im Wohnzimmer nach, und tatsächlich machte eine der Miezen sich dort auf dem Sessel breit. Ich weckte sie mit einem unsanften Streicheln. Sie blinzelte mich träge an. Fast erwartete ich, verräterische rötliche Flecken an der Schnauze oder den Pfoten zu sehen, aber da war nichts. Das Fell an den Pfoten war sowieso schwarz. Nichts deutete auf einen Katzenjammer hin, keine schmerzliche Miene, kein Zittern, kein Würgen, keine Pfützen von Erbrochenem.
    Oje. Der Gedanke an ausgekotztes Futter löste einen neuerlichen Schwall von Übelkeit aus. Den Geruch, dachte ich, den Geruch kannte ich ganz genau.
    Und da war er auch schon wieder. Im Schlafzimmer. Als hätte er hinter der verschlossenen Tür auf der Lauer gelegen. Mindestens eine Katze hatte sich hier verewigt, die Frage war nur, wo. Das Resultat war nirgends zu sehen.
    Ich war schon so paranoid, was die vermeintliche Heimtücke der Katzen betraf, dass ich gleich mal einen Blick in meine Schuhe werfen wollte, aber sie standen noch zum Auslüften auf dem Balkon, und ich hätte es sicher bemerkt, wenn sie vollgekotzt gewesen wären, als ich sie vorhin rausgestellt hatte. Vielleicht im Schrank? Doch selbst wenn die Katze die Tür aufbekommen hätte, wäre sie wohl kaum in der Lage gewesen, sie hinterher wieder zuzumachen. Auch wäre der Geruch weit weniger aufgefallen, wenn die Ursache sich im Schrank befunden hätte.
    Nein, ich wusste schon, wo ich suchen musste. Ich ließ mich auf alle viere nieder und spähte unters Bett. Das Blut, das mir beim Bücken in den Kopf stieg, verstärkte schlagartig das Schädelweh, wie eine Kollision mit einem Sandsack. Unterm Bett war es dunkel – ich konnte nur undeutlich einen Papierstapel erkennen –, doch da der Geruch sich deutlich verschlimmerte, sah ich mich in meinem Verdacht bestätigt. Dort unten hatte ein Katzenviech sich die Seele aus dem Leib gekotzt.
    Ich richtete mich auf und wurde prompt mit einem Schwindelanfall belohnt, der mir eine Garbe von Wunderkerzen vor den Augen entzündete. Die Spannung in meinem Körper beengte mir die Brust. Ich hatte die letzten Minuten – eine winzige Zeitspanne, die sich auf Wochen auszudehnen schien, so fern lag nun die Ära von vor diesem Morgen – in ebenso irrealem wie ungerechtfertigtem Frieden verbracht. Was passiert war, war passiert und nicht mehr rückgängig zu machen. Aber dennoch musste ich irgendetwas unternehmen, mich irgendwie den Tatsachen stellen.
    Zuerst mal die Küche. Vielleicht war der Fleck doch nicht so schlimm. Der Ärger unterm Bett konnte warten, der stach wenigstens nicht so ins Auge.
    Der Anblick des Weinsees erfüllte mich mit namenlosem Grauen. Wie hatte ich mir das vorhin nur so ruhig ansehen können? Das war kein See, es war ein Ozean. Die Zeit vor dieser Sintflut lag noch gar nicht so lange zurück und war doch schon eine gänzlich versunkene Epoche, ein goldenes Zeitalter, in dem ich mich

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