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Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Die nachhaltige Pflege von Holzböden

Titel: Die nachhaltige Pflege von Holzböden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Wiles
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den Knöcheln überkreuzt. Doch ich hatte keine Ahnung, wie sie aussehen würde, wenn sie bei einem Herzinfarkt zu Boden gegangen wäre – selbst der Bauchplatscher in Oskars Küche hatte nicht unbedingt natürlich gewirkt. Mir fiel nur ein, sie auf das Sofa zu setzen, als ob sie sich unwohl gefühlt und zum Sterben niedergesetzt hätte.
    Den Versuch war es wert. Ich packte sie wieder unter den Achseln, um sie aufzurichten, aber meine Arme waren schon müde von all der Schlepperei. Ich schaffte es nur, sie bis zum Sofa zu zerren, dann verließen mich meine Kräfte.
    Mit ausgestreckten Armen ging gar nichts mehr. Ich holte tief Luft, beugte mich über sie, verhakte die Arme unter ihren Achseln und hievte sie mit letzter Kraft vom Boden hoch, in einer Art Umarmung, ihr auskühlendes Gewicht an mich gedrückt, ihr Gesicht gefährlich nah dem meinen. Eine falsche Bewegung, und ihr Kopf könnte sich drehen, ihre kalte Wange an der meinen entlangstreifen.
    Ihr Rumpf glitt auf die quietschenden Sofapolster, und ich ließ sie los, trat zurück und wischte mir reflexartig über Brust und Oberarme. Sie war auf dem Sofa, ihre Pose wirkte glaubwürdig, mit dem Kopf auf der Rückenlehne, ein Arm schlaff über der Armlehne, die Beine auseinander, aber nicht zu weit. Ein Anflug von Übelkeit überkam mich, doch ich fing mich schnell wieder – alles war in Ordnung, sie war auf dem Sofa, ich konnte jetzt gehen.
    Vorher musste der Eimer mit Putzmitteln noch in die Küche zurück, ebenso wie der Mopp, der noch oben in der Wohnung war.
    Als ich mich mit dem Eimer in der Hand umdrehte, fiel mein Blick auf den Boden. Draußen waren die Wolken aufgerissen, ein Sonnenstrahl fiel durchs Fenster und beleuchtete zwei tiefe Rillen im dicken Teppichflor, parallele Linien, die vom Flur ins Wohnzimmer führten, bis vor das Sofa, auf dem die Putzfrau zusammengesackt war. Deutlich erkennbare Schleifspuren.
    Ohne den Eimer abzusetzen, rubbelte ich mit der Schuhspitze über die Vertiefung. Man konnte sie zwar verwischen, aber auch das hinterließ einen Abdruck, nur etwas weniger offensichtlich. Verzweifelt sah ich mich nach einem Stück unversehrten Teppich um. Dort sah der Flor auch nicht gerade wie neu aus, eher abgetreten, aber auf eine normale Art. Nachdem ich den Eimer in die Küche gestellt hatte, arbeitete ich mich langsam den Flur entlang und versuchte, die Spuren mit den Schuhsohlen zu glätten. Besonders gut gelang es mir nicht, statt der Rillen sah man jetzt ein Streifenmuster aus verwischten Fußabdrücken. Immer wieder wanderte ich den Flur auf und ab, um auffällige Stellen einzuebnen. Ich kam mir vor wie ein Gärtner bei der Rasenpflege, nur ohne die Freude und den Stolz. Am Ende war kein Muster mehr zu erkennen, obwohl ich immer noch das Gefühl hatte, dass dem Weg von der Tür zum Sofa etwas Verdächtiges anhaftete. Oder war das nur meine Einbildung, weil ich wusste , wo die Spuren gewesen waren, die außer mir keiner sehen würde?
    Mehr konnte ich hier jedenfalls nicht tun. Ich griff mir die Schlüssel und machte, dass ich rauskam. Wieder war das Treppenhaus leer. Ich schloss die Tür der Putzfrau ab und stieg mit gewollter Lässigkeit die Treppe hoch.
    Der Schlüsselbund machte mir Kopfzerbrechen. Er musste natürlich in der Wohnung der Putzfrau bleiben, und um die Illusion perfekt zu machen, sollte ihre Tür von innen abgeschlossen sein. Doch wie würde ich dann rauskommen?
    Zurück in Oskars Wohnung, wischte ich den Moppstiel mit einem Geschirrtuch ab, um meine Fingerabdrücke zu entfernen, und grübelte über das Problem mit dem Schlüssel nach. Die Tatsache, dass es mir so leicht gelungen war, die Leiche abzutransportieren, hatte mir neues Selbstvertrauen verliehen. Wenn es mir zum krönenden Abschluss auch noch gelänge, die Tür von innen abgesperrt zu hinterlassen, würde mir eine eventuelle Ermittlung kaum noch etwas anhaben können. Wie immer war der Boden das Hindernis – die direkte Route wäre die senkrechte gewesen, durch den Putz und die Balken. Vielleicht gab es ja irgendwo auch noch eine Hintertreppe, einen Geheimgang, einen Lastenaufzug – aber so eng mein Verhältnis zu Oskars Boden und Besitztum auch war, kannte ich mich doch überhaupt nicht in dem Haus aus, das er bewohnte. Da hätte ich die Putzfrau fragen müssen.
    Es war schwül geworden, und die Wohnung hatte sich

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