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Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)

Titel: Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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starrte ihn so perplex an, dass sie sofort seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Zu spät, um den Blick abzuwenden. Zu spät, um wegzulaufen.
    Sie sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er sie ebenfalls erkannt hatte, und ein dumpfes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit.
    Der Verwalter hielt verdutzt inne, dann wandte er sich abrupt um und kam auf Nora zu – ein breites Lächeln im Gesicht, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, die beiden Vampire im Schlepptau.
    Der Verwalter dieser Blutfabrik war kein Geringerer als Dr. Everett Barnes, einst Direktor der CDC und Noras Boss. Zwei Jahre nach dem Sturz der Regierung bestand er immer noch darauf, die offizielle Uniform zu tragen, die daran erinnerte, dass die Seuchenschutzbehörde einmal Teil der Marine gewesen war.
    »Dr. Martinez«, sagte Barnes. Auch an seinem weichen Südstaaten-Akzent hatte sich nichts geändert. »Nora … Na, wenn das keine Überraschung ist!«

Der Meister
    Der Geruch des Kampfers brannte wie Feuer in seiner Kehle, so dass Zack für einige Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlten, keine Luft bekam. Er wurde von einem Hustenkrampf geschüttelt – bis seine Atmung endlich wieder einsetzte und sich sein Herzschlag verlangsamte. Mit wässrigen Augen blickte er zum Meister auf, der in der Gestalt des Rockstars Gabriel Bolivar vor ihm stand, und lächelte dankbar.
    Die Nächte im Central Park waren von Tiergeräuschen erfüllt. Uralte Instinkte erwachten in den Bewohnern des Zoos und versprachen ihnen eine Jagd, die sie in ihren Käfigen nie erleben würden. Und so heulten die Affen und brüllten die großen Katzen. Zack war froh, dass er die Käfige nicht mehr reinigen musste; der Meister hatte einige seiner menschlichen Untertanen dafür abgestellt.
    Inzwischen war der Junge zu einem ziemlich guten Schützen geworden, und für jeden tödlichen Treffer erhielt er vom Meister eine Belohnung. Zack interessierte sich neuerdings für Mädchen (oder eher für Frauen), also sorgte der Meister dafür, dass ihm welche gebracht wurden. Nicht um mit ihnen zu reden – Zack wollte sie lediglich beobachten. Und das von einem Ort aus, an dem sie ihn selbst nicht sehen konnten. Er war nicht übermäßig schüchtern oder gar ängstlich; er wollte einfach nur nicht gesehen werden. Und er wollte sie auch nicht berühren. Noch nicht. Er beobachtete sie. So wie er den Schneeleoparden beobachtet hatte.
    In all den Jahrhunderten, die er nun auf der Erde war, hatte der Meister nur sehr selten eine solche Gelegenheit gehabt: den Körper, in den er einmal schlüpfen würde, zu hegen und zu pflegen. Selbst in jenen Zeiten, in denen die Mächtigen ihre schützende Hand über ihn gehalten hatten, hatte sich der Meister im Schatten versteckt, hatte seine Feinde gemieden, hatte sich an den Waffenstillstand zwischen den Alten gehalten. Doch nun hatten sich die Vorzeichen geändert – und der Meister besaß ein menschliches Haustier.
    So schlau der Junge war, so manipulierbar war er auch. Und der Meister war ein Experte in Sachen Manipulation. Er wusste genau, welche Knöpfe man drücken musste: Gier, Lust, Rache … Und der Körper, in dem er sich gerade befand, hatte auch die nötige Ausstrahlung dafür. So wie einst Gabriel Bolivar war der Meister nun ebenfalls ein Rockstar.
    Lobte der Meister Zack wegen seiner Klugheit, so tat der Junge alles, um noch klüger zu sein. Bezeichnete der Meister Zack als grausam und verschlagen, so nahm der Junge auch diese Eigenschaften an, um seinem Herrn zu gefallen. Und so trainierte der Meister den Jungen Nacht für Nacht, Monat für Monat: Indem er die Dunkelheit, die bereits in Zacks Herz schlummerte, herauslockte und nährte. Und er empfand dabei etwas, was er seit Jahrhunderten nicht mehr empfunden hatte: Er wurde bewundert.
    Fühlte es sich so an, wenn man Vater war? Und war die Erziehung eines Kindes immer eine solch monströse Aufgabe? Die zarte Seele nach seinem Bilde zu formen, nach seinem Schatten …
    Nun, bald würde das alles zu einem Ende kommen. Der entscheidende Moment rückte näher. Der Meister spürte es überall: im Rhythmus des Universums, in den Wolken und im Wasser, im Echo der Stimme Gottes. Der Körper dieses Jungen würde sein letzter sein – dann würde er für immer über diese Welt herrschen. Wer konnte ihn noch aufhalten? Ihn, der über Millionen Augen und Millionen Münder gebot. Der Tausende auf einen Schlag vernichten konnte, ohne dass jemand je davon erfuhr. Wer würde es wagen? Wer?
    Aber dann

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