Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
dir, sie von uns wegzulocken«, rief er Eph zu, »dann sind wir schneller wieder draußen.«
Eph hatte zwar keine große Lust, für die Vampire den Lockvogel zu spielen, aber in Vasiliys Plan lag eine gewisse zwingende Logik. »Okay«, rief er zurück. »Aber beeilt euch!«
Vasiliy sah Gus an. »Du bleibst bei Eph!«
»Keine Chance«, erwiderte der Mexikaner. »Ich gehe mit euch. Bruno bleibt hier.«
Eph – der über die offensichtliche Abneigung, die der Gangbanger für ihn hegte, nur müde lächeln konnte – lief zu Quinlan und tauschte das Schwert mit ihm.
Ich kümmere mich um die menschlichen Wachen , ertönte es in Ephs Kopf, dann verschwand der Blutgeborene in der Dunkelheit.
Eph schloss die Hand um den vertrauten Ledergriff und wandte sich dann Bruno zu, der sich neben ihn gestellt hatte. »Alles okay?«
Bruno grinste wie ein kleines Kind vor der Bescherung. »Mehr als okay. Treten wir den Motherfuckern in den Arsch!«
Sie liefen los, weg von dem Aussichtsposten, und nach kurzer Zeit kam ein flaches, langgestrecktes Holzgebäude in Sicht, hinter dessen Fenstern ein schwaches Licht leuchtete.
Licht bedeutete Menschen.
»Hier lang«, rief Eph und blickte hinter sich. Bruno keuchte zwar, aber hielt Schritt. Eph sah sich um – und tatsächlich, die Vampire hatten die Verfolgung aufgenommen.
Sie näherten sich dem Gebäude, näherten sich dem Licht – als plötzlich ein strigoi neben der Eingangstür auftauchte. Es war ein großer, männlicher Vampir, auf dessen Brust eine Tätowierung zu erkennen war.
Eph blieb abrupt stehen, richtete das Schwert auf den strigoi … und im selben Moment erdröhnte die Stimme des Meisters in seinem Kopf.
Was machst du hier, Ephraim Goodweather?
Bruno blieb ebenfalls stehen und fuhr drohend mit dem Schwert durch die Luft.
Eph wandte sich um: Die Vampirhorde stand wenige Meter von ihnen entfernt und funkelte sie mit rot glühenden Augen an.
Du suchst jemanden, nicht wahr?
»Sei still!«, rief Eph, wirbelte herum und stieß die Silberklinge in die tätowierte Brust des strigoi neben dem Eingang.
»Ja, fahrt zur Hölle, ihr verdammten Wichser!«, brüllte Bruno.
Und dann stürmten die Kreaturen auf sie zu, drängten sie in Richtung Haus. Bruno hieb mit dem Schwert wieder und wieder auf die Horde ein, während Eph die kleine Treppe hinauflief und die Tür aufstieß.
Jetzt gehörst du mir, Goodweather.
Eph zog Bruno in das Gebäude, und gemeinsam rannten sie einen schmalen Gang hinunter. Käfige auf beiden Seiten. Menschen in den Käfigen, die brüllten und heulten, während sie vorbeiliefen. War das hier vielleicht eine Art Irrenhaus?
Du bist in einer Sackgasse.
Eph wusste, dass ihn der Meister nur verwirren wollte. Er schüttelte heftig den Kopf. Nicht nur um ihn herum war der Wahnsinn ausgebrochen – er war auch in ihm, in seinem Kopf. Er trat gegen eine Tür. Blickte in einen Büroraum, in dessen Mitte ein Zahnarztstuhl stand – der Teppich rund um den Stuhl tiefrot vor verkrustetem Blut. Wandte sich schnell ab und stieß eine weitere Tür auf – die nach draußen führte.
Warum bist du hierher gekommen?
Seite an Seite, die Schwerter drohend erhoben, wichen Eph und Bruno vor der Vampirhorde zurück. Rannten auf ein dunkles kastenartiges Gebäude zu, das neben dem hohen Maschendrahtzaun stand, der das Lager umgab. Sie blickten den Zaun hinunter – er endete an einem weiteren dieser Gebäude.
Waren das die Vampirverschläge? Die Nester der strigoi ?
Ich habe es dir ja gesagt, Goodweather. Es ist eine Sackgasse.
Eph drückte den Arm durch und richtete die Spitze der Silberklinge auf die strigoi , die ihnen immer näherkamen.
»Falls du es noch nicht wissen solltest, Arschloch«, flüsterte er. »Ich gebe nie auf.«
Nora wartete im Verwaltungsgebäude des Lagers vor Everett Barnes’ Büro – bereit, in alles einzuwilligen, was er von ihr verlangte. Um ihre Mutter zu retten. Und um ihren ehemaligen Boss zu töten. Sie verachtete Barnes noch mehr als die Vampire, denn das Böse in ihm war keine Krankheit – er hatte sich freiwillig dafür entschieden. Vor allem aber verachtete sie ihn dafür, dass er glaubte, sie wäre so schwach, sich seinem Willen zu beugen.
Nein, sie würde ihm das Gegenteil beweisen. Wenn es sein Traum war, dass sie sich ihm unterwarf, so war es ihr Traum, das kleine Messer in sein Herz zu rammen. Ein Buttermesser – wie passend für Everett Barnes! Sie würde es tun, wenn er gerade im Bett lag. Oder während eines opulenten
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