Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
die Quarantänestation. Da hier Menschen arbeiteten, erhellten einige batteriebetriebene Lampen den Raum. Die Schatten, die das matte Licht an die Wände warf, der unaufhörlich prasselnde Regen, die wilden Bestien um sie herum – Eph fühlte sich wie in einem winzigen Zelt inmitten eines riesigen Dschungels.
Die Menschen in der Quarantänestation hatten allesamt rasierte Köpfe, trockene müde Augen und trugen schiefergraue Overalls und Gummiclogs. Sie notierten die Namen der Neuankömmlinge – kein einziger entsprach der Wahrheit – und ließen sie dann unterschreiben, während sich Quinlan, der die Baseballtasche neben sich auf den Boden gestellt hatte, im Hintergrund hielt und die strigoi beobachtete, die vor dem Eingang im Regen standen und wie düstere Golems vor sich hin starrten. Quinlans Geschichte ging so: Er hatte diese fünf Ausreißer in einem Keller unter einem koreanischen Supermarkt auf der 129th Street erwischt und während des kurzen Kampfes einen Schlag gegen den Kopf bekommen, so dass seine telekinetischen Fähigkeiten etwas eingeschränkt waren – während er in Wirklichkeit eine psychische Mauer errichtet hatte, um die Vampire davon abzuhalten, seine Gedanken zu lesen.
Die Leute in den Overalls versuchten erst, den Knoten des Nylonseils zu lösen, um es erneut verwenden zu können, aber das durchnässte Material gab nicht nach, so dass sie es schließlich durchschneiden mussten. Eph rieb sich die Handgelenke und gab sich größte Mühe, den strigoi nicht in die Augen zu sehen; er befürchtete, seinen Hass auf die Blutsauger nicht verbergen zu können.
Plötzlich spürte er eine wachsende Spannung um sich herum. Die Vampirwachen hatten ihre Augen allesamt auf Quinlan gerichtet – offenbar war ihnen an ihrem Vampirbruder etwas aufgefallen. Etwas, das anders war …
Vasiliy hatte die Neugier der Vampire ebenfalls bemerkt – und völlig unvermittelt begann er zu reden, um damit die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Wann gibt’s denn hier was zu essen?«, fragte er mit unschuldiger Miene.
Einer der Männer sah von seinem Klemmbrett auf und erwiderte: »Wann immer sie entscheiden, euch zu füttern.«
»Na, ich hoffe nur, es wird mir nicht zu schwer im Magen liegen.«
Jetzt blickten alle im Raum versammelten Menschen Vasiliy an, als wäre er vollkommen durchgedreht. »Da würde ich mir nicht allzu große Sorgen machen«, sagte der Mann.
»Cool!«, gab Vasiliy grinsend zurück.
In diesem Moment richtete einer der strigoi seine Aufmerksamkeit auf Quinlans Baseballtasche und ging langsam darauf zu.
Das Grinsen verschwand aus Vasiliys Gesicht.
Unterdessen hatte einer der Männer im Overall nach Ephs Kinn gegriffen und leuchtete ihm nun mit einer kleinen Lampe in den Mund. Der Mann hatte Augenringe wie nasse Teebeutel. »Waren Sie früher Arzt?«, fragte Eph.
»Ja, in gewisser Weise«, sagte der Mann und inspizierte Ephs Zähne.
»Und in was für einer Weise?«
»Ich war Veterinär.« Jetzt leuchtete der Mann Eph in die Augen und machte ein ungläubiges Gesicht. »Haben Sie in letzter Zeit Medikamente genommen?«
»Ja, in gewisser Weise«, erwiderte Eph.
»Sie sind in keiner guten Verfassung. Ich glaube, wir müssen noch weitere Tests machen, bevor wir Sie ins Lager …«
Weiter kam der ehemalige Veterinär nicht: In diesem Augenblick berührte der strigoi Quinlans Tasche. Sie hatten die Nylonhülle zwar eigens mit Bleiplatten ausgelegt, die sie den Bleischürzen aus einer Zahnarztpraxis entnommen hatten, aber trotzdem spürte der Vampir das Silber der Schwertklingen. Er sprang fauchend zurück, als hätte er sich die Hand verbrannt.
Blitzschnell packte Quinlan die Tasche und zog eines der Schwerter heraus. Für einige Sekunden waren die Wachen völlig verwirrt – ein Vampir, der ein Silberschwert in der Hand hielt –, und diese Sekunden ermöglichten es Eph und den anderen, die übrigen Waffen aus der Tasche zu holen. Eph fühlte sich sofort besser, als er ein Schwert in der Hand hielt. Die strigoi liefen nicht weg, um Alarm zu schlagen, wie Menschen es getan hätten, sondern sandten den Hilferuf telepathisch aus. Und dann gingen sie zum Angriff über.
Quinlan hieb das Schwert in den Nacken einer der Kreaturen, und auch Gus stürmte vorwärts und trieb seine Klinge durch die Kehle eines Blutsaugers. Es war nicht gerade einfach, in beengten Räumen wie diesen einem Vampir den Kopf abzuschlagen – man riskierte, beim Ausholen seine Mitstreiter zu verletzen –, also mussten
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