Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
sie sich so schnell wie möglich einen Weg aus dem Quarantänebereich bahnen.
Eph hatte es jedoch nicht mit einem strigoi , sondern mit einem Menschen zu tun: Der Ex-Veterinär attackierte ihn wie wild, was Eph nicht nur verwirrte, sondern geradezu in Panik versetzte. »Was zur Hölle machen Sie da?«, schrie er. Und dann trieb er dem Mann die Silberklinge in die Brust, als würde er einen Vampir töten. Rotes Blut spritzte durch den Raum, und der ehemalige Tierarzt ging in die Knie.
Die anderen Männer starrten erschrocken ihren blutenden Kollegen an, während Eph das Schwert herauszog und einige Schritte zurücktrat. Er zitterte. Ich habe einen Menschen getötet , schoss es ihm durch den Kopf.
Und dann rannten sie nach draußen, in den Regen, in die Dunkelheit. Eph sah kaum mehr als den von einer Plane überdachten Weg vor ihnen. Er blinzelte in die Nacht – und da kamen die strigoi schon auf sie zugestürmt.
Quinlan und die fünf Menschen bildeten eine Art Halbkreis, um den Vampiren einen gebührenden Empfang zu bereiten. Hier im Freien hatten sie endlich genügend Platz, um die Schwerter zu schwingen und den Kreaturen mit einem ordentlichen Hieb die Köpfe von den Schultern zu schlagen. Und genau das taten sie auch. Und besiegten so die erste Welle von Angreifern.
Als schließlich kein strigoi mehr auf den Beinen stand, liefen sie los. Sie hatten keine verlässlichen Informationen über den Aufbau des Lagers, also hielten sie nach größeren Wohnquartieren Ausschau, in denen sich die menschlichen Gefangenen am Wahrscheinlichsten aufhielten.
Nach wenigen Minuten schälte sich eine turmartige Struktur aus der Dunkelheit: ein Wachposten in der Mitte eines Steinkreises. Und von dort stürmten weitere Blutsauger auf sie zu, so dass sich die Männer eng zusammenstellten und ihre Klingen in eiliger Folge auf die Kreaturen niedergingen ließen. Sie mussten schnell töten – es gehörte zur Strategie der strigoi , so viele Vampire wie möglich in die Schlacht zu werfen, in der Hoffnung, die Menschen irgendwann einfach zu überrennen, selbst wenn es nötig war, drei, ja sogar zehn Vampire zu opfern, um einen der menschlichen Gegner zu überwältigen.
Eph fiel etwas zurück, während die anderen ein Oval bildeten, das sich wie ein Ring aus Silber durch die Masse der strigoi bewegte. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und so sah er, wie die Vampire weiter hinten langsamer wurden und schließlich ganz stehenblieben. Innehielten. Sich telepathisch koordinierten …
»Sie formieren sich neu«, rief er den anderen zu. »Ich glaube, sie wollen uns in eine bestimmte Richtung treiben.«
»Wenn wir Nora finden wollen«, sagte Vasiliy neben ihm, »müssen wir von Abschnitt zu Abschnitt gehen.«
Wir sind zu früh , erklang Quinlans Stimme in ihren Köpfen.
Ja, ihrem Plan nach hätten die Kämpfe erst später beginnen sollen. Noch machte der Himmel keine Anstalten, sich aufzuhellen – also blieb ihnen nichts anderes übrig, als so lange durchzuhalten, bis es dämmerte.
»Verdammt, hombres !«, rief Gus, während er einenBlutsaugerin Stücke hackte. »Bleibt bloß eng zusammen!«
Eph blickte weiter angestrengt in das Dunkel. Sah die Gesichter der Vampire um sie herum. Und blieb verdutzt stehen. Täuschte er sich – oder starrten die Kreaturen wirklich alle ihn an?
Nein, er täuschte sich nicht. »Scheiße«, flüsterte er. Kein Zweifel, sie hatten ihn erkannt. Und das bedeutete, dass im globalen Vampirnetz gerade Großalarm ausgelöst wurde – Ephraim Goodweather, der meistgesuchte Verbrecher der Welt, war ihnen in die Falle gegangen. Und es bedeutete …
… dass auch der Meister Bescheid wusste. Dass er ihn nun durch die Augen seiner Drohnen beobachtete.
»Hey, Eph!«, rief Vasiliy. »Was glaubst du eigentlich, was du da machst?« Dann fiel sein Blick auf die wartende Vampirhorde. »Was ist denn mit denen los?«
Sie warten auf Anweisungen , sagte Quinlan.
»Dann lass uns schleunigst von hier abhauen«, rief der Kammerjäger. »Wir …«
In diesem Moment ertönte eine Sirene – das schrille Signal ging ihnen durch Mark und Bein – und verstummte nach wenigen Sekunden wieder. Die darauffolgende Stille war fast noch unheimlicher. Eph wusste, dass der Alarm nicht nur den Vampiren galt, sondern auch den Menschen im Lager. Auch für sie hieß es jetzt, irgendwo Zuflucht zu suchen …
Vasiliy blickte auf das nächstgelegene Gebäude. Dann auf den dunklen Himmel. »Vielleicht gelingt es
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