Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
Wangen.
Er umarmte sie noch einmal – und dann kamen zwei weitere Männer den Gang hinunter: Gus Elizalde und ein anderer Mexikaner, den sie nicht kannte. Als er Nora sah, hielt Gus verwirrt inne. »Dr. Martinez?«
Sie lächelte. »Ja, Gus, wie schön dich zu sehen!«
»A guevo!«
Vasiliy sah Nora an. »Was ist das hier? Das Verwaltungsgebäude? Und was machst du hier?«
Erst verwirrte sie seine Frage – ihre Gedanken überschlugen sich geradezu –, dann rief sie: »Barnes! Mein früherer Boss bei der CDC . Er ist für das Lager verantwortlich. Für alle Lager.«
»Und wo zur Hölle steckt er?«
»Seine Leibwächter haben ihn weggebracht.« Sie deutete den Gang hinunter. »Am Tor wartet ein Wagen auf ihn.« Dann blickte sie Vasiliy mit ernster Miene an. »Ist Eph auch bei euch?«
Das Gesicht des Kammerjägers ließ einen Hauch von Eifersucht erkennen. »Ja. Er lenkt die Vampire ab … Ich würde diesen Barnes nur allzu gerne fertigmachen, Nora, aber wir müssen hier so schnell wie möglich weg.«
»Meine Mutter! Ich gehe nicht ohne sie!«
»Deine Mutter lebt noch?«
»Ja. Glaube ich zumindest.« Nora nahm sein Gesicht in beide Hände. »Du bist wirklich gekommen, V. Um mich zu holen …«
In diesem Moment hätte er sie küssen können. In all dem Chaos und der Verzweiflung. Und ihr sagen können, wie sehr er sie liebte. Aber plötzlich rief Gus: »Und um jede Menge Blutsauger plattzumachen, hab ich recht, hombre ?« Der Mexikaner schlug Vasiliy auf die Schulter. »Los jetzt! Wir müssen zu Bruno!«
Die Männer stürmten den Gang hinunter, und Nora wollte ihnen gerade nachlaufen, als sie abrupt innehielt und Barnes’ Sekretärin Carly ansah, die mit dem Telefonhörer in der Hand hinter ihrem Schreibtisch stand. Mit energischen Schritten ging Nora auf sie zu – Carlys Augen weiteten sich vor Entsetzen –, griff nach dem Brownie und biss ein Stück davon ab. Den Rest warf sie neben dem Kopf der Sekretärin gegen die Wand.
Aber sie empfand keinen Triumph dabei. Ja, eigentlich empfand sie nur Mitleid mit Carly. Und der Brownie schmeck te noch nicht einmal halb so gut, wie sie gedacht hatte.
Eph schwang die Silberklinge wie wild herum und hielt so die heranrückenden Vampire auf Abstand. Ein strigoi konnte seinen Stachel bis zu zwei Meter weit herausschießen – etwa dieselbe Länge, die Ephs ausgestreckter Arm samt Schwert erreichte.
Bruno jedoch verfolgte eine andere Strategie: Er stürzte sich auf jeden Vampir, der sich ihm näherte, und hackte ihn in Stücke. Anfangs war das ziemlich effizient, aber jetzt wurde der Gangbanger immer müder. Er schlug nach zwei strigoi , die ihn von der Seite angriffen, und merkte zu spät, dass die Attacke eine Finte war: Die Kreaturen hatten ihn dadurch von Eph getrennt. Eph versuchte, sich zu dem Mexikaner durchzukämpfen, aber die Vampire standen nun wie eine Mauer zwischen ihnen.
Und dann spürte Eph die Wand des Holzhauses in seinem Rücken. Er fuhr mit dem Schwert durch die Luft, hieb nach den Vampiren, die versuchten, auf allen Vieren auf ihn zuzukriechen, färbte den Schlamm unter seinen Füßen mit weißem Blut. Aber wie eine nie endende Flutwelle kamen immer mehr strigoi auf ihn zu.
Plötzlich schrie Bruno dumpf auf. Der Mexikaner stand am Maschendrahtzaun, die Silberklinge über die Schulter gehoben, um einem der Vampire den Kopf abzuschlagen – da schoss der Stachel aus dem Mund der Kreatur und bohrte sich in seinen Hals. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit – und schon strömten Blutwürmer in den Körper des Mexikaners. Aber es war noch nicht vorbei: Bruno brüllte etwas Unverständliches, durchtrennte den Stachel des Vampirs und kämpfte weiter. Kämpfte, obwohl er wusste, dass er, selbst wenn er diese Schlacht gewinnen würde, längst verloren hatte.
Angestachelt von ihrem Erfolg wandten sich die meisten der Vampire nun Eph zu – der verzweifelt auf jede Kreatur einschlug, die ihm zu nahe kam. Stachel schossen heraus, klatschten neben Eph gegen die Holzwand, zogen sich wieder zurück. Eph hielt mit dem Schwert eine Art Schutzwall aus Silber aufrecht, aber er spürte, wie seine Kräfte schwanden, und es genügte nur ein Stachel, der ihn am Hals erwischte … Irgendwo in der Dunkelheit sah er Quinlan, der ihm zu Hilfe kam, aber so sehr der Blutgeborene auch kämpfte, die Vampire ließen nicht von ihnen ab.
War dies das Ende? Würde er hier sterben?
Als er den flackernden Lichtschein am Himmel sah, dachte Eph zuerst, es wäre eine
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