Die Nacht Der Jaegerin
Mädchen, um dessen Rückkehr er betete. Jeremy liebte das Monster, das einen vierzehnjährigen Jungen in einen alten Bahnschuppen gelockt hatte, indem es ihm Sex versprach, ihn dort erstochen und nur mit einem Küchenmesser und ihren bloßen Händen zerfleischt hatte. Und dann, noch während die Polizei und die Nachbarn nach dem vermissten Jungen suchten, machte sie das Gleiche mit seinem Freund. TEENAGER - TEUFEL hatte der
Mirror
getitelt, als Brigid schuldig gesprochen wurde. Das war das Mädchen, um dessen Rückkehr Jeremy Gott gebeten hatte.
«Erst kurz vor seinem Tod, das war Ende letzten Jahres, hat Norman Brigid gebeten zu kommen und ihr die Wahrheit über ihre Herkunft erzählt. Über Hattie.»
«Und wozu sollte das gut sein?»
«Gut?» Im Licht der Petroleumlampe sah Jeremy ausnahmsweise einmal so alt aus, wie er war, sogar noch älter.
«Verdammt, kein Wunder, dass du mich angerufen hast, als sie in diesem Wohnmobil aufgetaucht sind. Du bist vermutlich beinahe gestorben vor Angst. Du wusstest von Anfang an, wer sie war. Bloß wusstest du nicht, ob sie zwei Köpfe und blutige Klauen haben würde.»
Er ging ins Wohnzimmer zurück. Das Feuer im Kamin war schon fast heruntergebrannt und warf flackernde Schatten an die Wände, die Danny erschienen wie ein Bildteppich, der eine düstere, tragische Geschichte erzählte.
«Wie lange hat es gedauert, bis Sebbie rausgefunden hat, wer die neue Frau war?»
«Keine Ahnung, Danny.»
«Hat er je gefragt?»
«
Mich
hat er jedenfalls nie gefragt.»
«Hat einfach nur seine walisische Sturmtruppe geschickt, um ein bisschen Ärger zu machen. Um dir einzuheizen. Um dich wissen zu lassen, dass er es wusste. Oder?»
«Vielleicht hatte er den schwarzen Hund gesehen.»
Danny schnaubte bloß.
«Was er gesehen hat, Jeremy, war die Rückkehr des Chancery-Fluchs ins Stanner Valley.»
Jeremy schrie auf, so schrill und unvermittelt, dass der Hund jaulte und sich von ihm wegduckte.
«Warum bist du mit dem Strick in die Scheune?», fragte Danny.
Und er wusste, dass er die Antwort nicht ertragen konnte. Er setzte sich ans Feuer und wünschte sich nach Hause unter seinen Kopfhörer, um sich von den lauten Bässen der Queens of the Stone Age wie mit einem Holzhammer betäuben zu lassen.
«Ich habe sie gebeten zu gehen», sagte Jeremy, und seine Stimme schien von weit weg zu kommen. «Ich habe sie gebeten zu gehen. Ich habe sie
angefleht
zu gehen, beinahe wie ich Gott angefleht habe, dass er sie zurückschickt. Und jetzt bete ich dafür, dass sie verschwindet, bevor ... Ich habe es geahnt.»
«Was?»
«Dass er kommt. Der Schattenhund. Der Tod.»
«Schwachsinn!», brüllte Danny. Und doch fiel ihm ein, dass er gedacht hatte, wie kurzlebig Romantik sein kann, als er die beiden im
Eagle
gesehen hatte.
«Und du hast die Zeichen
selbst
gesehen, Danny. Zeichen, die man nicht übersehen konnte. Und trotzdem hast du’s getan.»
«Was?»
«An dem Abend, an dem Nathan zusammengeschlagen wurde.» Jeremy hockte sich neben Dannys Stuhl, beinahe wie ein Hund. «Du warst kurz vorher auf Stanner Hall angekommen, stimmt’s? Denk mal nach, Danny ... was haben sie gesagt?»
«Das weiß ich nicht mehr, verdammt.»
«Doch, du hast es mir selbst erzählt.»
«Sie waren ... Foley hat danach gesagt, Nathan hätte ihn einen Feigling genannt. Und dann
klatsch, klatsch.
»
«Ja, aber was hat er gesagt? Was genau hat Nathan gesagt?»
«Jeremy, verdammt nochmal ...»
«Was hat er
gesagt
?»
«Foley hat ihm gesagt, er soll von seinem Grund und Boden verschwinden oder so was, und Nat ... Brigid ... sagte so was wie:
Tun Sie lieber, was er sagt.
Und Nathan:
Und was wollen Sie dagegen nun machen, Sie und dieser kleine englische Schlappschwanz ...
»
Danny unterbrach sich. Die Worte hallten in seinem Kopf lauter als The Queens of the Stone Age und The Foo Fighters bei einem gemeinsamen Live-Auftritt wider.
«... dieser kleine englische Schlappschwanz.»
Die Worte schienen in Dannys Mund kleben bleiben zu wollen.
Na ja, gestritten hat vor allem sie, hatte Jeremy vorher gesagt. Mich hat’s nur getroffen.
«Verflucht, Jeremy, er hat nicht gemeint, Foley wär ein kleiner englischer Schlappschwanz, er hat ...
dich
damit gemeint.»
Er stand auf, sah auf Jeremy herunter, in dessen Augen ein Wissen stand, das er gar nicht haben wollte.
«Foley hat nicht mal den kleinen Finger gegen Nathan erhoben, oder?», sagte Danny.
40 Extrem
Auf dem Marktplatz hatte sich die
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