Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
wurde. Was ist, wenn Ihre Aktivitäten bei meiner Gefangenen einen Tobsuchtsanfall oder so was auslösen ...?»
    «Wenn wir doch bloß Annie Howe hier hätten», sagte Merrily. «Annie Howe würde einfach nicht glauben, dass so etwas passieren kann.»
    «Und was
wird
passieren?»
    Merrily setzte sich auf eine Tischkante. Bis auf die beiden zusammengeschobenen Tische, die den Altar bildeten, hatten sie alle Tische an die Wand gerückt und einige Stühle im Halbkreis vor dem behelfsmäßigen Altar aufgestellt.
    «Also ... ursprünglich hat die
White Company
zusammen mit Ben Foley geplant, Kontakt mit Conan Doyle oder dem, was noch von ihm übrig ist, aufzunehmen, um herauszufinden, ob er die Idee zum
Hund von Baskerville
tatsächlich aus Wales und nicht aus Dartmoor hatte. Ich hätte nichts dagegen, damit anzufangen.»
    «Sie wollen an einer Séance teilnehmen?»
    «Wäre doch mal eine Erfahrung.»
    «Das gefällt mir nicht. In spiritueller Hinsicht waren Sie doch immer eher ... konservativ.»
    «Sie trauen mir nichts zu, Frannie. Als Jugendliche habe ich Grufti-Klamotten und schwarzen Lippenstift getragen.»
    «Sie machen sich wegen irgendetwas Sorgen. Sie sind nervös. Wenn Sie schnoddrig werden, sind Sie nervös, das ist mir früher schon mal aufgefallen.»
    «Kripobeamte», sagte Merrily, «die müssen wirklich immer alles gegen einen verwenden.»
    Als sie zurück in die Empfangshalle ging, saß Jeremy Berrows auf einem Stuhl bei der Rezeption, hatte einen Schal um den Hals geschlungen und starrte auf die Tür zum Salon. Er sah aus wie ein Hund vor dem Totenzimmer seines Herrchens.
     
    War irgendjemand geeigneter, in dieser Finsternis eine kleine Flamme hochzuhalten? Als Merrily auf
The Nant
mit ihm gesprochen hatte, war Jeremy auf das Schlimmste gefasst gewesen. Aber jetzt war das Schlimmste tatsächlich eingetroffen.
    Nichts zu verlieren.
    Das sagte sich so leicht, doch jetzt stimmte es wirklich.
    «Wissen Sie, Jeremy», sie zog sich einen Stuhl neben seinen, «wir kommen alle von draußen, und das alles geht uns eigentlich nichts an, und doch scheinen alle Probleme von Auswärtigen verursacht worden zu sein, die sich überall einmischen mussten.»
    «Wenn’s keine Auswärtigen gäbe, wär hier kein Mensch mehr.»
    «Außer Ihnen.»
    Jeremy lächelte das trostloseste Lächeln, das Merrily jemals gesehen hatte. Es war, als wäre sein Selbstmord im Grunde genommen geglückt. Sie sah vor sich, wie er in vielen Jahren vom Postboten oder dem Futterhändler gefunden wurde, halb mumifiziert neben einem Kamin mit lange erkalteter Asche. Nur noch eine Hülle, eine Schale; er sah aus, als hätte der Prozess schon begonnen.
    Das Bild war so plötzlich vor ihr aufgetaucht, dass es war, als hätte er es ihr übermittelt. Sie wollte ihm unbedingt helfen, wollte wenigstens einen Menschen aus diesem Sumpf aus Legenden und Verrücktheit herausziehen.
    «Jeremy, sie wollen, dass ich versuche, etwas gegen das zu tun, was vielleicht von ... Hattie Chancery weitergegeben wurde. An Paula, an Brigid ...»
    Er sah sie an. «Wissen die davon?»
    «Nicht alle. Glauben Sie, es kam von Hattie Chancery?»
    «Es kam vielleicht
durch
sie.»
    «Wo kommt es dann her? Wie weit reicht das zurück?»
    «Woher kommt denn das Böse?»
    «Zum Beispiel ... haben
Sie
jemals den Hund gesehen?»
    Er schaute wieder zur Tür des Salons hinüber. «Nur einen Schatten. Ein paar Leute haben ihn gesehen, von Zeit zu Zeit. Es bedeutet gar nichts – keinen Tod, kein Unheil.»
    «Aber wenn man ein Vaughan war, damals ...»
    «Das haben sie geglaubt.»
    «Und heute? Gibt es noch jemanden, für den es etwas bedeutet? Der, wenn er den Hund sehen würde, Grund zur Furcht zu haben glaubt?»
    Jeremy schluckte. «Dacre. Die Chancerys.»
    «Also hat es irgendwann dasselbe für die Chancerys und die Dacres bedeutet wie früher für die Vaughans?»
    Jeremy lockerte seinen Schal ein bisschen. «Sebbie Dacres Ma – Margery – ist mal zu uns gekommen, und in was für ’nem Zustand. Das hat mir meine Mutter erzählt, ich war damals noch ein Kleinkind. Jedenfalls hat Margery geglaubt, ihn gesehen zu haben, zwei Mal. Und dann ist Paula gestorben.»
    «Margery hat das mit dem Hund in Verbindung gebracht?»
    «Bestimmt. Sie ... sagte, wär besser gewesen, wenn das Kind auch gleich gestorben wär.»
    «Also hatte sie Angst, dass irgendetwas weitergegeben worden war.»
    Jeremy nickte.
    «Aber Margery war nicht betroffen ... oder doch?»
    «Hat jedenfalls nie

Weitere Kostenlose Bücher