Die Nacht Der Jaegerin
Situation, einfach grinsen.
«Machen Sie hier weiter, auf jeden Fall», sagte Mom, «aber wenn Sie mich dabeihaben wollen ... sagen wir in zwanzig Minuten?»
Wenn Stanner Hall ein echtes Schloss oder auch nur ein wirklich altes Herrenhaus gewesen wäre, dann hätte es eine Kapelle gegeben. Der Speisesaal mit seinem säkularen Buntglasfenster war dafür kein Ersatz. Aber wenigstens war der Speisesaal leer, und es war dunkel darin.
Merrily betete das Vaterunser und Sankt Patricks Harnisch. Sie betete für Lol. Zuvor hatte sie wieder versucht ihn anzurufen, aber es war ständig besetzt gewesen, und als sie endlich durchkam, war niemand an den Apparat gegangen.
Die Minuten vergingen. Merrily wollte schon erleichtert aufatmen, als die Tür aufging und Jane hereinglitt.
«Du hast Antony beleidigt.»
«Ich weiß. Und ich glaube, ich habe keine Lust, wieder im Fernsehen aufzutauchen.»
«Du hättest doch einfach
nein
sagen können.»
«Ich glaube nicht, dass wir Zeit für den Streit gehabt hätten, der darauf garantiert gefolgt wäre.»
«Zeit?»
Die Zeit ist bald abgelaufen.
«Und was soll
ich
jetzt deiner Meinung nach tun?», fragte Jane.
«Ehrlich gesagt, Spatz, hätte ich dich am liebsten nicht hier, aber wenn du bleibst, klar, mach mit dem Filmen weiter.»
«Ich habe gemeint: Soll ich irgendetwas Bestimmtes tun?»
«Na ja, du könntest mir einen Krug oder so etwas suchen, am besten einen, in dem noch kein Alkohol war, und ihn mit Wasser füllen.»
«Willst du es weihen?»
«Mmm. Aber vorher könntest du mir mit den Tischen hier helfen.»
Sie schalteten das Licht an und schoben zwei Esstische unter dem Buntglasfenster zusammen. Unter dem Deckenlicht sah das Fensterglas aus wie getrockneter Schlamm.
«Warum hier?», fragte Jane. «Warum in diesem Raum?»
«Na ja, er wirkt irgendwie neutral, oder? Ein weiter, offener Raum ohne Winkel und Schränke. Ganz anders als die Küche. Außerdem liegt die Küche zu tief im Felsen. Ich habe sie ja nicht bei Tag gesehen, aber es kommt mir so vor, als würde die Küche von den Stanner Rocks beherrscht.»
«Geht es nicht genau darum?»
«Ähm ...»
«Mom, was ist los?»
«Was?»
«Hör mal, ich hab diesen Typen angerufen, Frank Sampson, der einiges über die Geschichte dieses Hauses weiß.»
«Um diese Uhrzeit?»
«Ich habe mich dafür entschuldigt. Er hat mir erzählt, dass das, was die Chancerys gemacht haben, als sie Conan Doyle einluden, möglicherweise keine einfache Nachstellung des Vaughan-Exorzismus war. Sie ... anscheinend hatten sie ein Medium dabei, sodass sie versucht haben könnten, mit Vaughan
Kontakt aufzunehmen
, ganz im Sinne der neuen, säkularen Wissenschaft des Spiritismus. Es gab schließlich keinerlei Hinweise darauf, dass Thomas Vaughan ein schlechter Typ war. Ich meine, hätte er überhaupt einen Exorzismus nötig gehabt?»
«Aber warum hier? Das hier ist nicht Hergest Court, oder? Vaughan war nie in seinem Leben hier.»
«Frank Sampson meinte, du solltest dich einmal mit Beth Pollen unterhalten.»
Merrily dachte an Brigid. «Das sagt so ziemlich jeder.»
Frannie Bliss kam durch die Verbindungstür zum Salon herein. Er blieb stehen, betrachtete das Arrangement aus zwei Kerzen auf den zusammengeschobenen Tischen und dem Weihwasser in einer neuen Karaffe.
«Sind Katholiken zugelassen?»
«Was halten die Katholiken vom Spiritismus, Frannie?»
Bliss antwortete mit einer Geste, die
mal so, mal so
besagte.
«Glauben Sie daran?»
«Nicht im Dienst, Merrily. Ich stelle fest, dass wir uns in einem privaten Hotel befinden, in dem die Polizei freundlicherweise vorübergehend ihre Einsatzzentrale einrichten durfte, also sind wir nicht gerade in der Position, hier irgendetwas zu kritisieren, solange es nicht illegal ist ... aber Ihre Wahl dieses Raumes hier ...»
«Zu nah?»
«Ja, ich habe ehrlich gesagt überlegt, ob die Nähe unseres ... Gastes Ihre Wahl eventuell beeinflusst haben könnte.»
«Wenn Sie in diesem Gebäude einen Raum kennen, der mehr von einer Kirche hat ...»
«Schon gut. Nur ... wir reden hier nicht von einem richtigen Exorzismus, oder?»
«Dieses Wort hat ganz unterschiedliche Bedeutungsebenen.»
«Ach, verdammt, Merrily, Sie wissen doch, was ich meine. Wenn man es mal von der Seite betrachtet, von der ich es laut Gesetz bestimmt nicht betrachten soll – nämlich zu Brigids Vorteil – haben wir in diesem Fall mehrere enge Parallelen zu der Tat, die von der Großmutter der Verdächtigen verübt
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