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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Todesfall sein?»
    «Es gab keinen ...» Er schüttelte den Kopf. «Es gab keinen anderen Ausweg.»
    «Warum?»
    «Weil es so weit zurückreicht. Es hat sich aufgestaut.»
    «Wie weit zurück?»
    «Bis zu den Vaughans», sagte Jeremy. «Sie sind ja
alle
Vaughans.»

48  Zweifelhaft
     
    Danny stellte den Traktor auf dem Marktplatz ab – nicht, dass man erkennen konnte, wo der Marktplatz aufhörte und die Straße begann.
    «Überall dunkel, Stromausfall», sagte Gomer.
    «Ob es wohl daran liegt, dass die Pfarrerin telefonisch nicht durchgekommen ist?»
    «Das hat doch mit der Telefonleitung nichts zu tun, oder?»
    Danny und Gomer stiegen vom Traktor in den hohen Schnee.
    «Dahinter ist es», sagte Gomer und deutete auf eine Hecke, die aussah wie eine weiße Wand und sich unterhalb der Kirche hinzog.
    «Haben Sie je was mit Dexter Harris zu tun gehabt, Gomer?»
    «Is ein Riesenkerl, der manchma in dem Imbiss arbeitet, aber ziemlich aufs Maul gefallen un wie man hört, zählter die Fritten einzeln ab, also dreh ich um un mach mir daheim ’n Brot, wenn er da is.»
    «Würd ich auch machen.» Danny sah zu den Fenstern des Pfarrhauses hinauf. Bis auf eines, in dem schwaches Licht schimmerte, waren alle dunkel.
    «Irgendwas is hier komisch, oder?» Gomer knipste die Taschenlampe an.
     
    Dr. Bell lehnte sich mit leicht geneigtem Kopf in den Schatten zurück, als ob er etwas hörte, was kein anderer vernehmen konnte.
    «Ja.» Er nickte mit einem schiefen Lächeln. «Er bittet mich zu erzählen, dass er – obwohl wir oft zu unserer Entspannung auf die Moorhuhnjagd gegangen sind – in seinen späteren Lebensjahren so etwas wie ein schlechtes Gewissen entwickelte, was die Jagd angeht, sodass er begann, vor allem die Fuchsjagd abzulehnen.»
    Auf der anderen Seite des Tisches nickte Matthew Hawksley leicht, um den anderen zu demonstrieren, dass dies eine anerkannte Tatsache war. Dann sah er wieder Dr. Bell an.
    «Joe, ist er jemals in dieser Gegend hier auf die Jagd gegangen? Im Moor von Radnorshire zum Beispiel?»
    Dr. Bell atmete zweimal lang und tief ein und legte die Fingerspitzen zusammen.
    «Er ... glaubt ...
nicht.
»
    Seine Stimme war so hoch und klar, dass man an ein Skalpell denken musste. Eingebildete Schotten, dachte Jane, waren genauso wie eingebildete Waliser – mit deutlicher Aussprache und dieser kurz angebundenen, autoritären Art. Ganz bestimmt hatte Matthew lange gebraucht, bis er ihn Joe nennen durfte.
    Jane blinzelte.
Worüber denke ich da eigentlich nach?
Sie umfasste die Sony 150 fester, dieses moderne Hightech-Gerät aus dem dritten Jahrtausend. Sie hob die Kamera an und filmte die Szene, einfach um etwas zu
tun
 – um sich nicht in dieses Spiel hineinziehen zu lassen, wie es ihr in der Schlussszene von Bens Krimiwochenende passiert war. Dies hier war eine ähnliche Situation.
    Und hier, wie Matthew in seinen einleitenden Worten erklärt hatte, sprach der
echte
Holmes, der Prototyp, das Vorbild für die Romanfigur – der berühmte Universitätslehrer an der medizinischen Fakultät von Edinburgh, der seinen Studenten Arthur Conan Doyle in die Grundtechniken eingeführt hatte, die Holmes später bei seinen Ermittlungen benutzen würde.
Dr. Joseph Bell, geboren 
1837
, Facharzt für Chirurgie an der Edinburgh Royal Infirmary und lebenslanger Verfechter gerichtsmedizinischer Methoden bei der Krankheitsbestimmung.
    Jane sah zu Merrily hinüber, die wahrscheinlich gerade ihre erste Erfahrung mit Trance-Mediumismus machte.
     
    Es war mehr als Schauspielerei, aber ...
    Manchmal wirkte es, als hätte Alistair Hardy abgenommen – oder jedenfalls, als hätte sich seine Körpermasse anders verteilt.
Aber das war erklärbar.
Wenn er größer wirkte, dann, weil er so aufrecht auf seinem hochlehnigen Stuhl saß. Wenn seine Augen heller und klarer wirkten – beinahe stechend –, dann, weil ihn erregte, was er gerade tat oder zu tun glaubte.
    Und wenn seine Gesichtszüge schärfer wirkten, seine Nase mehr wie ein Vogelschnabel, dann, weil ... na ja, Merrily hätte gewettet, dass man das auf dem Video nicht erkennen konnte.
    Transfiguration. In der viktorianischen Epoche war das sehr populär gewesen, doch inzwischen war es wesentlich schwerer, die Leute mit Beleuchtungstricks und kleinen Spezialeffekten hinters Licht zu führen. Merrily konnte sich nicht recht entscheiden, halb hatte sie den Eindruck, dass er tatsächlich
glaubte
, irgendetwas würde geschehen, und halb hielt sie die ganze

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