Die Nacht Der Jaegerin
ist.»
«Eigentlich hatten wir sogar gedacht, es gäbe eine Möglichkeit ...» Merrily ging zur Spüle, um den Wasserkessel zu füllen. «Lucys altes Haus in der Church Street stand wieder zum Verkauf, und wir dachten, dieses Mal ... Na ja, Lol dachte, er kann die Anzahlung aufbringen.»
Jane ließ das Messer fallen und sah begeistert auf. «Echt? Das ist ja sagenhaft. Das wäre ... unglaublich!»
«Bloß war es schon verkauft», sagte Merrily. «Noch bevor der Makler auch nur ein Schild aufstellen konnte.»
«Nein!»
«Wir hätten eigentlich früher bemerken müssen, dass es in der
Hereford Times
stand.»
«O Mann, das wäre einfach perfekt gewesen. Für euch beide. Ist es denn
wirklich
zu spät?»
Merrily zuckte mit den Schultern.
«Wer hat es gekauft?»
«Anscheinend Leute, die ein Wochenend-Cottage haben wollen.»
«Schweine!» Jane griff nach dem Brotmesser. «Das ist so ... In einem so überbevölkerten Land sollte es verboten sein, mehr als ein Haus zu haben. Das ist einfach so total ungerecht. Warum führt diese Scheißregierung keine astronomische Zweithaussteuer oder so ein?»
«Vermutlich weil jedes Kabinettsmitglied ungefähr drei oder vier Häuser besitzt. Ich glaube, es ist ein Anwaltsehepaar aus London. Die müssen schließlich irgendwo ihr ganzes Geld ausgeben.»
Jane schüttelte den Kopf. «Mom, das tut mir so leid. Es wäre so toll gewesen. Und Lucy – sie hätte das auch gewollt.» Sie zwang sich zu einem Lächeln. «Und du hättest dort einziehen können, wenn ich nicht mehr hier wohne und du endlich zur Vernunft kommst.»
«Statt ins Altersheim?»
«Oh, ich bin davon überzeugt», sagte Jane, «dass du in zwei Jahren nicht mehr für die Kirche arbeitest.»
«Das wünschst du dir wohl.» Merrily ging durch die Küche und nahm die Reisetasche. «Ich stecke deine Sachen lieber gleich in die Waschmaschine ...»
«Nein!»
Merrily drehte sich mit der Reisetasche in der Hand um. Die Ausbeulung an der einen Seite der Tasche erschien Jane auf einmal riesenhaft. Und Mom kniff die Augen zusammen.
«Stell das sofort wieder hin! Kannst du dich nicht
ein Mal
in Ruhe hinsetzen und dich entspannen? Ich wasche die Sachen morgen früh selber, wenn ... wenn du in der Kirche bist.»
Es folgte ein grauenvoll angespannter Moment, doch dann lächelte Merrily schief und stellte die Reisetasche wieder ab.
«Du hast sowieso schon einen lausigen Tag gehabt, wegen der Sache mit Lucys Haus», sagte Jane.
12 Nachtübung
Danny erinnerte sich noch gut an das letzte Mal, als er von Jeremy zu Hilfe gerufen worden war. Es war an einem lauen Sommermorgen gewesen, und die braunhaarige Frau hatte von dem Wohnmobil aus ihren Sirenengesang erklingen lassen, den nur Jeremy hörte.
Und jetzt fuhr Danny mit Gretas kleinem altem Subaru Justy an einem eiskalten Winterabend rückwärts aus der Scheune. Greta zog das Gatter für ihn auf.
«Wenn du mich in einer halben Stunde nicht angerufen hast, rufe ich die Polizei! Hast du das mitgekriegt, Danny Thomas?»
«Das hat das ganze verdammte Tal mitgekriegt.» Danny kurbelte das Fenster hoch und legte eine Kassette ein.
Waliser – wie man hörte, hatte Sebbie Three Farms sie angeheuert, um Füchse abzuschießen.
Das war natürlich Schwachsinn, denn in dieser Gegend würde es niemals so viele Füchse geben, dass Sebbie Dacre und der Jagdclub keine Lust mehr hätten, selbst auf die Fuchsjagd zu gehen. Abgesehen davon gab es einen örtlichen Schützenverein, dessen Mitglieder sich bestimmt gern nützlich gemacht hätten. Warum also hatte Sebbie Leute von draußen angeheuert?
Danny hatte darauf keine Antwort. Eins aber wusste er genau: Wenn diese Typen ausgerechnet auf dem Bauernhof einfielen, der bekanntermaßen der einzige an der gesamten Grenze war, auf dem es keine Waffen gab, dann stimmte etwas nicht.
Jeremy Berrows war Einzelkind. Sein Vater Eddie Berrows war bei einem Traktorunfall gestorben, als Jeremy noch zur Schule ging, und seine Mutter, die damals schwanger gewesen war, hatte vermutlich aufgrund des Schocks das Kind verloren. Also wuchs Jeremy in dem Bewusstsein auf, dass er die volle Verantwortung für den Bauernhof
The Nant
trug.
Zuerst arbeiteten sie mit Hilfskräften, doch mit sechzehn Jahren übernahm Jeremy den Bauernhof ganz offiziell. Bis dahin konnte man den Eindruck haben, dass Jeremys Vater ihm, von wo immer er sich jetzt auch befinden mochte, sein gesamtes Wissen weitergegeben hatte. Jeremy war wahrhaftig
Teil
seines Landes, so
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