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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wie sich Danny als Teil des ganzen Tals gefühlt hatte, als er damals bei den Vier Steinen auf diesem LSD -Trip gewesen war. Bloß dass es bei Jeremy, der nicht mal Alkohol trank, eine natürliche Reaktion war, eine organische Verbindung, in seinen Adern kreiste Grundwasser. Manchmal stand er da wie ein kleiner Dornbaum, der sich im Wind bog, hinter ihm erhoben sich die Stanner Rocks, und um seine Beine drängten sich die Schafe. Wenn Jeremy Musik gemacht hätte, wäre dieses Bild aufs Plattencover gekommen. Jeremy hatte eine beinahe mystische Verbindung zur Natur.
    Bloß mit den Menschen hatte er es nicht so, das war alles. Der Junge war schüchtern, und wenn er deshalb für einen von den strohdummen Bergbauern gehalten wurde, war ihm das vollkommen egal. Sollten die anderen rumquatschen, sollten solche wie Sebbie das große Wort führen, sollte Sebbie sich ruhig für den Obermacker im Tal halten. Sebbie Three Farms, Jagdmeister, Herr über alles, was sein Auge erblickte – außer über diesen kleinen Besitz inmitten seiner Ländereien. Jeremys Besitz.
    Bei Gladestry bog Danny ab. Er kannte sich in dieser Gegend zwar ziemlich gut aus, musste aber trotzdem nach dem Zufahrtsweg suchen, der zu
The Nant
führte. Es gab nämlich kein Schild. Früher einmal hatte es eins gegeben, solange Jeremys Mutter noch auf dem Hof gelebt hatte, aber Jeremy selbst musste nicht aller Welt verkünden, was ihm gehörte, und deshalb hatte er das Schild nicht wieder aufgehängt, als es irgendwann einmal heruntergefallen war.
    Die Scheinwerfer würden Dannys Ankunft verraten, aber der Zufahrtsweg war eng und die Gräben zu beiden Seiten mindestens einen Meter tief. Danny bemerkte neugepflanzte Bäume, die Jeremy zusammen mit der Frau gesetzt haben musste. Wie viele Bauern pflanzten wohl Bäume, wenn es keine Zuschüsse von irgendwo dafür gab?
    «Verflucht!»
    Danny stieg auf die Bremse, und die Reifen des kleinen Subaru Justy blockierten und rutschten über den Schlamm.
    Der Zufahrtsweg hatte eine Linkskurve beschrieben und wurde komplett von einem Monsterwagen blockiert wie von einem überdimensionalen Zuchtbullen.
    Der Justy blieb schräg auf dem Weg stehen, und Danny keuchte vor Schreck. Nach ein paar Sekunden schob er sich das Haar unter die Wollmütze und stieg mit zitternden Knien aus. Das war knapp gewesen.
    Der große Wagen war ein Discovery in Grünmetallic und teilweise im Tarnmuster lackiert. Danny hasste diesen paramilitärischen Scheiß. Er konnte sich genau vorstellen, was das für Typen waren. In dem Discovery war niemand, und als Danny neben dem Graben weiter auf die Gebäude zuging, war ihm bewusst, dass der Justy dem Discovery den Weg verstellte.
    Vor ihm war es hell. Der Weg endete auf dem Vorplatz des Bauernhofs. Links stand das Wohnhaus aus Fachwerk und rechts die Backsteinscheune, und eine Wand der Scheune sah aus wie eine angestrahlte alte Kirche.
    Die großen Torflügel waren geschlossen, aber Danny bemerkte, dass die kleine Tür daneben halb offen stand, dort war es auch am hellsten, und Schatten bewegten sich hastig. Danny blieb am Rand des Hofes stehen und versuchte zu erkennen, was dort vor sich ging. Dann rief er unbefangen: «Hallo?»
    In diesem Augenblick ging das Licht aus, und Danny hörte, wie sich von drei Seiten Schritte auf ihn zubewegten. Instinktiv wirbelte er herum und ballte die Hände zu Fäusten.
    Als das Licht ein paar Sekunden später wieder anging, war es direkt auf seine Augen gerichtet, und Danny taumelte rückwärts.
     
    Eirions Stimme sagte am Telefon: «Du bist echt eine total unausstehliche Kuh. Wie kannst du mir das antun?»
    Jane hatte das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, damit sie beim Telefonieren auspacken konnte. Sie lächelte. Sie hatte die große Jiffy-Tüte aus der Reisetasche geholt und sie aufs Bett gelegt.
    «Jane, bist du noch ...»
    «Logo.»
    «Und?»
    «Hör mal, so ist es eben, mein Süßer. Schließlich
zwingt
dich keiner, mit deiner bösen Stiefmutter und ein paar korrupten Mitgliedern der walisischen Nationalversammlung nebst ihren Betthäschen in die Alpen zu fahren. Hat nicht John Lennon gesagt: ‹Das Leben ist das, was den anderen passiert, während du mit ein paar Idioten die
Piste
runterrast.› So – jetzt hab ich’s ...»
    Jane befreite die Videokamera von der Knallfolie und legte sich mit dem Telefon aufs Bett.
    «Ich halt’s nicht aus», sagte Eirion. «Wie sieht sie aus? Welche Marke?»
    «Also ... es ist ein Sony.» Jane hielt die

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