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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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handgeschriebenen Artikels über die Séancen in Stanner Hall ginge. Dieser Bericht wurde von einem Teilnehmer für eine Zeitung verfasst, allerdings niemals gedruckt.»
    «Und Sie glauben, dieser Artikel beweist eindeutig, dass Conan Doyle seinen Roman auf der Legende von Thomas Vaughan und dem Hund von Hergest aufgebaut hat?» Amber strich ihre Schürze glatt. «Das glauben Sie wirklich?»
    «Was
ich
gelesen habe, legt jedenfalls nahe, dass Doyle nach dem Abend hier bestens über die Vaughan-Geschichte Bescheid wusste.»
    Interessant. Jane stellte sich vor, wie Ben und Antony bei Dr. Kennedy in London klingelten und sagten:
Also, Dr. Kennedy, dann erzählen Sie uns doch mal, warum Sie den schriftlichen Beweis dafür zurückhalten, dass Arthur Conan Doyles Roman auf einer Legende von der walisischen Grenze und nicht aus Devon basiert.
    Sie wartete darauf, dass Amber die entscheidende Frage stellte:
Was ist an dem Abend hier passiert?
Doch Amber schwieg. Amber wollte es lieber gar nicht wissen.
    Verflixt.
    «Entschuldigung», Jane trat einen Schritt vor. «Sie sagten, der Verfasser dieses Artikels wäre ein
Teilnehmer
dieses Abends gewesen. An was hat er denn teilgenommen? Was haben sie denn in diesem Raum hier überhaupt gemacht?»
    Schweigen.
    Jane bekam ihre Antwort nie. Mitten in die gespannte Stille hinein kreischten in Clancys Ecke plötzlich Stuhlbeine über die Bodenfliesen, und Clancy sprang auf.
    «Mom!»
    Natalie war die Küchentreppe heruntergekommen. Das schwarzbraune Haar hing ihr zerzaust ins Gesicht, die Ärmel ihres schwarzen Wollkleides waren hochgeschoben. Matthew und Alistair Hardy starrten sie an, weil Männer sie immer anstarrten.
    «Amber ...» Die Gelassenheit von Natalies Stimme schien wie eine dünne Membran, hinter der die Panik tobte. «Haben wir einen Verbandskasten?»
    Die grellen Halogenstrahler beleuchteten an ihren Handgelenken etwas Wildes, Feuchtes, das nur ... frisches Blut sein konnte.
    Amber machte vor Schreck einen Satz. «Wo ist Ben?»
    Jane rannte zur Treppe.
     
    Am Ende des Parkplatzes führte ein schmiedeeisernes Tor zu einem alten Fußweg, den Ben wieder begehbar gemacht hatte. Der Weg schlängelte sich durch den Landbesitz bis fast zur Umgehungsstraße und beschrieb unterhalb der Stanner Rocks ein paar Bögen durch Waldbestände. Auf dieser Strecke joggte Ben fast jeden Morgen.
    Nun stand das Tor offen, und im Schnee waren Fußspuren zu sehen.
    Jane ging zögernd durch das Tor. In der Hand hielt sie die gummiummantelte Taschenlampe, die ihr Amber gegeben hatte. Allerdings war sie kaum notwendig: Der Mond stand an einem klaren Himmel, und der jungfräuliche Schnee auf dem Boden leuchtete beinahe.
    «Sei bloß vorsichtig», sagte Amber, die den Verbandskasten umklammerte, «wir wissen schließlich nicht ...»
    «Alles in Ordnung.» Das war Bens Stimme. «Es ist alles wieder in Ordnung, Amber.»
    Direkt hinter dem Tor befand sich eine kleine Lichtung. Jane blieb stehen und leuchtete mit der Taschenlampe in Bens Richtung. Keine Spur von den Rambo-Walisern.
    «Was hast du getan?», sagte Amber zu Ben. Es klang, als hätte er die Suppe überkochen lassen. Man konnte Amber leicht unterschätzen. Sie machte sich Sorgen über das Unbegreifbare, war dabei aber ein sehr praktisch veranlagter Mensch. Sie hatte Natalie zur Damentoilette geschickt, damit sie sich das Blut abwusch.
    «Tut mir leid», sagte Ben und atmete so tief aus, dass es verdächtig nach einem Schluchzen klang. «Es tut mir wirklich unheimlich leid, was grade passiert ist.»
    Während er sprach, nahm Jane gurgelnde, schniefende Geräusche wahr. Hinter Ben war ein Zaunpfahl ohne Zaun, nur ein paar angenagelte Maschendrahtreste hingen daran herunter. Und am Fuß des Zaunpfahls lag ein dunkler Haufen. Und von dort kamen die Geräusche.
    Als sich Ben ganz zu Jane herumdrehte, musste sie nach Luft schnappen. Unter seinem offenstehenden edwardianischen Jackett trug er ein weißes Hemd, und mitten auf dem Hemd war ein großer roter Fleck.
    «Hab die Beherrschung verloren», sagte Ben. «Habe einfach die Beherrschung verloren.» Und dann kicherte er. Außerdem zitterte er am ganzen Körper. «O Gott.»
    «Kannst du die Lampe ein bisschen ruhiger halten, Jane?» Amber sah Ben genau an. Er wirkte wie ein Duellant, dem das Rapier durchs Herz gestoßen worden war.
    «Nein, mit mir ist nichts. Mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut. Aber wir sollten uns um ...»
    Er deutete vage zu dem dunklen Haufen. Jane hatte Angst

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