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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dachten, sie tun mir damit einen Gefallen. – Jedenfalls habe ich die Kinder in gewisser Hinsicht besser gekannt als ihre eigenen Mütter. Die Kinder haben mit mir geredet, wenn sie nachts Albträume hatten, wenn sie sich gestritten haben, wenn sie nicht ins Bett gehen wollten; sie haben immer mit mir geredet.»
    «Dexter, Darrin und Roland.»
    «Ich war jahrelang ihr Babysitter. War kaum mal einen Samstagabend zu Hause. Roland war anders als die anderen. Man hätte beinahe denken können, er gehörte nicht zur Familie. Sie sind – ich sage das, obwohl es um meine eigene Familie geht – sie sind ein ziemlich ruppiger Haufen, Frau Pfarrer, und eigentlich ist jeder sich selbst der Nächste. Ich sage nicht, dass sie kein Mitgefühl kennen, aber manchmal muss man ganz schön tief graben, um darauf zu stoßen. Außer bei Roland. Er war ein richtig unschuldiges Kind. Er wirkte so unschuldig, dass er fast nicht in diese Welt zu passen schien. Ich weiß, wie dumm das klingt, aber ...»
    «Ich verstehe genau, was Sie meinen.»
    «Er hat sich nie ein dickeres Fell zugelegt, Frau Pfarrer. Manchmal bin ich nachts aufgewacht und hab ihn schluchzen hören.
Daddy war betrunken
, hat er dann zum Beispiel gesagt. Samstags, müssen Sie wissen, hat Richie den gesamten Nachmittag im Pub verbracht. Konnte schon vorkommen, dass er, wenn er zurückkam, die Spielsachen der Kinder zertrampelt und sich darüber schiefgelacht hat. Und anschließend ist er mit meiner Schwester Lisa ausgegangen, und ich bin zum Babysitten gekommen und zum Auffegen und zum Tränenabwischen. Und zum Reden. Darrin war wie sein Dad, der wollte nicht reden, aber Roland war anders. Wenn ich an ihn denke, frage ich mich,
warum
? Warum ist er für so eine kurze Zeit auf die Erde geschickt worden und dafür, dass ihm
das
passiert?»
    «Und was ist mit Dexters Familie?»
    «Das ist unsere mittlere Schwester, Kathleen. Ich glaube, ihr Exmann Mike hatte keinen Job länger als eine Woche, während sie zusammen waren. Keiner von ihnen ist besonders
helle
, verstehen Sie, kein Ehrgeiz, kein Unternehmungsgeist. Dexter ist genauso. Nachdem Roland tot war, konnte ich Dexter monatelang nicht mal ansehen. Ich hab gedacht, Gott verzeih mir, warum hat es nicht ihn oder Darrin treffen können?»
    «Und Darrin ... hatte Probleme?»
    «Ich weiß nie, ob er gerade mal wieder im Gefängnis sitzt, Frau Pfarrer, so oft war er schon drin. Der Junge ist endgültig auf der schiefen Bahn gelandet.»
    Merrily seufzte.
    «Dexters Problem ist, dass er keinen Charme hat. Er ist zu fett, nicht gerade hübsch, und sonst kann man auch nicht viel mit ihm anfangen. Die meisten Leute wissen nicht, was er getan hat, weil aufgrund seines Alters damals sein Name nicht in der Zeitung stand. Aber er denkt immer, jeder weiß Bescheid, und ganz gleich, was er tut, die Leute werden ihn immer hassen, also lohnt es sich auch nicht, sich anzustrengen. Aber in seinem Innern steht er andauernd unter Druck.»
    «Bis er nicht mehr atmen kann.»
    Es passte alles zusammen. Mit Ausnahme vielleicht des Seelenamtes für Roland, siebzehn Jahre nach seinem Tod. An so etwas hätte Merrily vor ihrem Gespräch mit Llewellyn Jeavons nicht einmal im Traum gedacht. Das war unbekanntes Terrain.
Gehen Sie mit offenen Armen darauf zu
, hatte Lew gesagt. Sollte sie etwa diese gesamte verkorkste Sippe in die Arme schließen? War sie dafür stark genug?
    «Außer mir schert sich keiner mehr um ihn», sagte Alice. «Er hatte zwar ab und zu eine Freundin, aber das hält nie. Er ist eben kein Traumprinz, was?» Sie sah Merrily an. «Was haben Sie für einen Vorschlag, Frau Pfarrer?»
     
    Danny Thomas sagte: «Wir nehmen ihn im Transporter mit ins Krankenhaus. Ist überhaupt kein Problem.» Er drehte sich zu dem Mann mit dem blutigen Gesicht um. «Nathan, so heißt du doch, oder? Hab ich auf Jeremys Hof gehört.»
    Der Typ murmelte irgendetwas über seine Freunde. Amber hatte ihm, so gut es ging, das Blut abgetupft und war ins Hotel zurückgegangen. Mit Danny und Gomer, die kurz zuvor angekommen waren, wirkte die ganze Situation nicht mehr so bedrohlich.
    «Sieht so aus, als hätten dich deine Kumpel hängenlassen, mein Junge», sagte Gomer. «Wenn sie ’n Handy haben, können wirse ja vom Krankenhaus aus anrufen, damitse dich abholen.»
    Jane dachte daran, wie sich innerhalb eines Augenblicks ihre Gefühle umgekehrt hatten. Die Panik in dem Moment, in dem sich die Hände auf ihre Schultern gelegt hatten, und dann die unbändige

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