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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Wissenschaftler meinen inzwischen, es liegt anner bestimmten Höhenströmung, die ne Wärmeinsel entstehen lässt. Is Meteorologie. Das Mikroklima da oben is ganz ungewöhnlich, da isses nämlich wie in Italien oder so.»
    «Mediterran.» Jane nickte. Ben hatte davon gesprochen.
    «Damals konnten sie das noch nich wissenschaftlich erklären», sagte Gomer. «Aber jeder hat gesagt, es wär komisch da oben, den Garten des Teufels hamses genannt, weil die Erdschicht auf den Felsen so dünn is, dass in heißen Sommern alles abstirbt.»
    «Und dorthin hat sie also Männer gebracht?»
    «Was unter uns Jungs eben so erzählt wurde. Da oben auf den Stanner Rocks findet man immer ein warmes Plätzchen und so.»
    «Zum Beispiel warm genug für Sex?»
    «Verdammt, Janey! Dir kann’s wohl nich schnell genug gehen, was?»
    «’tschuldigung.»
    Gomer trank einen Schluck Tee. «Angeblich mussten sie bis ganz an den Rand gehen. Ganz an die Felskante. Geht dort mindestes hundert Meter runter, un unten is ein Geröllfeld. Und sie wollte die Kerle direkt an der Felskante, und zwar auf mehr als eine Art. Hüa, Hüaa!»
    «Oh.»
    «Alles bloß Gerede, Janey. Mehr nich.»
    «Also kannten Sie keinen, der ...»
    Gomer starrte in seine leere Teetasse.
    «Gomer!»
    «Kumpel von mir ... sein älterer Bruder. Das war einer von ihnen.»
    «Und was ist passiert?»
    «Die Männer hatten damals nich so viel Erfahrung, Janey. Sie hat ihn ... bis zur Erschöpfung getrieben.» Gomer wurde rot. «Un als er wieder klar denken kann, hängt er halb über der Felskante. Hat gedacht, es is aus und ... und es war ihm egal, verstehste? War ihm egal, ob er runterfällt un übern Jordan geht oder nich.»
    «Wahnsinn.»
    «Alles Gerede, wie schon gesagt», sagte Gomer. «Angeblich hat es ihr am besten gefallen, wenn die Jungs so richtig Angst hatten. Das war Hatties Ding. Hat sie auf der Felskante flachgelegt und ihnen vorgeführt, wer der Boss ist.»
    «Also ging es um Macht, oder? Darauf ist sie abgefahren.»
    «Kann sein.»
    «Also war es überhaupt nicht nur Gerede, oder?»
    Gomer hüstelte. «Vielleicht nich alles.» Dann begann er, sich eine Zigarette zu drehen. «Danach mussten sie ihr einen Stein von den Stanner Rocks mit runterbringen. Ungefähr faustgroß sollte er sein.»
    «Wozu?»
    «Hat die Steine aufn Kaminsims gelegt. Inner Reihe.»
    «Versteh ich nicht.»
    «Warn Trophäen, wie bei der Jagd», sagte Gomer. «Jedes Mal, wenn sie wieder einen von den Knaben mit raufgenommen hatte, musste er ihr nen Stein mitbringen. Un die hat sie inner Reihe auf den Kaminsims im großen Salon gelegt, damit der arme Robert sie immer vor Augen hatte und beobachten konnt, wie die Reihe immer länger wird. Damals ging’s ihm schon ziemlich schlecht. Hatte es anner Lunge oder so. Saß oft am Kamin, um sich zu wärmen. Unter dieser Reihe mit Steinen, die immer länger wurd.»
    «Was für ein eiskaltes Biest.»
    «Ständig ham die Dienstboten neue Geschichten verbreitet. Sie hat ihn angekeift, er wär ein Schwächling, ein Simulant. Er war bestimmt ziemlich krank, aber davon wollt Hattie nichts hörn. Das hat nich zu ihrer Vorstellung von ’nem reichen Landwirt gepasst, der hatte stark und
gesund
zu sein. Wenn sie auf der Jagd war, hat er sich ins Bett gelegt, um Kräfte zu sammeln, dann isser eingeschlafen, und wenn sie zurückkam un ihn so gefunden hat ... da hat sie ihm das Bettzeug weggerissen, sodass er vor Kälte gezittert hat. Der Alkohol hat sie immer aggressiv gemacht. Manche Leute wern davon fröhlich, andere ... Was is denn, Janey?»
    «Sie hat ihm das Bettzeug weggerissen?»
    Jane fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie dachte daran, wie sie an der Tür ihres ersten Zimmers in Stanner gestanden und aufs Bett geschaut hatte, von dem die Bettdecke weggezogen worden war.
    «Und wenn er nich im Bett lag», sagte Gomer, «dann gab’s Streit. Un ich mein
richtigen
Streit, mit blauen Flecken und aufgeplatzten Lippen. Bei ihm natürlich nur, is klar.»
    «Wie hat er das bloß ausgehalten?»
    «War schließlich ihr Haus und ihr Geld. Wo sollte er denn hin? Da konnt man echt Mitleid ham, Janey.»
    «Ja.»
    «Un auf die Art isses dann auch passiert. War am Abend nach ’ner Jagd. Hattie wie üblich unter Hochspannung. Reitet wie der Teufel, und wenn sie bei ’ner Jagd nicht zum Töten kommt, kriegt sie ... schlechte Laune.»
    «Das klingt ja, als wäre sie ...»
    «Was?»
    «Egal, erzählen Sie weiter.»
    «An dem Abend gab’s den Jagdball. Un

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