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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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leid, dass ich gesagt habe, du würdest die Geschichte überall rumtratschen.»
    «Du erzählst mir nichts mehr, Danny. Glaubst, da kannst du’s gleich in die Zeitung setzen. Man könnte fast denken, du wärst jetzt mit Gomer verheiratet.»
    «So ein Blödsinn.» Und doch wusste er, dass es zum Teil stimmte.
    «Aber mit einem hast du recht», sagte Greta. «Mary Morson war nie die Richtige für Jeremy. Sie hat überhaupt kein Feingefühl.»
    «Nein.»
    «Jeremys Mutter hat immer gesagt, er hätte das Zweite Gesicht.»
    «Das hat sogar seine Mutter gesagt? Das hast du mir nie erzählt.»
    «Er verliert nie ein Lamm, oder?», sagte Greta. «Der Fuchs holt sich bei ihm kein einziges Lamm. Als hätte er mit den Füchsen ’ne Vereinbarung getroffen. Das hat seine Mutter auch immer gesagt. Als er noch ganz klein war, ist er nachts rausgekrochen, und sie haben ihn mitten in der Schafherde entdeckt. Wenn er sich dabei nicht nochmal den Tod holt, hat seine Mutter damals gesagt.»
    Seltsamer Ausdruck
, dachte Danny.
Sich den Tod holen.
Seltsam, wie so ein altbekannter Spruch plötzlich ganz neu und bedeutungsvoll klingen konnte, wenn man ihn in einem anderen Zusammenhang hörte. Ja, wenn der Tod bevorstünde, würde Jeremy ihn kommen sehen, ihn vielleicht mit beiden Händen packen, mit aufgerissenen Augen.
    «Er ist in diesem Bauernhof verwurzelt», sagte Danny. «Er ist ein Teil davon. Das Land, das Vieh, Jeremy. Alles zusammen bildet einen Organismus, und er ist der
denkende
Teil. Und er hält alles im Gleichgewicht, und deshalb glaube ich, dass er gut für diese ganze Gegend ist. Gleichgewicht ... verlang bloß nicht, dass ich dir das erkläre. Er funktioniert einfach so, und er würde immer so weitermachen, wenn man ihm seine Ruhe ließe.»
    «Meinst du die Leute?»
    «Er kann einfach nicht so gut mit Menschen. Sie haben Probleme, ihn zu verstehen, und er versteht sie auch nicht. Ganz schön schwer heutzutage, einfach in Ruhe vor sich hin zu leben.»
    «Mary Morson hat alles ins Rollen gebracht», sagte Greta.
    «Allerdings.»
    «Er ist eine gute Partie. Hat einen ertragreichen, schuldenfreien Bauernhof.»
    «Mary Morson ist ein eiskaltes Luder und einzig und allein aufs Geld aus.»
    «Und diese Natalie?», sagte Greta. «Gibt’s da wirklich einen Unterschied? Alleinerziehende Mutter ohne Bleibe. Die hat es jetzt geschafft. Wo ist da der Unterschied?»
    Danny trank seinen Tee aus. «Da
gibt’s
einen Unterschied. Ich sag dir, schon als die beiden sich das erste Mal gesehen haben, hat es in der Luft gelegen. Wie etwas, auf das er sein Leben lang gewartet hat. Ich kann es nicht erklären.»
    «Sie ist eben einfach eine Schönheit, Danny, das ist alles.»
    Danny senkte den Kopf. «Das bringt ihn um, Gret.»
    «Es bringt ihn um, wenn er es von jemand anderem erfährt.»
    «Mary.» Danny seufzte. «Klar, Mary wird die Sache verbreiten.»
    «Sie denkt eben immer nur an sich.»
    «Scheiße.» Er starrte das rote Lämpchen an der Stereoanlage an. «Weißt du ... irgendwas ist instabil, es liegt so was in der Luft. Sebbie Dacre spürt das auch, da bin ich sicher. Sebbie fühlt sich bedroht – der Großbauer, der Friedensrichter, der verdammte Jagdmeister. Aber von Jeremy? Wie soll das denn gehen? Der war doch sein ganzes Leben lang Sebbies Nachbar, und es gab keine Probleme. Und plötzlich hetzt ihm Sebbie dieses walisische Terrorkommando auf den Hals. Warum?»
    Greta legte Danny die Hand auf den Oberschenkel. «Hast du heute mit Gomer einen Auftrag?»
    «Nein.»
    «Dann gehst du am besten zu Jeremy und redest mit ihm, meinst du nicht? Heute Vormittag. Damit du es hinter dir hast.»
    «Ja.» Danny stellte seinen Becher auf den Boden, und dann nahm er Greta in die Arme. In seinen Augen standen Tränen.
     
    Noch am Vormittag begann es zu schneien. Die Flocken fielen dicht, und als Merrily an die Haustür ging, nachdem Gomer Parry geklingelt hatte, lag der Schnee in der Auffahrt des Pfarrhauses schon einige Zentimeter hoch.
    «Hochwürden.» Das glimmende Ende von Gomers Zigarette war draußen die einzige Wärmequelle. Er trug seine alte Mütze und einen dicken Schal.
    «Sie haben wohl den Wasserkessel pfeifen hören.»
    «Ah», sagte Gomer. «Das war’s also.»
    Er setzte sich mit Mütze und Schal an den Küchentisch, und Merrily stellte ihm eine Tasse Tee und Schokoladenkekse hin. Als das Telefon läutete, reagierte sie nicht und ließ den Anrufbeantworter anspringen.
    «Haben Sie gestern mit Jane gesprochen?» Sie

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