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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Teichen aus alter Missgunst eingezeichnet waren, und gepunktete Linien unterirdische Kanäle des Misstrauens bezeichneten.
    «Klar halten ’ne Menge Leute nich grade viel von Sebbie», sagte Gomer. «Aber stört ihn das? Nein, dadrauf schei... Nein, es stört ihn nich, Janey. Is ihm vollkommen egal.»
    «Und was genau ist mit Hattie Chancery passiert? Ich finde, das sollte ich wissen, wo ich doch auf Stanner arbeite. Oder reden die Leute nicht darüber?»
    «Die Leute reden tatsächlich nich drüber», sagte Gomer, «weil nämlich kaum noch jemand übrig is, der sich dran erinnern kann.»
    «Und was ist mit Ihnen?»
    «Da war ich nochn Kind. Nix weiter alsn Dreikäsehoch.»
    «Also erinnern Sie sich auch nicht?»
    Gomer beförderte seine Tabaksdose aus den Tiefen seiner Jeanstasche ans Licht und knallte sie auf den Tisch. «Klar erinner ich mich. Ham sich schließlich alle wochenlang das Maul drüber zerrissen.»
    Jane strahlte ihn an. «Vielleicht trinke ich doch eine Tasse Tee, wenn das okay ist.»
     
    Jane wartete schweigend ab, während Gomer den Tee kochte. Wenn sie Antony Largo nützlich sein wollte, brauchte sie mehr Hintergrundinformationen. Das war keine Neugier, das war wichtige Recherche.
    Am Abend zuvor hatte Jane Natalie angerufen, um sich nach Ben zu erkundigen. Nat war nicht sehr gesprächig gewesen. «Er ist in Ordnung», hatte sie gesagt.
    «Aber dieser Typ dachte, Ben bringt ihn um. Er war total panisch. Das ist ... ich meine, so kenne ich Ben überhaupt nicht.»
    «Ich glaube nicht, dass er ihm wirklich was Schlimmes antun wollte», sagte Nat. «Außerdem ist das alles so schnell gegangen, dass ich es eigentlich überhaupt nicht richtig mitbekommen habe.»
    «Das würden Sie vermutlich auch der Polizei sagen.»
    «Der Polizei?»
    «Ich meine bloß,
falls
die Polizei ins Spiel kommt. Wenn dieser Typ so schwer verletzt ist, dass ...»
    «Jane», Natalie sprach auf einmal sehr leise. «Das passiert garantiert nicht. Am besten vergessen wir alle den Vorfall. Das war eine einmalige Sache, und wenn die Geschichte die Runde macht ... du weißt doch, wie es in dieser Gegend ist. Wir wollen doch nicht, dass Bens Ruf leidet, oder? Am besten reden wir
überhaupt nicht mehr
über die Sache, in Ordnung?»
    Nat hatte unsicher geklungen. Überhaupt nicht wie sonst.
    Vormittags war Jane ins Spülküchenbüro gegangen, um im Internet nach weiteren Informationen über Ben zu suchen.
    Die Ergebnisse waren enttäuschend gewesen. Es gab nur Hinweise auf mehrere Fernsehserien, bei denen Ben mitgearbeitet hatte, überhaupt nichts Persönliches. Jane hatte grinsen müssen, als sie eine Website zu
Das verschwundene Buch der Fälle
entdeckt hatte, Bens Serie darüber, wie es mit Sherlock Holmes nach Reichenbach
wirklich
weitergegangen war. Es gab einen richtigen Fanclub, und die Leute beschwerten sich, dass Ben keine zweite Staffel gedreht hatte. Allerdings war die Website offenbar schon länger nicht aktualisiert worden.
    Jane hatte auch Antony Largos Namen bei Google eingegeben. Die meisten Treffer bezogen sich auf Largos Dokumentarserie
Mitternachtsfrauen.
Sehr häufig wurde Antony in seinem beruflichen Engagement als leidenschaftlich und hartnäckig beschrieben. Nach
Mitternachtsfrauen
hatte Antony ein Filmprojekt nach dem anderen realisiert, doch keines war an den Erfolg der
Mitternachtsfrauen
herangekommen.
    Jane war klargeworden, dass Ben genau wusste, was er tat, als er Antony von Hattie Chancery erzählte; er hatte Antony mit einer Geschichte locken wollen, die genau in das Schema seiner erfolgreichsten Serie passte.
     
    «Hattie Chancery», sagte Gomer und zündete sich eine Zigarette an, «das warn Riesenweib. Konnte ’n Hasen mit den Zähnen häuten. Saß manchma den ganzen Tag im Sattel, und abends hatse dann noch die Männer untern Tisch gesoffen.»
    «Wirklich?»
    «Vermutlich nich, aber das ham wir als Kinder jedenfalls zu hörn gekriegt. ‹Iss deinen Teller leer, Junge, sonst kommt nachher, wenn’s dunkel is, Hattie Chancery, klemmt dich untern Arm, un dann biste für immer weg.› Und wennde dann nachts aufgewacht bist, weil irgendwo im Haus ’n Balken geknarrt hat, haste natürlich geglaubt, Hattie Chancery schleicht sich grade die Treppe hoch.»
    «War das, als sie noch gelebt hat?»
    «Un wie sie da noch gelebt hat, Janey», sagte Gomer. «War hier jahrelang die Jagdmeisterin. Is samstags bei Wolmers Pitch raufgaloppiert, mitten in der jaulenden Hundemeute, aber am lautesten war immer noch

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