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Die Nacht der lebenden Trekkies

Die Nacht der lebenden Trekkies

Titel: Die Nacht der lebenden Trekkies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin David Anderson
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Gladiatoren eingesetzt …«
    »Trägst du ’ne Perücke?«
    »Eine hübsche«, erwiderte Leia. »Platinblond. Ich seh aus wie Lady Gaga.«
    »Das wird den Fanbubis gefallen. Vielleicht lernst du an diesem Wochenende sogar jemanden kennen.«
    »Ich bin nur wegen der Kohle hier«, versicherte ihm die Prinzessin.
    Sie hatte sich nie dafür interessiert und auch nicht den Ehrgeiz, auf Conventions den Blickfang abzugeben. Außerdem hatte sie bei einer gesunden Größe von einem Meter fünfundachtzig auch nicht gerade das Maß für Kleider von der Stange. Doch auf kleineren Veranstaltungen wie der Golf-Con war sie unweigerlich die Ballschönheit Nr. 1. Und wenn die Fanbubis erkannten, dass sie sich tatsächlich für Science Fiction interessierte und jede Menge Dialoge aus Deep Space Nine zitieren konnte, wollten sie auch immer mit ihr zusammen auf einem Foto sein.
    Normalerweise trat sie dreimal im Monat auf. Jeden Zehner, den sie so verdiente, brachte sie sofort auf die Bank.
    Leia holte tief Luft und schloss die Augen. Okay, dachte sie. Die Rolle. Schlüpf in deine Rolle. Wenn ich das Wochenende als Bikini-Augenschmaus für geile Fans verbringen muss, darf niemand wissen, wer ich bin. Solange ich dieses Zeug trage, bin ich Prinzessin Leia.
    »Viele dieser Typen haben echt Kohle«, merkte Donnie an. »Wenn man die Uniformen und aufgeklebten Ohren übersieht, könnte man sich vielleicht ’ne gute Partie an Land ziehen.«
    »Lassen Sie nur die Kamera laufen, Doktor.«
    »Möchtest du keinen Freund haben?«
    »Ich möchte nicht darüber reden.« Sie zappelte auf dem Bett hin und her. Die Handschellen schnitten unbehaglich in das zarte Fleisch ihrer Gelenke. »Der einzige Mensch, von dem ich gern abhängig sein möchte, bin ich selbst.«
    »Brrr, du bist heute Abend aber frigide.« Donnie grinste. »Aber ich sag dir was: Heute Abend setzen wir uns mal an die Hotelbar, heben einen und besprechen ein paar von deinen Problemen.«
    Er schaltete sein Handy aus und legte es zusammen mit dem Handschellenschlüssel auf das Nachtschränkchen. Dann montierte er die Kamera auf ein Stativ, schaltete das winzige Zusatzlicht ein und warf einen letzten Blick auf den Vorschaumonitor.
    »Sobald ich einschalte, sieht man ein paar Sekunden lang, dass du an den Handschellen zerrst. Dann komme ich rein und lese das Drehbuch vor.«
    »Wirst du nur da stehen und ablesen?«
    »In dem Vertrag steht nirgendwo, dass ich den Text auswendig lernen soll. Außerdem schaut mich ohnehin niemand an. Ich könnte mit einem tollwütigen Waschbär raufen, ohne dass es jemand bemerkt.«
    Donnie blätterte sich durch mehrere Seiten des einzeilig getippten Drehbuches. Dann räusperte er sich.
    »Und was ist mit Jar Jar Binks?«, fragte er in einem theatralischen Tonfall. »Die Leute sagen, er ist ein plapperndes Happy-Meal-Spielzeug auf zwei Beinen. Aber weißt du was? Für Happy-Meal-Spielzeuge ist das eine Beleidigung! Weil sie nämlich viel unterhaltsamer sind als er!«
    »Redest du nur so einen Stuss?«
    »Sozusagen. Der Typ sagt, ich soll so klingen als wenn ich einen an der Klatsche hätte.«
    »Dein Zorn ist nicht zu überhören. Ja, lass es uns so machen.«
    Als Donnie die Kamera einschaltete, bumste oberhalb von Leias Kopf etwas gegen die Wand.
    »Was war das?«, fragte sie.
    »Die Gäste nebenan schieben wohl ’ne Nummer«, sagte Donnie. »Ausgerechnet jetzt! Sie machen uns die Aufnahme kaputt.«
    Ein Stöhnen drang durch die Mauer.
    »Wir können nicht warten, bis sie fertig sind«, sagte Leia. »Ich muss bald wieder weg …«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Donnie.
    Es bumste erneut, dann ertönte ein schriller kurzer Schrei.
    »Sag ihnen, sie sollen die Klappe halten«, sagte Leia.
    Donnie schaltete die Kamera und das Lämpchen aus, dann begab er sich zur Tür.
    »He, das war nur ’n Scherz«, sagte Leia. »Wag es bloß nicht, mich hier so liegen zu lassen!«
    »Reg dich nicht auf«, sagte Donnie. »Es dauert nur ’ne Sekunde.«
    Er öffnete die Tür und ging in den Hotelkorridor hinaus. Er zog die Tür zwar hinter sich zu, ließ sie aber nicht ins Schloss fallen. Sie fiel nur gegen den Rahmen und ging wieder einige Zentimeter auf.
    Leia prüfte die Handschellen. Sie wollte wissen, ob man sie abstreifen konnte, aber Donnie hatte sie eng angelegt.
    Danke, Kumpel, dachte sie.
    Einige Sekunden vergingen. Dann noch ein paar. Leias Blick fiel auf den Schlüssel auf dem Nachtschränkchen. Er war etwa vierzig Zentimeter von ihrer rechten Hand entfernt

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