Die Nacht der lebenden Trekkies
er.
»Sie sind derjenige, der abhauen möchte«, erwiderte Leia. »Aber dazu wird es nicht kommen. Die Menschen brauchen Sie, und daran wird sich auch nichts ändern, bloß weil Sie es lieber hätten, wenn es anders wäre.«
»Tja, ich werde versuchen, niemanden zu enttäuschen.«
»Enttäuschen Sie uns oder nicht«, sagte Leia. »Der Versuch allein bringt es nicht.«
Jim legte eine Hand auf ihre nackte Schulter.
»Was hab ich vorhin zum Thema TV-Seriendialoge gesagt?«
Leia schob seine Hand beiseite.
»Ich mache hier nicht einen auf Seriendialoge. Ich versuche, uns aus dieser Lage rauszuholen, aber Sie sind derjenige, der immer wieder …«
Das Nottelefon im Aufzug läutete.
Beide schauten es an. Sie waren zu erschrocken, um sich zu rühren. Als es erneut läutete, griff Leia zum Hörer und drückte ihn ans Ohr.
»Hallo?«, fragte sie atemlos.
Sie lauschte nur einen Moment, dann reichte sie Jim mit zitternder Hand das Telefon.
»Ist für Sie.«
13
Strategem
Jim nahm den Hörer an sich.
»Wer ist da?«, fragte er.
»Hier ist Lieutenant Thellina, Steuerfrau der USS Stockard.«
»Rayna!«, rief Jim. »Alles in Ordnung?«
»Ich bin noch nicht gefressen worden, wenn du das meinst. Wie geht’s dir und der Prinzessin?«
»Du kannst uns sehen?«
»Kaum – bei all dem Zombieblut und Rotz, mit dem euer Aufzug verschmiert ist. Schau mal aus dem Fenster rechts von dir.«
Jim erspähte im siebenten Stock eine Reihe von Fenstern und suchte eins nach dem anderen ab. Hinter dem ersten waren Zombies. Hinter dem zweiten auch. Auch hinter dem dritten, vierten und fünften. Dann sah er zwei quicklebendige Trekkies, die aufgeregt winkten, um seine Aufmerksamkeit zu wecken.
»Ich sehe euch«, sagte Jim und winkte zurück. »Ist bei euch alles gesund?«
»Alle außer T’Poc. Sie ist tot, Jim. Eine Meute dieser … Geschöpfe … Es ging alles so schnell. Es war wie eine Stampede. Sie haben sie totgetrampelt. Matt hat alles gesehen. Er sagt, es war grässlich.«
»Bleibt bloß, wo ihr seid. Ich komme zu euch rüber.«
»Dann redest du lieber mit Gary. Er will gerade unsere Tür verbarrikadieren. Ich geb ihn dir.«
»Ich bin so schnell wie möglich da«, versprach Jim.
Kurz darauf hatte er Gary an der Strippe.
»Wo hast du die Prinzessin gefunden?«, fragte er.
Jim überhörte die Frage. »Ist euer Zimmer sicher?«
»Scheint so. Jetzt, wo wir hinter verschlossenen Türen sind, werden wir nicht unmittelbar bedroht. Das einzige Problem ist, dass wir nicht rauskönnen. Auf dem Gang wimmelt es praktisch von … von …«
»Wir haben beschlossen, den Schritt zu tun und sie Zombies zu nennen«, sagte Jim.
»Damit triffst du den Nagel auf den Kopf, Alter. Ich werde deine komischen Ahnungen nie wieder anzweifeln.«
»Ist sonst noch jemand bei euch?«
»Matt.«
»Im Ernst?«
»Yeah«, erwiderte Gary bedrückt. »Ob du’s glaubst oder nicht.«
»Wie habt ihr uns gefunden?«, fragte Jim.
»Rayna ist die Frau aufgefallen, die am Haupteingang stand, also habe ich versucht, sie anzurufen. Ich wählte gerade die Nummer der Rezeption, als wir dich da unten sahen. Was übrigens ganz schön tollkühn war. Wir knien alle nieder vor deinem gewaltigen und monumentalen Mumm.«
»Das ist vermutlich das vulgärste Kompliment, das ich je bekommen habe«, sagte Jim.
»Normalerweise kann ich noch viel schweinischer sein«, erwiderte Gary. »Aber dazu bin ich im Moment zu beschäftigt.«
»Ist es euch gelungen, die Außenwelt zu erreichen?«
»Ich hab’s versucht, aber bisher erfolglos. Das Fernsehen zeigt nur Schnee. Die Telefone sind im Eimer. Internet ist auch weg, was wirklich komisch ist. Es wurde doch ursprünglich dazu konstruiert, um die Kommunikation im Falle eines Atomkrieges aufrechtzuerhalten. Deswegen ist es sehr, sehr stabil. Um es kaltzumachen, müsste man schon jemanden auffahren, der schwer was auf dem Kasten hat und Kundendienst mit aller Gewalt ablehnt.«
»Vielleicht ist es im Arsch«, sagte Jim.
Einen Moment lang herrschte Stille in der Leitung.
»Was?«, sagte Gary schließlich. »Was meinst du damit?«
»Vielleicht existiert es nicht mehr. Vielleicht ist es irgendeinem katastrophalen weltweiten Ausfall erlegen.«
»O nein«, sagte Gary mit erstaunlich schriller Bestimmtheit. »Das ist nicht möglich. Irgendjemand hindert uns daran, ins Netz zu kommen, aber es ist noch da. Es wird immer da sein.«
Jim beschloss, die Klappe zu halten. Angesichts der Belastung, der Gary schon jetzt ausgesetzt
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