Die Nacht der lebenden Trekkies
Lebensbereichen, die nun aber alle etwas gemeinsam hatten: Jedem saß ein drittes Auge auf dem Kopf, der Schulter, dem Arm oder dem Brustkorb. Ein irrsinnig stierendes Auge mit scharlachroter Pupille.
Außerdem fiel ihm beiläufig auf, dass das sie umgebende Meer des Grauens sich immer höher aufzutürmen schien.
Die ungelenken Zombies, die zuerst bei ihnen gewesen waren, wankten schon und fielen unter dem Druck der neu eintreffenden Ungeheuer hin. Die Neuankömmlinge stiegen einfach auf die am Boden liegende erste Welle. Der Berg der Gefallenen wurde immer höher.
Jim ging davon aus, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie die Schutzhülle des Lifts überklettern und auf die Kabine steigen würden.
Und wenn sie erstmal auf ihr hockten, waren sie auch bald drin.
Jim schaute zur Deckenluke hinauf und überlegte, ob er sie öffnen und den Zombies weiterhelfen sollte. Es war vielleicht besser, wenn er unter den Händen kannibalischer Ghoule starb, als Rayna und Janice in seinen Alpträumen zu begegnen. Die würden nämlich jede Nacht nur eins tun: ihm vorwerfen, er hätte sie im Stich gelassen.
Leia hingegen sah die Dinge entschieden anders. Jim erkannte es in ihrem Gesicht – ihrem wunderschönen erschrockenen Gesicht. Sie redete noch immer auf ihn ein, und er hörte ihr ein Weilchen zu.
»… die Knöpfe reagieren nicht, weil Sie mit der Schlüsselkarte alles blockieren!«, schrie sie. »Nun machen Sie schon, bevor sie uns aufs Dach steigen und wir in der Falle sitzen!«
»Es ist hoffnungslos«, erwiderte Jim. »Sie sind überall. Was wir auch tun, sie bringen uns um.«
»Aber das müssen sie ja nicht gerade jetzt tun!«, schrie Leia. »Wir können uns irgendwo verstecken und einen Plan aushecken. Oder zu unseren eigenen Bedingungen sterben. Wäre das nicht besser, als in diesem Lift zu ersticken?«
Jim dachte darüber nach. Die Frau hatte was auf dem Kasten.
Der Zombieberg hatte die Plexiglas-Oberkante fast erreicht. Noch eine Minute, dann klatschte das erste Ungeheuer aufs Aufzugsdach.
»Fahren wir zum siebenten Stock rauf«, sagte Jim. »Da soll es schön sein.«
»Wohin, ist mir egal.« Leia richtete den Blick auf den Boden. »Überall ist es besser als hier.«
Jim gab den passenden Code ein, und die Zombies blieben unter ihnen zurück. Als sie an der zuckenden Masse vorbeifuhren, schüttelte Leia sich.
»Ich hab was gegen enge Räume«, sagte sie schließlich. »Besonders gegen Räume, die von Zombies belagert werden.«
Der Aufzug hielt im siebenten Stock, was er mit einem Ping bekanntgab. Jim hatte dafür gesorgt, dass die Tür sich nicht automatisch öffnete. Bald hörten sie auf der anderen Seite Klopf- und Stöhngeräusche.
»Klingt so, als wäre da ’ne Party«, sagte Jim.
»Party?«, wiederholte Leia, die noch immer bebte. »Wer benutzt denn heute noch dieses doofe Wort?«
»Sie wären überrascht.«
Jim schaute durch das blutverschmierte Glas, um die Umgebung zu erkunden. Da nichts ihren Appetit stimulierte, latschten die Zombies in der Empfangshalle apathisch hin und her. Jene in den Hotelzimmern – die ins Atrium hinunterglotzten – wirkten nun auch ruhiger. Das Geschmier auf den Glaswänden des Aufzugs verhinderte weitgehend, dass sie Jim und Leia sahen.
»Ich glaube, im Augenblick sind wir in Sicherheit«, sagte Jim. »Aber die Tür können wir auf keinen Fall öffnen.«
Er hob die Glock auf und holte das leere Magazin heraus. Er öffnete seinen Rucksack, entnahm ihm das volle Magazin und schob es hinein.
»Noch siebzehn Schuss«, sagte er und schaute auf das Meer der Untoten hinab. »Ich glaube nicht, dass die paar Kugeln für alle reichen.«
»Was war da unten mit Ihnen los, verdammt?«, fragte Leia.
Jim schob sich neben der Aufzugsteuerung in eine Ecke. Er verschränkte die Arme vor der Brust und stierte in die mittlere Ferne.
»Ich habe einen Fehler gemacht, das war los. Ich habe eine Person in eine Situation gebracht, die sie eindeutig nicht bewältigen konnte. Und sie ist gestorben. Sie ist wegen meiner Dummheit gestorben.«
»Sparen Sie sich Ihre Sinnkrise für später auf«, sagte Leia. »Jetzt gilt für uns nur eins: überleben. Wir brauchen einen Plan B.«
»Echt?«, sagte Jim. »Ich wusste nicht mal, dass wir einen Plan A haben.«
»Wir hatten einen«, sagte Leia. »Sie haben ihn sich ausgedacht. Dass wir runterfahren, uns Sowieso schnappen und dann wieder rauffahren und Ihre Schwester suchen.«
»Sowieso hieß Janice Bohica«, sagte Jim. »Sie hat
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