Die Nacht der lebenden Trekkies
animiert, nur noch rumzusitzen und auf den Tod zu warten.«
»Vielleicht ist es ja auch so.«
»Was soll das heißen?«, fragte Rayna.
»Ohne Verluste werden wir den Keller nicht erreichen«, sagte Jim. »Einige von uns werden sterben. Vielleicht sogar alle.«
»Warum bist du so pessimistisch?«, fragte Rayna. »Wir gehen die Treppe runter, steigen ins Wohnmobil und hauen ab. Unternehmen abgeschlossen.«
»Du lässt etwas aus: Den Teil, in dem wir schneller sein müssen als die unzähligen kannibalischen Arschlöcher, die sich uns in den Weg stellen werden. Wenn es zu viele sind, könnte das Wohnmobil ebenso gut auf Ceti Alpha V geparkt sein.«
»Was also sollen wir tun?«
»Vielleicht nichts. Vielleicht sollten wir den Fusel aus allen Minibars holen und ’ne Party feiern. Wir saufen uns die Hucke voll, bevor man sie uns vollhaut. Dann täte es zumindest nicht mehr weh.«
»Das ist doch Irrsinn«, sagte Rayna.
»Dann wird meine andere Idee dir schon mal gar nicht gefallen: Wir machen alle anderen blau, und dann verschwinden wir mit Leia im Parkhaus. Ohne die anderen sind unsere Chancen größer.«
»Das stimmt nicht«, sagte Rayna. »Hast du vergessen, dass Gary, als ihr in der Falle saßt, die Idee gekommen ist, wie man dich kontaktieren kann? Oder dass Willy die Zombies mit dem Aufzug abgelenkt hat? Ohne sie wärst du jetzt vielleicht nicht hier.«
»Dafür bin ich ihnen ja auch dankbar«, sagte Jim. »Aber für das, was vor uns liegt, fehlt ihnen einfach der Mumm. Sie werden uns behindern. Vielleicht werden wir ihretwegen sogar sterben.«
»Es gibt auch andere Arten von Stärke, Jim«, sagte Rayna.
»Yeah, yeah. Unendliche Vielfalt in unendlichen Kombinationen.«
»Das hast du behalten?«
»Natürlich. Ich habe auch etwas behalten, das ich beim Militär gelernt habe: Beiß dich durch. Es bedeutet, heul nicht rum, wenn du ein Scheißblatt auf der Hand hast. Mach das Beste draus. Und zwar sofort.«
»Irgendwas an dir fühlt sich hier wohl«, sagte Rayna nun etwas lauter. »Du bist endlich wieder in deinem Element.«
Jim erdolchte seine Schwester mit einem Blick.
»Nichts von mir fühlt sich wohl«, sagte er. »Weil es für mich so aussieht als bestünde meine einzige Wahl darin, meine Schwester von einer Atomexplosion gebraten oder von Zombies zerrissen zu sehen.«
»Es muss noch eine andere Möglichkeit geben«, sagte Rayna. »Es gibt immer eine.«
»Wenn das hier eine Star Trek -Folge wäre, könnte es eine geben. Aber es ist keine. Dies ist ein Zombiefilm. Da gelten andere Regeln.«
»Dann kläre mich auf«, sagte Rayna.
»Bei Star Trek geht es darum, die edlen Ideale der Föderation in einer schwierigen Situation anzuwenden«, sagte Jim. »Egal wie schlimm die Lage auch wird, man ist gezwungen, nach den Schieß-nicht-zuerst-Misch-dich-nicht-in-Probleme-nicht-raumfahrender-Kulturen-ein-Verändere-nicht-den-Zeitablauf-Regeln zu spielen. Doch in einem Zombie-Universum geht es nur darum, all den Ballast über Bord zu werfen – Ethik, Mitgefühl, Schwächlinge –, der einen daran hindert, den nächsten Sonnenaufgang zu erleben. Ganz gleich, wie makellos man sich auch aufführt: Man bringt die Gegenseite nie dazu, so zu denken, wie man selbst denkt. Weil sie gar nicht denkt. Sie tötet nur.«
»Man kann doch, nur weil man eine Krise erlebt, nicht alles beiseiteschieben, was einen menschlich macht«, sagte Rayna. »Wenn die einzige Möglichkeit, die Zombies zu schlagen, darin besteht, sie nachzuahmen, verdienen wir den Sieg gar nicht.«
»Wer sagt denn, dass wir siegen können? Hast du gesehen, was draußen vor sich geht? Angenommen, es sieht auf der ganzen Welt so aus?«
»Und wenn nicht? Es ist doch so: Wir wissen es nicht. Dem Rest des Planeten könnte es auch gutgehen. Das erfahren wir aber nur, wenn wir nachsehen. Und das passiert erst, wenn du aufhörst, ein fatalistisch eingestellter, selbstmitleidiger Arsch zu sein und angreifst.«
»Dann passiert es also nicht.«
»Tja, ich bleibe nicht hier. Du brauchst nur eine Wahl zu treffen: Du stehst mir bei oder nicht.«
Jim musterte das Gesicht seiner Schwester.
»Du würdest es wirklich versuchen, was?«, sagte er.
»Und ob.«
Jim schaute Rayna einen Moment länger an. Lange genug, um sich zu sagen, dass sie glaubwürdig wirkte.
»Na schön«, sagte er schließlich. »Wir gehen zusammen. Ich schätze, so negativ hat sich meine finstere Laune auch nicht auf die Leute ausgewirkt.«
»Nee«, sagte Rayna. »Ich bin ein Trekkie.
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