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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nur
geliebt werden. Das war kaum zu viel verlangt.
In seinem Kopf spann sich ein Plan zurecht, wie er Nicos Sehnsucht, die schon
mehr war als bloße Schwärmerei, jedoch bitter enttäuscht worden war, doch noch
erfüllen konnte. Konkurrenz belebte bekanntlich das Geschäft. Selbst, wenn sie
nur erfunden war.
     
    Kurze Haare zum Vergnügen? Nico biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Aufseufzen, da
sie mit kurzen Haaren bestimmt ganz furchtbar aussah. Aber es war Zeit, diese
Fixierung auf Äußerlichkeiten hinter sich zu lassen. Von Immaculate umgeben
würde sie selbst nach der Umwandlung stets neben ihnen untergehen. Es war ja
auch nicht besonders wichtig, da sie sowieso nicht der Typ war, jemanden mit
ihrem Aussehen zu betören. Als ob sie das könnte .
An allem, was zwischen ihr und Damon passiert war, war von seiner Seite aus nur
der Mond schuld, so dass sie daraus nicht einmal ein bisschen Selbstbestätigung
als Frau ziehen konnte.
    Es würde wie ein Rausch für ihn sein, aus dem er mit einem unguten
Gefühl erwachen würde. Damon legte bestimmt sehr großen Wert auf
Äußerlichkeiten, er war schließlich als Immaculate groß geworden und Nico
erinnerte sich genau an Sterlings Schwester, der sie niemals das Wasser würde
reichen können. Kein Wunder hatte sie Damon seit ihrem ersten Treffen eher
behandelt wie ein herrenloses Tier, das er auf der Straße aufgelesen hatte. Das
war es, was er ihr wirklich entgegenbrachte: Mitleid. Eine niederschmetternde
Erkenntnis.
    Nico verspürte keinerlei Appetit, allerdings würde Blake es bestimmt
nicht akzeptieren, wenn sie sein Angebot ausschlug. Mehr als eine Tasse Tee
brachte sie nur selten herunter, wenn sie sehr früh raus musste. Eigentlich
hätte sie hungrig sein müssen, weil sie die letzte Mahlzeit irgendwann gestern
zur Mittagszeit eingenommen hatte, aber es würde alles nur noch schlimmer
machen, wenn sie ihren Retter vor den Kopf stieß. Zudem musste sie sich dem
Orakel stellen. Sie wollte Catalina nicht wecken, die durch die gestrige
Erfahrung bestimmt vollkommen erschöpft war. Es wäre nicht fair, sich hinter
ihrem Rücken zu verstecken, wenn sie heute Mittag der Aequatio beiwohnen musste, der sie selbst
hoffentlich fern bleiben durfte.
Kaum hatte Nico nachgegeben und um frische Früchte gebeten, die sie wohl am
leichtesten herunter bringen würde, materialisierte sich ein junges Mädchen vor
ihrem Bett. Sie begrüßte sowohl den Lord als auch sie ehrerbietig und Nico
spürte sofort, dass es sich bei ihr um eine sehr junge Lost Soul handeln
musste.
     
    “Ach, Du meine Güte!“, entfuhr es dem Mädchen, das sich als Dovie
vorgestellt hatte, nach einem bedauernden Schnalzlaut und fassungslosem
Kopfschütteln.
    Nico lächelte gequält, weil sie lieber nicht wissen wollte, wie schrecklich
sie wirklich aussah. Sie tauschte nur einen kleinen dankbaren Blick mit ihrem
Retter aus, der sich wahrlich ritterlich und zurückhaltend verhalten, indem er
kein Wort über ihr groteskes Aussehen verloren hatte. Sie hatte bestimmt sein
ästhetisches Auge beleidigt.
    “Gut, dass Sie mich gerufen haben, Mylord Aubrey!“ Dovie nickte
energisch und eilte dann an Nicos Seite, um sie sanft am Arm zu nehmen und ihr
aus dem Bett zu helfen.
    “Machen Sie sich keine Sorgen, Pia * Sophora. Das habe ich im Handumdrehen
wieder hinbekommen.“ (*Pia = Titel der Sophora, bedeutet so viel wie verehrte
Sophora)
    Nico konnte es kaum glauben, doch sie überließ sich Dovies kümmernden
Händen und sah auf ihren Rat hin nicht in den Spiegel, nahm nur auf dem kleinen
Hocker Platz, auf den sie das Mädchen drückte, bevor sie ein Handtuch um die
Schultern gelegt bekam. Sie schloss die Augen, um nicht zusehen zu müssen, wie
die letzten kläglichen Strähnen ihres Haares auf den Boden fielen.
    “Ein Opferritual im Altarraum?“, echote Dovie ungläubig, als Nico ihr
auf ihr Anfragen erzählte, warum sie aussah, als hätte jemand mit der
Gartenschere ihren Kopf verunstaltet.
    “Ja, ich weiß, es war dumm und sehr wahrscheinlich verboten… Ich weiß
nur nicht genau, wem ich zuerst Meldung darüber machen muss. Ich wollte Devena
Catalina nicht so früh stören, wenn Sie verstehen…“, murmelte Nico
schuldbewusst.
    Dovie tätschelte tröstend ihre Schulter, bevor sie sich weiter um einen
hochmodischen Haarschnitt bemühte.
“Bitte, nennen Sie mich einfach Dovie, jeder tut das! Das gibt mir das Gefühl,
nicht so alt zu sein, wie ich wirklich bin! Und Mylord Aubrey hat sich

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