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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nicht
umsonst an mich gewandt, ich bin Madam Salamas Zofe. Ich werde mich um alles
kümmern und ein Gespräch arrangieren. Wahrscheinlich ahnt sie schon, dass etwas
passiert ist. Wäre es eine so schlimme Verfehlung, wie Sie befürchten, Pia
Nicolasa, dann wären Sie schon längst gerufen worden. Das Castle mag riesengroß
sein, doch darin geschieht selten etwas, das dem Orakel entgeht!“
    Nico presste die Augen fest zusammen und spürte, wie ihr bei der
Vorstellung die Kehle eng wurde, das Orakel könnte von ihrem Fehltritt mit
Damon wissen. Sie hoffte sehr, dass sie nicht wichtig genug war, damit sich die
Dame nicht um ihre Missetaten, auf die sie wahrlich nicht stolz war, sorgte.
Nachdem Dovie mit dem Zurechtschneiden fertig war, ließ sie ein Bad für Nico
ein, in das sie sich erleichtert gleiten ließ. Sie war völlig erschöpft und
ihre Glieder schmerzten, als würde sie Grippe bekommen, obwohl sie noch nie in
ihrem Leben krank gewesen war. Einer der Vorteile des Breed-Status, da er sie
gegen menschliche Krankheitserreger immun machte.
    Dovie ließ sie kurz allein, um ihr neue Sachen zum Anziehen zu holen.
Das Shorty war ruiniert, da es voller Blutflecken war, die schon eingetrocknet
waren. Sie brachte ein luftiges Sommerkleid mit, das Nico aus mehreren
Seidentüchern zusammengenäht hatte, so dass ein bunter, psychedelischer
Mustermix ergab. Meergrün, Goldgelb und Orange waren die dominanten Farben, so
dass der gehäkelte Schulterwärmer aus pastellgelber Wolle perfekt dazu passte.
Was viel wichtiger war, er spendete ihr wegen der halblangen Ärmel die nötige
Wärme, die selbst nach dem heißen Bad nicht völlig zurückgekommen war.
    Als Nico dann endlich einen Blick in den Spiegel geworfen hatte, konnte
sie sich nur mit weit aufgerissenen Augen anstarren. Dovie hatte sie mit
sanfter Stimme gewarnt, dass der „Garçonschnitt“ sie zuerst wohl erschrecken
würde, aber ihr nachdrücklich versichert, dass er zurzeit auch groß in Mode war.
Ihr blasses Gesicht schien nur noch aus Augen zu bestehen, die irgendwie dunkel
geheimnisvoll wirkten. Obwohl der Schnitt jungenhaft war, betonte er irgendwie
doch ihre mädchenhafte Seite.
    „Sie werden sehen, dass es genauso ein Spaß sein wird, mit ihrem Haar zu
spielen wie mit den Mustern und Farben ihrer Garderobe, Pia Nicolasa.
Haarbänder, Reifen, Spangen… und natürlich Diademe. Wenn heute Abend
tatsächlich eine Verbindungszeremonie stattfinden sollte, dann werde ich gleich
das Passende für Sie heraussuchen! Vielleicht werden Sie es gar nicht mehr
wachsen lassen wollen!“, plapperte Dovie munter darauf los, während Nico
weiterhin regungslos ihr Spiegelbild anstarrte.
    Dann drehte sie sich abrupt zu dem jungen/alten Mädchen um und nahm es
fest in die Arme, was ihr leicht fiel, weil sie es endlich mit jemandem zu tun
hatte, der ein Stück kleiner als sie selbst war.
„Danke! Danke! Danke…“, wiederholte Nico ihren gehauchten Dank für die Hilfe,
ohne die richtigen Worte zu finden.

Dovie strich ihr beruhigend über den Rücken und forderte sie dann auf, zurück
in ihr Zimmer zu gehen, da ihr Frühstück gleich kommen würde, das sie in der
Zwischenzeit geordert hatte, wobei sie natürlich auch die Wünsche ihres Gastes
berücksichtigt hatte, der die Mahlzeit gemeinsam mit ihr am Tisch beim offenen
Fenster einnehmen würde, da der Morgen inzwischen angebrochen war.
    „Lassen Sie sich Zeit, ich gehe nun zu Madam Salama und trage Ihren
Wunsch auf eine Unterredung vor! Sie wird sie später sicher in ihren Gemächern
empfangen. Aber zuerst sollten Sie in aller Ruhe etwas zu sich nehmen, Pia
Nicolasa. Madam wird Sie nicht vor dem Ablauf einer Stunde empfangen. Und nun
gehen Sie und lassen Lord Aubrey nicht länger warten. Ich kann leider nicht
mehr in das Zimmer, es ist zu gefährlich für mich.“
Mit diesen Worten hatte sich die tüchtige Dovie von ihr verabschiedet und dann
vor ihren Augen entmaterialisiert. Nico hatte ganz vergessen, dass Sonnenlicht
tödlich für die junge Frau sein würde, die ihr Schicksal mit stoischer
Gleichmut zu ertragen schien. Nico konnte sich selbst nicht vorstellen, für so
lange Zeit der Sonne fern bleiben zu müssen, obwohl sie ja eigentlich nicht zu
dem Typ Sonnenanbeter gehörte.
    Nico hob die Hand und strich sich mit den Fingerspitzen über den
Haaransatz im Nacken, wo sie die Enden nachfuhr, die Dovie fein säuberlich
geschnitten hatte. Sie spürte unter ihren Fingern das mit dunkelroter Tinte
eintätowierte Pentakel auf

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