Die Nacht der Uebergaenge
Fall bedeuten,
sich gefährlich nahe an einen Abgrund zu begeben, den alle Warrior tunlichst
mieden.
Nico entzog sich seinem Griff, weil sie Angst hatte, er würde
dadurch noch viel besser ihre Gedanken lesen können, die ihm nur verraten
würden, wie töricht sie wirklich war.
Ich sehe so viele Dinge… Aber das Bild von Damon habe ich nicht hinterfragt…
Ich hätte es wissen müssen!
Sie hatte ihn gesehen, in voller Warrior-Montur. Bei jedem anderen hätte sie es
verstanden, nur nicht bei ihm. Es war nicht sein Fehler, es war ihrer. Sie
hätte sich besser auf ihr Keuschheitsgelübde besinnen sollen, das sie auf jeden
Fall aufrechterhalten sollte. Vielleicht sogar für immer. Der Krieger des
Hauses Arcus hatte ihr ja genau erklärt, dass es nicht nur einen Weg gab, sich
umwandeln zu lassen.
Mit einem leisen Schniefen hob sie das Kinn ein Stückchen an und teilte Ray
Avery mit, dass sie bleiben würde, weil ihr Platz an der Seite der Devena war.
Sie war nur auf den Boden gefallen, darum wollte sie kein Aufhebens machen. Es
würde nur ein paar blaue Flecken geben. Es war viel wichtiger, was mit Catalina
geschah.
Sie drehte sich so herum, dass sie Catalina und die anderen vor dem Altar im
Blick hatte, während sie sich mit kleinen Schritten von ihnen zurückzog, um aus
dem Weg zu sein, falls es zu einem Kampf kommen sollte. Einige der Krieger
hatten ihre Waffen gezogen… Dann übernahm Jagannatha das Wort und sprach eine
Herausforderung zum Duell aus und gleichzeitig den Wunsch, die Devena zu seiner
Frau zu machen! Nico wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Es wäre
wohl unangebracht diese Geste als wild-romantisch zu bezeichnen, wenn man die
Umstände betrachtete.
Nicos Haut überzog sich wieder mit einer Gänsehaut, dann
stellten sich ihre Nackenhaare zu Berge, die Atmosphäre des Raumes veränderte
sich und ihr Blick wurde magisch von dem Orakel angezogen, die sich hinter den
Altar zurück gezogen hatte. Ihre Hände ruhten auf der glatt polierten Platte,
in die alte Zaubersprüche hinein gemeißelt waren. Ihre Augen glühten rot und
gefährlich auf und Nico spürte die Beschwörung wie einen Hitzschlag
Mit weit aufgerissenen Augen bemerkte sie das Flimmern in der Luft, dann
erschien der Geist einer Frau vor dem Altar und waberte mit fliegenden Haaren
und wehenden Gewändern in der Luft.
- Wer wagt es, meine ewige Ruhe zu stören? -
Das Orakel schien ihr auf telepathischem Weg zu antworten, was die Frau dazu
veranlasste, zu dem Anführer der europäischen Krieger herum zu fahren und Nico
schluckte schwer, als sie das überirdisch schöne Antlitz der Frau sehen konnte,
deren Augen so hellblau waren, das man die Farbe kaum erkennen konnte. Der
ungehaltene Ausdruck darin wich einem so unendlich traurigen, dass Nico das
Bedürfnis hatte, für sie zu weinen.
- Du kannst mich sehen! -
Nico konnte nur nicken, weil sie nicht wusste, wie sie die Frau ansprechen
sollte, die in ihrem irdischen Leben eindeutig eine Immaculate gewesen sein
musste.
- Sag dem Kind, dass ich mit ihm sprechen möchte, Salama! Sie
kann mein Gefäß sein, wenn du es schon nicht sein möchtest! -
Die Antwort des Orakels schien dem Geist nicht zu gefallen, denn ihre Aura
glühte regelrecht, so wie wenn Mélusina wütend oder aufgebracht war. Wie auf
ein Stichwort erschien ihre Beschützerin und stellte sich genau vor ihr auf,
als wollte sie verhindern, dass der andere Geist ihr zu nahe kam.
- Du wirst keinen Schritt näher kommen! Sie würde es nicht
aushalten! Sie ist noch nicht umgewandelt! Ich tue es selbst nur im Notfall und
weil ich sie mein Leben lang kenne! -, grollte Mélusina mit drohender
Stimme.
- Lass sie ja nicht an dich heran, Nico! Das wäre
gefährlich für dich! Sie ist ein wütender Geist, der noch ruhen sollte, bis er
sein Schicksal akzeptiert hat! Das Orakel möchte nur ein paar Antworten von
ihr! -
Nico hatte nicht vor, hier die Heldin zu spielen und sich von
einem Geist in Besitz nehmen zu lassen, den sie nicht kannte. Bei Mélusina war
das etwas anderes, sie war voller positiver Energie und würde ihr niemals
schaden.
Der Geist drehte sich zu Catalina um und ihr Gesicht zuckte, als könnte sie
sich nicht entscheiden, welchen Gefühlen sie nachgeben sollte. Es war eine
Mischung aus Unglauben, Ekel und Wut. Das war nicht gut, der Geist war
wahrscheinlich mit Gewalt aus dem Leben gerissen worden, ohne sich der
Heimsuchung des gewaltsamen Todes fügen zu können. Mit der Zeit würde sie
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