Die Nacht der Uebergaenge
Absicht… Wir reden ja auch nicht mehr darüber. Eigentlich
noch nie. Nachdem wir das Haus verlassen hatten, legte sich ein Mantel des
Schweigens über die Sache… Vielleicht ist es gut, dass Catalina so fordernd
ist. Er wird es ihr sagen müssen . -
Theron begrüßte nebenher eine Bekannte der Familie, als würde er nicht
zeitgleich ein sehr ernstes Gespräch mit seinem besten Freund führen. Er ließ
sich nie durch etwas aus der Ruhe bringen, als Anführer der Warrior durfte er
sich solche Eskapaden einfach nicht leisten, weil er für ihre Leben und ihre
Sicherheit verantwortlich war. Und auch für die ihrer Familien.
Er selbst litt immer noch mit Nathan, auch wenn sie nie darüber sprachen. Ron
hatte noch nie jemanden so sehr geliebt, dass es ihn beinahe umbrachte, den
anderen leiden zu sehen, jedenfalls keine Frau. Er hielt Nathan für sehr mutig,
erneut ein Risiko einzugehen, indem er sich mit Catalina verband, selbst wenn
er in diesem Punkt keine andere Wahl hatte.
- Ich
wünschte, ich hätte… -
Orsen verzog den Mund und senkte den Blick auf den Boden, weil er bei weitem
schlechter als seine Mitstreiter darin war, seine Gefühle zu verbergen. In
einem Kampf mochte das angehen aber mit Freunden und Familie kaum.
- Hör auf,
Orsen! Diese Schuld solltest du dir nicht aufladen. Du konntest nicht. Es war
unmöglich! Du musstest an Jackie denken -, sprach Ron sehr eindringlich auf
seinen Freund an, weil der überhaupt keine andere Wahl gehabt hatte.
Ash hatte sich nicht mit Fragen aufgehalten. Er war schon immer derjenige
gewesen, der einen klaren Kopf behielt, wenn um sie herum die Hölle ausbrach.
Er schien eiskalt zu werden, obwohl er das nicht war. Theron war sich sicher,
dass er aus reiner Herzensgüte heraus gehandelt hatte. Er hatte als Gwens Sohn
das stärkste Motiv, die Leiden von Wendy zu lindern. Zumindest hoffte Ron sehr,
dass das sein Hauptbeweggrund gewesen war. Ansonsten… Besser nicht das
Schlimmste annehmen.
- Ich
weiß… und trotzdem! Ich wünsche, es wäre nicht gerade zu diesem Zeitpunkt
passiert. -
Orsen
blickte erstaunt auf, als er die Nähe seiner Frau spürte, die er eigentlich in
ihrem Zimmer vermutet hatte, damit sie sich schonen konnte.
In seine Augen trat ein besorgter Ausdruck, der sich sofort in liebevolle
Bewunderung verwandelte, als er sicher sein konnte, dass es Jackie gut ging,
die mit seiner Mutter in den Saal getreten war. Devena Flavia gelang wie immer
ein atemberaubender Auftritt.
Sie war eine
sehr hoch gewachsene Frau, die trotzdem über sehr weibliche Formen verfügte,
die sie mit Stolz betonte. Sie scheute sich auch nicht davor, ihre Größe
zusätzlich mit hohen Absätzen zu unterstreichen. Eigentlich waren alle
geladenen Immaculate im Saal versammelt gewesen, um die neuen Patronas zu
begrüßen, doch die Praefecta konnte sich immer herausnehmen, ihr
Erscheinen selbst zu bestimmen.
Neben ihr sah die kleinere Jackie beinahe zerbrechlich aus, was durch die
leichte Wölbung ihres Leibes noch betont wurde. Orsen begrüßte die beiden
wichtigsten Frauen in seinem Leben sehr liebevoll und zog seine Ehefrau in eine
schützende Umarmung, als sie neben ihm stand.
„Liebling!
Geht es dir wirklich gut?”, fragte er besorgt und musterte ihr strahlendes
Gesicht, das vorhin noch etwas blass gewirkt hatte.
Jackie lächelte zu ihm auf und ihre Wangen überzog eine bezaubernde Röte, die
Orsen gleich noch mehr Fürsorge für seine Frau empfinden ließ.
„Die kleine Unpässlichkeit ist vorüber, Orsen! Deine Mutter hat mir einen Trunk
gebracht, der Wunder gewirkt hat! Es ist sehr beruhigend, dass sie so erfahren
auf diesem Gebiet ist, auch wenn ich selbst schon fünf Kinder zur Welt gebracht
habe…“
Bone war mehr als erleichtert, dass es nichts Ernstes war. Jackie war gerade im
sechsten Monat, das war immer eine schwierige Zeit, weil sich nach dem sechsten
Vollmond entschied, ob das Kind im Leib der Mutter stark genug war, um weiter
zu leben. Also heute oder Morgen. Er wollte nicht, dass sich seine Frau zu sehr
anstrengte und diesen schrecklichen Verlust erneut erleiden musste.
- Junge,
ich hätte sie niemals mitgebracht, wenn ich nicht sicher wäre, dass alles gut
wird. Ein wenig Ablenkung wird ihr gut tun. Vertrau mir, Orsen, ich weiß, was
ich tue! Habe ich selbst nicht 21 gesunde Kinder? -
Flavia strich ihm tröstend über den Oberarm, der in einem maßgeschneiderten
Sakko steckte, weil Bone mit seiner Statur sowieso nichts anderes tragen
konnte. Sie verstand seine
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