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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Begehren
stillte und den süßen Schmerz, der die Hölle auf Erden werden konnte, falls man
ihre Sehnsüchte nicht erfüllte, linderte. Sie hatte sich einen der besten
Krieger zum Gefährten erwählt. Sie würde niemals enttäuscht, sondern bis in
alle Ewigkeit geliebt werden.
Zumindest war es das, was Chryses sich für seinen Waffenbruder, Freund und
Vertrauten und Devena Catalina wünschte. Wenn er ehrlich mit sich war, dann
wollte er dieses Gefühl sogar für sich selbst. Irgendwo, ganz tief in sich
drin. Ein leises Stimmchen, das noch nicht von der großen, freiheitsliebenden
Kriegerseele erhört wurde.
    Er blieb im
Schatten, wartete darauf, dass Nathan auftauchen würde, der sich just in dem
Moment hinter Cat materialisierte, kaum dass Romy ihren Gedanken auf ihn
fokussiert hatte. Er zog Catalina in seine Arme, flüsterte ihr vertraulich
leise etwas zu und dankte Romy mit einem kleinen Nicken, bevor er mit seiner
Liebsten im Arm kehrt machte, um gemeinsam mit ihr zurück ins herrschaftliche
Haus zu gehen.
Rys trat im selben Atemzug, in dem Nathan mit Cat verschwand, an Romy heran.
Nur an ihre Seite, nicht um sie zu berühren und ohne sie anzusehen. Er sah
hinauf in den Himmel. Als würde er dort, vielleicht vom Mann im Mond, den es
nicht gab, eine Antwort finden, die Romy oder Rebeka genügen würde, ihm und
Seinesgleichen zu vertrauen. Doch das Himmelsgestirn schwieg und Rys tat es
auch. Beinahe eine verheerende Sekunde zu viel. Romy atmete tief durch und
wandte sich ebenfalls zum Gehen. Seine Nähe war ihr unangenehm. Er spürte das.
Auch über den betörenden Pfirsichduft hinweg, der wie ein kindlicher Quälgeist
seinen Hunger nährte und das Tier in ihm weckte. Ein Teufel, der ruhen sollte,
aber schon im Begriff war, die inneren Mauern aus Selbstbeherrschung und
Rücksichtnahme einzurennen. Er war verloren. Egal, was auch immer er sich da
einzureden versuchte. Er begehrte sie. Er wollte sie. Doch er würde sich nicht
nehmen, was ihm nicht zustand, wenn es gegen ihren Willen geschah.
    Ihr
Unterbewusstsein zählte für ihn nicht. Er war nicht manipulierend. Wenn sie ihm
ins Gesicht sagte, ihn zu hassen, dann würde er ihr glauben. Selbst dann, wenn
ihre Gedanken so laut Ich liebe dich! schrien wie ihr Ärger oder die
Lawine der Erleichterung, die sich gelöst hatte, als Wendy ihr zu trinken gab.
Chryses hatte seine Qualitäten, doch er war mit keiner Faser seines Herzens
romantisch veranlagt. Er mochte Zahlen und überaus rationales, praktisches
Denken. Das rettete ihm und seinen Brüdern den Hals. Wenn Frauen in seiner
Gesellschaft Gedichte rezitiert haben wollten, kaufte er ihnen ein Buch, damit
sie sich selbst mit dem Wissen bilden konnten, das schon seit Jahrzehnten in
ihm steckte. Wollten sie Blumen, gab er ihnen Geld, damit sie sich aussuchen
konnten, was ihnen gefiel und wenn ihnen der Sinn nach Sex stand, gab er ihnen
Befriedigung, die ihm das Gleiche einbrachte. Keine Leistung ohne Gegenleistung
und Selbstlosigkeit nur in Zeiten des Krieges. Für seine Brüder würde er
sterben. Jederzeit sein Leben lassen und die Seinen schützen. Doch das hatte
nichts mit Romantik oder seinem Herzen zu tun. Ein harter, unzerstörbarer
Blutschwur band ihn daran. Mit Leib und Seele. Etwas, das er niemals aufgeben
würde. Nicht einmal für eine Frau.
    Romy ging
langsam, den Kopf gesenkt, mit einem Herzschlag, der aus dem Takt geriet, je
mehr sie an ihn dachte. Hier schirmte sie Manasses nicht mehr ab. Sie waren
vollkommen ungestört. Er las jeden ihrer Gedanken und sie irritierten ihn. Wenn
sie ihn eigentlich nicht wollte und gleichzeitig zutiefst begehrte, war das
keineswegs als gut für beide Beteiligten anzusehen. Doch wenn Chryses sie jetzt
gehen ließ, hatte er vielleicht die letzte Chance vertan, sich bei ihr zu
entschuldigen und sie vertat die letzte, eine Entscheidung zu treffen.
     
    Romy fühlte
sich seltsam leer und verlassen, nachdem sie beobachtet hatte, wie fürsorglich
sich Nathan um Cat gekümmert hatte. Sie konnte es beinahe körperlich spüren,
wie nah sich die beiden selbst nach ihrer kurzen Zeit des Kennens waren.
Etwas in ihr schrie geradezu nach dieser Verbindung der Seelen, die ihr die
geschwisterlichen Bande, seien sie noch so stark, nicht geben würden können.
Vielleicht war es falsch von ihr, sich zu Rys hingezogen zu fühlen, aber sie
konnte die Existenz dieser Gefühle nicht einfach verleugnen. Sie waren
praktisch seit der ersten Sekunde ihres Aufeinandertreffens in dieser Gasse
entstanden

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