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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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und hatten sich mit jedem weiteren Treffen nur weiter verstärkt.
Allerdings beruhten sie anscheinend nicht auf Gegenseitigkeit, womit sie aber
allein zurecht kommen musste.
Sie quälte sich nur, wenn sie Zeit hier draußen mit ihm verbrachte, in dieser
beinah romantisch anmutenden Szenerie, der Romy sonst keinerlei Beachtung
geschenkt hätte. Sie war nicht sentimental, sie glaubte nicht an die Liebe und
sie sah sich nicht als die Art von Frau, die einem Mann auf irgendeine Weise
Glück oder Erfüllung bringen konnte, selbst wenn ihr unbedarftes Herz ihr
gerade etwas anderes vorgaukelte.
Du musst gehen! , befahl sie sich, doch er hielt sie auf, während ihr
Herz immer heftiger schlug, obwohl sie sich gegen die aufwallende Sehnsucht
sperrte. Hier draußen war sie ihm völlig ausgeliefert, weil Manasses Schild sie
nicht mehr beschützte. Sie konnte sich auch nicht ständig auf andere verlassen,
sie musste ihre Probleme selbst lösen. Vielleicht musste sie sich ihm ein
letztes Mal entgegenstellen, um ihm nicht das Gefühl zu geben, sie würde ihm
ausweichen.
     
    „Warte!“,
sagte Rys leise und streckte die Hand nach ihr aus, ohne sie zu berühren. „Du
siehst heute Abend wunderschön aus.“
Damit meinte er nicht ihr Kleid und auch nicht den Schmuck, den er tatsächlich
ohne große Mühe, jedoch mit sehr viel Geschmack und Sorgfalt ausgewählt hatte.
Er meinte den Großmut, der in ihr steckte. Die Art, wie sie verzieh, obwohl man
sie verletzt und im Stich gelassen hatte. Er hätte ihr einen Ausbruch
zugetraut, der sich mit dem deckte, den sie damals auf der Straße gehabt hatte,
als er mit einem Kaffeebecher in der Hand vor dem Fenster ihrer Detektei stand
oder in der Sitzecke im Foyer der Eagle Corp., als sie ihn ohrfeigte, dass ihm
in Gedanken daran immer noch die Wange schmerzte. Aber sie war ruhig. Ganz
ruhig, wenn man von ihren Gefühlen für ihn, zu denen er sie nicht weiter
befragen würde, absah.
Sie war, ob sie es nun glaubte, oder nicht, genau die Richtige für den Titel
der Patrona eines neuen Hauses.
    „Du bist
eine beeindruckende Persönlichkeit, Romana Kiss. Ich kann dich für deine innere
Stärke, deinen Mut, dich auf Neues einzulassen und uns zu vertrauen, uns in
dein Leben zu lassen, nur bewundern. Du bist großzügig und verzeihst deiner
Schwester, die sich über die Liebe, die sie durch dich empfängt, glücklich
schätzen kann. Du bist ein guter Mensch, Romy. Ich hoffe, dir kannst dir diese
Tatsache trotz des Schmerzes, den du manchmal und auch gerade in diesem Moment
empfindest, bewahren.“
Erst jetzt drehte er sich zu ihr um, um sie anzusehen. Ein kleines Feuer
erhellte die sonst silbrig glänzenden Augen. Ein Feuer, das nichts mit
sexuellem Begehren zu tun hatte, sondern allein die Ernsthaftigkeit seiner
Worte unterstreichen sollte, bevor er seinen Blick senkte, um die Patrona vor
ihm nicht durch seine Unhöflichkeit zu beleidigen. Stattdessen drehte er die
Hand, die er nach ihr ausgestreckt hatte, auf deren Rücken. In seiner
Handfläche schimmerte im hellen Licht des Mondes und der festlichen
Hausbeleuchtung eine kleine bis an den Rand mit einer blauen Flüssigkeit
gefüllte Phiole.
    "Die
älteren Patronas befassen sich mit allerlei Dingen. Heilkunde ist eines davon.
Devena Imogen, Patrona des Hauses Arcus, hat mir das hier für dich gegeben. Es
erspart dir die Ketten und die Tatsache, mit demjenigen, der dir durch die
Verwandlung hilft, schlafen zu müssen, um deine Schmerzen zu lindern. Es wird
deinen Verstand schwächen und deine neu gewonnen Kräfte eine kleine Weile
neutralisieren, sodass du keine Gefahr für deinen Partner darstellst. Es ist
ein schlimmeres Mittel als du in deiner Jugendzeit ausprobiert hast und die
Nebenwirkungen sind unter gewissen Umständen enorm. Es könnte deinen Verstand
für immer lähmen, wenn es nicht richtig dosiert wird. Das solltest du wissen,
bevor du es in Erwägung ziehst. Die Menge in diesem Fläschchen ist allerdings
genau richtig für dich. Die Devena kennt sich sehr gut aus. Sie hat dich eine
Weile beobachtet und genauestens studiert. Es soll nach Blaubeeren schmecken,
aber wenn du mich fragst, sind alte Schuhsohlen bei dem, was diese
Teufelsweiber manchmal so brauen, wahrscheinlicher.“
Es war liebevoll und nicht als Beleidigung gemeint. Ein Scherz, um Romy ein
bisschen aus dem Ernst der Lage heraus aufzuheitern. Aber beiden blieb das
Lachen im Hals stecken. Es passte nicht hierher.
    „Du brauchst
noch heute Nacht das Blut eines männlichen

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