Die Nacht der Weisswurst-Vampire
in einer Ecke gehockt und hatte gejammert.
“Der Zeppelin ist vom Wind immer schneller zur Felswand geweht worden. Wir wären todsicher dagegen gekracht und zerschellt, aber dann ist mir plötzlich etwas eingefallen”, berichtete das Superhirn. Wieder einmal hatte Lieselotte ihrem Spitznamen alle Ehre gemacht. “Ballonfahrer werfen Ballast ab, wenn sie höher steigen wollen.”
“Ballast? Was ist denn das?” fragte Poppi.
“Sandsäcke zum Beispiel! Also lauter schwere Dinge. Dadurch wird das Gewicht am Ballon geringer, und er kann in die Höhe steigen”, erklärte ihr Dominik.
“Ich habe das auch versucht und über dem Wald zuerst die schweren Hocker aus der Passagiergondel fallenlassen”, erzählte Lilo weiter. “Sofort sind wir ein Stück in die Höhe geflogen. Trotzdem waren wir noch immer auf Kollisions-Kurs mit der Felswand. Jetzt haben uns auch nur noch 30 Meter von ihr getrennt!”
“Na und? Wieso seid ihr dann nicht dagegen gekracht?” fragte Dominik ungeduldig. “Gerettet hat uns dann wahrscheinlich der warme Wind, der entlang der Felswand aufstieg. Er scheint uns auch ein wenig in die Höhe getragen zu haben. Auf jeden Fall sind wir höchstens einen halben Meter über der Kuppe des Berges dahingeschwebt. Das war natürlich auch unsere Chance auszusteigen. Axel wäre beinahe sitzengeblieben, weil er total umnachtet war!”
Der Junge verzog das Gesicht und knurrte. “Mußt auch nicht alles ausplaudern!”
“Deshalb mußte ich zu einer brutalen Methode greifen. Ich habe ihm links und rechts eine Ohrfeige gegeben, damit er wieder zu sich kommt!”
Dominik blickte Poppi entschuldigend an. “Das... das habe ich bei dir auch machen müssen. Verzeih mir!”
“Eh klar!” meinte das Mädchen. “War notwendig!”
“Nun, wir sind rausgesprungen und auf einem feuchten Abhang gelandet. Leider konnten wir uns nicht halten und sind über hundert Meter hinuntergerollt. Die Nadeln der Latschen, die Steine, die wir gelockert haben, und die vertrockneten Sträucher haben uns total zerkratzt!” Lilo tastete über ihr zerschrammtes Gesicht und verzog schmerzerfüllt den Mund. “Der Zeppelin ist übrigens ein kleines Stück weiter gegen eine Felszacke geprallt und augenblicklich in Flammen aufgegangen. Für ein paar Sekunden hat für mich die Welt aufgehört sich zu drehen!” gestand sie. “Ständig habe ich mir gedacht: Wenn wir jetzt noch an Bord gewesen wären ...”
“Als wir uns halbwegs erfangen hatten, mußten wir dann noch über zwei Stunden latschen, bis wir endlich zu einem Haus gekommen sind”, schloß Axel den Bericht. “Von dort aus konnten wir Klaus-Jürgen verständigen! Er hat uns abgeholt.”
“Hauptsache, wir sind alle wieder zusammen!” jubelte Poppi schwach. “Aber jetzt verständigen wir endgültig die Polizei. Diese Sache ist uns eine Schuhnummer zu groß. Findet ihr nicht auch?”
Sogar Lilo nickte diesmal.
“Nein”, sagte Klaus-Jürgen bestimmt.
Überrascht drehten sich die vier Knickerbocker-Freunde zu ihm. Damit hatten sie nicht gerechnet.
“Nein, das dürft ihr unter keinen Umständen tun.”
“Wieso?” wollte Lilo wissen. “Was meinst du?”
Schweinchen Schlau griff zum Kassettenrecorder und drückte die PLAY-Taste.
Tödliche Drohungen
“Bitte, bitte, ruft nicht die Polizei!” flehte Nataschas Stimme aus dem Lautsprecher. “Wenn ihr es tut, dann werden sie mich nie wieder freilassen. Bitte verliert kein Wort über die Sache. Acht Tage lang müßt ihr schweigen. Dann werde ich freigelassen!”
“Diese Kassette lag gestern abend vor meiner Wohnungstür”, erzählte Klaus-Jürgen. “Ein Fetzen Stoff war auch dabei. Hat Natascha gestern einen Sweater mit blau aufgedruckten Ameisen getragen?”
Lilo überlegte kurz und nickte.
“Dann ist der Stoff von ihrem Sweater. Ein Beweis, daß das Mädchen wirklich in der Gewalt des Vampirs ist. Wer auch immer hinter dieser Vampirmaske steckt, er meint es mehr als ernst.”
Klaus-Jürgen holte tief Luft und sagte dann langsam: “Wir sind völlig machtlos. Ich will unter keinen Umständen, daß Natascha etwas geschieht. Wir gehen kein Risiko ein. Das bedeutet: Ich habe ihre Mutter noch in der Nacht besucht und ihr die ganze Sache schonend beigebracht. Wir müssen alle so tun, als wäre nichts geschehen. Axel wird mit seinen Dreharbeiten beginnen...” - er stutzte. “Die Dreharbeiten”, rief er und sprang auf, als hätte jemand mit einer langen Nadel in sein Hinterteil gestochen, “die
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