Die Nacht der Weisswurst-Vampire
taub. Sein Mund staubtrocken und seine Hände und Füße gefühllos. Jetzt war alles aus.
“Sprengung erfolgreich?” erkundigte sich die heisere Stimme über Funk.
Wieder ließ es der Vampir zweimal klicken.
“Sehr gut”, lobte die Stimme. “Und nun schaffen Sie mir noch die beiden anderen vom Hals. Ihnen wird schon einfallen, wie Sie es anstellen!”
Klick-klick! Der Vampir hatte verstanden.
“Unsere Kumpels sind tot”, dieser Gedanke hämmerte ununterbrochen durch Dominiks Kopf. Poppi konnte nicht mehr denken. Für sie versank die Welt rundherum. Alles war aus. Sie hatten das Spiel zu weit getrieben. Die Knickerbocker-Bande gab es nur noch zur Hälfte, und bald ... Dominik konnte nicht weiterdenken. Ihm war, als hätte jemand eine riesige Mauer in seinem Kopf aufgestellt, um die herum es keinen Weg gab. Doch zum Überklettern war sie zu hoch. Langsam begann sie sich nun zu neigen und Poppi und den Jungen zu erdrücken!
Alpträume
Die Wahnsinnsfahrt im grünen Leichenwagen fand ein jähes Ende. Wieder einmal quietschten die Reifen, und das Gefährt kam zum Stillstand.
Die hintere Klappe öffnete sich automatisch, doch die Fahrertür blieb geschlossen. Von vorne kam im Augenblick nur das Rauschen des Funkgerätes. Der Vampir drückte hastig und immer wieder die knacksende Taste.
“Jetzt oder nie”, schoß es Dominik durch den Kopf. Das war die Gelegenheit zu fliehen. Jedes “wenn” und “aber” war dem Jungen nun egal. Er packte Poppi an der Hand und zerrte sie aus dem Leichenwagen. “Renn! Renn um dein Leben!” wisperte er ihr zu. Die beiden Knickerbocker rasten los und stolperten vom Straßenwall hinunter in ein hohes Kornfeld.
“Duck dich!” kommandierte Dominik und zog seine Freundin in die Hocke hinunter. Wie zwei Enten watschelten sie nun zwischen den langen, trockenen Getreidehalmen dahin. Sie versuchten, dabei möglichst wenig Geräusche zu verursachen und immer weiter von der Straße wegzukommen.
Poppi schwitzte und klapperte gleichzeitig vor Angst mit den Zähnen. Würde ihnen der Vampir nachkommen? Konnte er sie doch noch erwischen und seinen grauenvollen Plan durchführen?
Dominik blieb plötzlich stehen und lauschte angestrengt. Waren Schritte hinter ihnen zu hören? Oder tat sich etwas vor ihnen? Lauerte ihnen der Vampir irgendwo auf?
Ein laut tuckernder und knatternder Motor wurde in einiger Entfernung angelassen, doch der Junge wagte es nicht, aufzustehen und sich umzusehen. Dadurch hätte er Poppi und sich verraten können.
Hastig watschelten die beiden weiter und versuchten, ständig möglichst nahe am Boden zu bleiben.
Das Tuckern und Dröhnen wurde lauter, und Dominik durchzuckte ein gräßlicher Gedanke: Das Geräusch näherte sich ihnen. Aber was war das?
Poppi preßte sich eng an ihren Knickerbocker-Kumpel; und zitterte und bebte am ganzen Körper. Sie war nicht mehr fähig weiterzugehen. Ihre Beine verweigerten jeden Schritt. Sie sank auf die Erde und wurde von heftigem Schluchzen geschüttelt. Ihr Freund versuchte, sie ein wenig zu beruhigen, damit sie weitergehen konnten.
Plötzlich vernahm er ein lautes Rascheln in den Halmen vor sich. Dazu kam der donnernde Motorenlärm und ein bedrohliches Geräusch. Es klang, als würde etwas abgeschnitten werden.
“Weg!” brüllte der Junge aus Leibeskräften, als er sich nun doch ein wenig aufrichtete. Nicht einmal zehn Meter von ihnen entfernt, befand sich ein riesiger, rotlackierter Mähdrescher. Das Schneiderad am vorderen Ende drehte sich mit viel zu großer Geschwindigkeit und riß die Kornähren aus dem Boden. Hinter dem Lenkrad saß niemand anderer als der Vampir, der Poppi und Dominik sofort erblickte und auf sie zusteuerte.
“Auseinander! Wir müssen in verschiedene Richtungen rennen!” schrie der Junge und rüttelte das Mädchen. Doch Poppi blieb noch immer hocken und weinte.
Sie erkannte die tödliche Gefahr gar nicht. Der Schock hatte sie blind gemacht.
Krachend legte der Vampir einen schnelleren Gang ein und trat voll auf das Gaspedal der Erntemaschine. Das Sensenrad rotierte auf Hochtouren und zerhackte jeden Halm zu kleinen Schnipseln.
Höchstens fünf Meter war der Mähdrescher noch von den Knickerbocker-Freunden entfernt. Erde und Staub wirbelten durch die Luft, und Dominik konnte spüren, wie die Maschine alles vor ihr Schneiderad sog.
Der Junge versuchte, Poppi nun am T-Shirt zu packen und fortzuzerren, doch das Mädchen bewegte sich noch immer nicht von der Stelle. Wie eine
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