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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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zwischen den Frauen hin und her. »Mrs Carmack, die Frau des Fallenstellers, wenn ich mich richtig erinnere. Was hat das zu bedeuten? Wollen Sie mir etwa sagen, dass Doc Boone verhindert ist? Joe Blake hat sich ein Bein gebrochen. Wir haben es notdürftig geschient, aber der Doc muss es sich unbedingt ansehen. Wir können Joe nicht mit dem Schlitten nach Fairbanks bringen, dazu ist er viel zu schwach. Und der alte Zebulon hat Zahnschmerzen …« Er merkte wohl selbst, dass er sich in endlosen Aufzählungen verlor. »Also … Was ist mit dem Doc?«
    »Kein Grund, nervös zu werden, Mister …«
    »Rudy Shockley. Ich bin der Bürgermeister hier.«
    »Und das ist Betty-Sue Anderson, eine erfahrene Krankenschwester aus San Francisco, die ab sofort den Außendienst für Doc Boone übernehmen wird. Sie hat als OP-Schwester in einem großen Krankenhaus gearbeitet.«
    Shockley hörte nur mit halbem Ohr hin. »Eine Krankenschwester? Doc Boone schickt uns eine Schwester?«
    Es klang ungläubig und auch ein wenig schockiert. »Glauben Sie denn, eine Frau kann einen Beinbruch behandeln?«
    »Ich habe eine umfassende Ausbildung hinter mir, Bürgermeister«, meldete sich Betty-Sue zu Wort. Es klang fast ein wenig trotzig. »Und im Operationssaal des Golden Gate Memorial hatte ich es oft mit schwierigen Fällen zu tun. Ärzte haben wenig Zeit, da bleibt viel Arbeit an uns Schwestern hängen.«
    »Aber … aber Sie sind noch so jung …«
    Jetzt lächelte sogar Betty-Sue, trotz der Kälte, die auch zwischen den Häusern herrschte. »Das sagen alle, Bürgermeister. Aber ich bin bereits sechsundzwanzig und arbeite seit über acht Jahren mit Ärzten zusammen. Meine Zeugnisse liegen in Fairbanks, aber wenn Sie wollen, bringe ich Sie das nächste Mal mit. Der Civil Service schickt nur gut ausgebildete Schwestern in die Territorien. Dort weiß man, dass hier viele Aufgaben von uns Schwestern wahrgenommen werden.«
    »Schon gut, ich glaube Ihnen ja«, erwiderte der Bürgermeister. »Ich komme selbst aus einer Großstadt und weiß, wie sehr die Frauen in manchen Berufen ihren Mann stehen.« Er merkte nicht, wie albern sich seine Antwort anhörte. »Aber ich befürchte, die meisten Männer in Fox sehen das anders. Also wundern Sie sich nicht, wenn die Patienten ausbleiben und nach Doc Boone verlangen. Ich halte es für sehr unklug vom Doktor, nicht selbst zu erscheinen.«
    »Wenn die Männer nicht behandelt werden wollen, sind sie selbst schuld«, mischte sich Clarissa ein. »Zeigen Sie uns jetzt, wo Schwester Betty-Sue ihre Sprechstunde abhalten kann und wo sich unser Nachtquartier befindet?«
    Der Bürgermeister räusperte sich verlegen. »Natürlich, Ma’am. Wir haben unsere Community Hall für Sie freigemacht. Nichts Besonderes, aber was Besseres haben wir hier leider nicht zu bieten. Auf der anderen Straßenseite.«
    Was die Bürger von Fox unter einem Gemeindesaal verstanden, wäre in jeder größeren Stadt abgerissen worden. Eine aus krummen Stämmen und angekohlten Brettern errichtete Baracke, deren teilweise handbreite Fugen mit Erde oder Moos abgedichtet worden waren und die nicht so aussah, als würde sie dem nächsten Blizzard standhalten. Clarissa parkte den Schlitten vor der Tür. Der Bürgermeister befahl einem jungen Mann, der neugierig näher gekommen war, Strohlager für die Hunde zu errichten und sie mit frischem Wasser zu versorgen, und führte die Frauen ins Haus. An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift »Krankenstation Doktor Boone«.
    Im unruhigen Licht einer Petroleumlampe erkannte Clarissa einen Tisch und mehrere Stühle. In der Mitte des Raumes bullerte ein Kanonenofen. An der hinteren Wand stand ein breites Bett mit einer dicken Matratze und mehreren Wolldecken, vor dem Ofen lag eine Matratze, die wohl für die Patienten gedacht war. »Ich lasse Ihnen Tee und was zu essen bringen«, sagte der Bürgermeister, »und dann kümmern Sie sich am besten um Joe … der mit dem gebrochenen Bein. Er liegt im Hinterzimmer des Golden Chance Saloons.«
    Weder Clarissa noch Betty-Sue waren sonderlich begeistert von ihrem Quartier, Clarissa wusste aber auch, dass es schlimmer hätte kommen können. »Zumindest haben wir es schön warm hier«, sagte sie. Ihr Lächeln sollte Betty-Sue aufmuntern. »Und das Bett ist breit genug für uns beide. Solange Sie nicht schnarchen, werden wir die Nacht wohl überstehen.«
    Betty-Sue hatte andere Sorgen. »Ich weiß nicht recht …«, erwiderte sie zweifelnd. »Wie soll ich denn die

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