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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Antworten von meinem Gedächtnis. Die Ladefläche hinten war sauber, ja? Wir hatten uns gründlich die Hände gewaschen und unsere Kleidung überprüft, ja? Wir hatten alle Hilfsmittel entsorgt, ja? Ja, ja und ja. Soviel ich wusste jedenfalls. Was, wenn uns irgendwas entgangen war? War irgendwo hinten im Explorer ein Fetzen Stoff hängen geblieben, den wir übersehen hatten? Rochen unsere Kleider für menschliche Nasen so kräftig nach Rauch, wie sie es für meine taten?
    Der zweite Polizist, ein kräftig gebauter Mann Ende dreißig, schlenderte um den Explorer herum, versuchte durch das Rückfenster zu schauen, legte das Gesicht dann dicht an das getönte Glas und beschattete seine Augen, um ins Innere sehen zu können.
    »Jede Menge Stauraum«, sagte er. »Wie viel Zeug kriegen Sie in dieses Ding rein?«
    »Zeug?« Ich blinzelte verwirrt. »Oh, Gepäck meinen Sie? Genug für einen einwöchigen Urlaub, nehme ich an.«
    Er lachte. »Wenn Sie so packen wie meine Frau, will das einiges heißen.« Er sah wieder ins Innere. »Schön sauber und ordentlich. Kinder habt ihr wohl nicht, oder?« Er lachte wieder und ließ sich auf die Knie fallen, um die Reifen und die Unterseite zu inspizieren. »Das ist einer von diesen neuen Vorstadtstreitwagen, was? Ein Geländewagen, der nicht dazu gedacht ist, ins Gelände zu gehen.«
    »Er schafft es auch ohne Straße«, sagte ich und versuchte die Ruhe zu bewahren, während er weiterhin die Unterseite des Explorers in Augenschein nahm. »Aber für echtes Geländefahren ist er zu wuchtig. In einem New Yorker Winter kann er aber ganz praktisch sein.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Er sah zu Clay hinüber. »Wie viel schleppt der?«
    »Keine Ahnung«, sagte Clay. Er war etwas abseits stehen geblieben und überließ es mir, Konversation zu machen. Es war einer seiner Tricks, um sein Temperament im Zaum zu halten: Vermeide jede Konfrontation.
    »Wir haben noch nie jemanden damit abgeschleppt«, erklärte ich. Der ältere Polizist war immer noch damit beschäftigt, unter den Explorer zu sehen; vielleicht überprüfte er die Radaufhängung, vielleicht suchte er auch nach etwas anderem. Ich wartete, solange ich konnte, bevor ich fragte: »War ich zu schnell?«
    »Wir haben einen Tipp gekriegt«, sagte der jüngere Beamte. Er wandte sich an Clay. »Einen anonymen Tipp, dass Sie irgendwas über den Mord an Mike Braxton wissen. Sie müssen mit aufs Revier und uns ein paar Fragen beantworten.«
    Clays Kiefer straffte sich. »Sie erwarten, dass ich jetzt alles stehen und liegen lasse –«
    Er unterbrach sich. Ich sagte nichts, aber er wusste genau, was ich dachte. Sich mit den beiden Polizisten anzulegen würde die Sache nicht besser machen. In die Offensive zu gehen würde sie vielleicht dazu bewegen, uns in Frieden zu lassen, wenn sie keinen Grund zu einer Verhaftung hatten, aber es war einfach zu riskant. Wenn wir sie wirklich ärgerten, durchsuchten sie am Ende noch den Explorer und Clay selbst. Kleinstadtpolizisten haben den Ruf, sich nicht immer allzu genau an die Dienstvorschriften zu halten. Sie hatten keine gesetzliche Handhabe, mit der sie Clay zwingen konnten, mit ihnen zu reden. Andererseits, in einem normalen Gespräch würden sie wohl kaum Hinweise auf unsere Aktivitäten an diesem Vormittag finden.
    Clay erklärte sich schließlich bereit, ihnen eine Stunde seiner Zeit zur Verfügung zu stellen. Er fuhr auf dem Rücksitz des Polizeiautos mit zum Revier. Ich folgte im Explorer. Der anonyme Anrufer musste einer der Mutts sein, der uns eine Falle stellen wollte. Solange ich aber in meinem eigenen Auto mitkam, würden die Mutts es nicht mit einem Hinterhalt versuchen. Und wenn wir einmal im Revier waren, waren wir in Sicherheit. In einem Gebäude voll bewaffneter Leute würden sie nicht angreifen.
    Das Wartezimmer auf dem Polizeirevier war kleiner als mein Schlafzimmer in Stonehaven, und die gesamte Möblierung hatte wahrscheinlich weniger gekostet als mein silbernes Haarpflegeset. Der Raum maß ungefähr dreieinhalb Meter im Quadrat und verfügte über eine Tür und zwei Fenster. Genauer gesagt, das Fenster in der Südwand bestand aus Einwegglas und führte nur in einen noch kleineren Raum. Das Einwegglas machte nicht allzu viel Sinn, wenn man nicht wusste, dass das Revier ursprünglich ein Privathaus der Depressionszeit gewesen war, in dem die meisten Räume zu mehr als einem Zweck genutzt wurden. In den seltenen Fällen, in denen die Beamten einen Verdächtigen beobachten oder

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