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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Sein Atem war langsam und tief, als sei er wieder am Einschlafen. Seine Beine waren mit meinen verflochten, aber sie waren still und seine Hände ebenso. Nach ein paar Minuten begann er meinen Nacken zu küssen. Immer noch kein Grund zur Sorge. Mein Nacken war nicht gerade eine erogene Zone, obwohl es sich gut anfühlte. Wirklich gut sogar, um ehrlich zu sein. Vor allem als er die Hand nach oben schob, um mir das Haar von der Schulter zu streichen, und sich mit den Fingerspitzen am Kiefer entlang bis zu den Lippen tastete.
    Ich öffnete die Lippen und streckte die Zunge vor, um seine Finger zu schmecken, dann strich ich mit ihr über die raue Kante seines Fingernagels. Als ich die Lippen öffnete, schob er eine Fingerspitze zwischen meine Zähne. Ich knabberte an ihr; meine Zähne kratzten über die Haut. Seine Lippen bewegten sich an meinem Nacken entlang. Sein Atem kitzelte die kleinen Härchen dort und sandte einen Schauer durch mich hindurch. Seine Lippen und seine freie Hand glitten über meinen Rücken und hinterließen eine Gänsehaut. Die Hand strich zu der Kerbe zwischen meinen Rippen und dem Hüftknochen und streichelte die Kurve dort. Als die Finger sich weitertasteten bis zu meinem Bauch, drehte ich mich zu ihm um. Er zog mich auf eine Seite, so dass ich ihm gegenüber lag, und begann mich zu küssen. Die Küsse waren langsam und sanft; das Tempo entsprach dem seiner Hände, die meinen Körper erforschten, über meine Seiten strichen, den Rücken, die Arme, die Schultern, die Rückseite der Oberschenkel entlang und über die Hüften. Ich hielt die Augen geschlossen und trieb zwischen Schlaf und Wachen. Ich schob mich dichter an ihn und genoss die Hitze seiner Haut und die glatten Flächen und Sehnen seines Körpers. Als ich die Härte an meinem Bauch spürte, war es keine Frage, wie ich reagieren sollte. Mein Körper brauchte keine Anweisungen; wie von selbst schob ich mich nach oben, öffnete meine Beine…
    ***
    »Hast du ihn angerufen?«, fragte Jeremy.
    »Huh?« Ich räumte gerade die Spülmaschine aus. In Gedanken war ich noch mit Clay im Bett.
    »Dein … Freund hat angerufen, bevor du aufgestanden bist. Du hast das Handy im Flur liegen lassen.«
    Mein Hirn sprang schlagartig aus dem Schlafzimmer in die Gegenwart um. »Du bist drangegangen?«
    »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich gewartet hätte, bis Clay drangeht? Du hast nicht angerufen, stimmt's?« Er wartete nicht auf eine Antwort. »Keine Sorge, ich habe nichts gesagt, also ist die Story, die du ihm erzählt hast, noch in Ordnung. Es sieht so aus, als erwartete er dich heute zurück.«
    »Ich kümmere mich drum.«
    »Elena…«
    »Ich habe gesagt, ich kümmere mich drum.«
    Ich räumte den letzten Teller fort und ging zur Tür.
    Ich hatte Philip nicht angerufen, weil ich ihn vergessen hatte. Es klang entsetzlich, aber es war die reine Wahrheit. Ich liebte diesen Mann, ich wusste, dass ich ihn liebte, und das machte es nur noch schlimmer. Wenn ich wenigstens hätte sagen können, dass ich nicht in ihn verliebt wär… Verliebt? War ich in Philip verliebt? Verdammt, das war so ein plattes, abgedroschenes Pseudowort. Ich liebte ihn. ›Verliebt‹ gab es nicht. ›Vernarrt‹ gab es, ›verknallt‹ und ›entflammt‹, drei letzten Endes destruktive Emotionen, die mit echter, bleibender Liebe nichts zu tun hatten. Ich vergaß Philip, weil das meine Methode war, mit dem ganzen Durcheinander zurechtzukommen – ich teilte mein Leben in zwei Abteilungen auf, die Menschenwelt und das Rudel. Philip gehörte in die Menschenwelt, und selbst an ihn zu denken, während ich in der Rudelwelt lebte, verunreinigte in gewisser Weise das, was uns verband. Das war jedenfalls die Erklärung, die ich mir selbst für das Versehen lieferte.
    Ich wollte gerade das Handy aus der Eingangshalle holen, als Clay auftauchte. Natürlich konnte ich mich jetzt nicht gut entschuldigen und mit dem Telefon in der Hand die Treppe hinaufrennen. Also ließ ich das Gerät, wo es war, und ging mit Clay spazieren. Ich hatte vor, Philip anzurufen, wenn ich zurückkam. Er hatte mir eine Nachricht hinterlassen, aber als wir zur Tür hereinkamen, erinnerte Jeremy uns daran, dass wir Cains Leiche loswerden mussten. Danach wurde es kompliziert, und in Anbetracht all dessen, was an diesem Tag sonst noch passierte, ist es wohl verzeihlich, dass ich vergaß, Philip anzurufen … wieder einmal.
    In den guten alten Zeiten der Gesetzlosigkeit und der mobilen Bezirksgerichte konnte das Rudel

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