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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Hand fiel von der Sofalehne auf meine Schulter und begann mit meinem Haar zu spielen. Ich lehnte mich an ihn; die Nachwirkungen des Alkohols und einer schlaflosen Nacht begannen sich bemerkbar zu machen. Als Jeremy die Augen wieder schloss, tat ich das Gleiche und ließ den Kopf auf Clays Schulter fallen. Er drehte sich zu mir und reichte mit der anderen Hand zu mir herüber, um sie auf mein Bein zu legen. Ich konnte die Wärme durch meine Jeans spüren. Der Geruch von Scotch trieb auf seinem Atem zu mir herüber. Ich war am Einschlafen, als die Tür krachend aufsprang.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Nick. »Schlafenszeit?«
    Niemand antwortete. Ich hielt die Augen geschlossen.
    »Du siehst richtiggehend zufrieden aus, Clayton«, fuhr Nick fort, während er auf den Boden plumpste. »Das hat nicht zufällig irgendwas damit zu tun, dass Elena sich an dich kuschelt, oder?«
    »Es ist kalt hier drin«, murmelte ich.
    »Ich find's nicht kalt.«
    »Es ist kalt«, knurrte Clay.
    »Ich könnte ein Feuer machen.«
    »Das könnte ich auch«, sagte Clay. »Ich könnte deine Kleider dazu nehmen. Bevor du Gelegenheit gehabt hast, sie auszuziehen.«
    »Das war ein Wink, Nicky«, bemerkte Antonio von der Tür her. »Beherzige ihn doch bitte. Ich habe nicht den Wunsch, meine letzten Jahre als kinderloser alter Mann zu verbringen.«
    Ich hörte Antonio durchs Zimmer gehen. Gläser klangen, als er sich und Nick Getränke eingoss. Dann richtete er sich in dem zweiten Sessel ein. Nick blieb auf dem Boden sitzen, wo er sich ausstreckte und an unsere Beine lehnte. Nach ein paar Minuten war es wieder still; nur gelegentlich hörte ich das Murmeln der Unterhaltung. Bald streckte die Schläfrigkeit, die mich überkommen hatte, ihre weichen Fühler auch nach den anderen aus. Die Stimmen sanken zu einem Murmeln ab, die Unterhaltung wurde vereinzelt und verklang schließlich ganz. Ich legte die Finger über Clays Brust, spürte seinen Herzschlag und schlief ein.

Umwege
    Als ich aufwachte, erinnerte ich mich undeutlich daran, auf dem Sofa eingeschlafen zu sein, und begann mich dementsprechend zu arrangieren – die Arme auszustrecken und die Füße auf den Boden zu stellen, damit ich beim Aufstehen nicht vom Sitz rutschte. Dann stellte ich fest, dass meine Gliedmaßen samt und sonders nicht da waren, wo ich sie vermutet hatte. Meine Arme waren unter einem Kissen verschränkt und meine Beine in Laken verwickelt. Der Pudergeruch von Weichspüler füllte meine Nase. Ich öffnete ein Auge und sah die Silhouetten tanzender Zweige auf den Bettvorhängen. Zwei Überraschungen hintereinander. Ich lag nicht nur im Bett, ich lag sogar in meinem eigenen. Wenn ich im Erdgeschoss und in Clays Gegenwart einschlief, endete es in der Regel damit, dass er mich in sein Zimmer schleppte wie ein Höhlenmensch, der seine Gefährtin zu seinem Lager schleift. In meinem eigenen Zimmer aufzuwachen war so ungewöhnlich, dass es an Schock grenzte … jedenfalls bis ich wach genug war, um den Arm über meiner Taille zu bemerken und das leise Schnarchen in meinem Rücken zu hören. Als ich mich bewegte, brach das Schnarchen ab, und Clay schob sich näher an mich heran.
    »Wie beruhigend, dass du noch weißt, wie du es dir in meinem Bett bequem machen kannst«, bemerkte ich.
    »Ich war bei dir, als du eingeschlafen bist«, murmelte er schläfrig. »Wüsste nicht, wo der Unterschied sein sollte, wenn ich bei dir bleibe.«
    Ich sah an meinem nackten Körper entlang. »Wenn ich mich recht entsinne, war ich angezogen, als ich eingeschlafen bin.«
    »Wollte nur sichergehen, dass du es bequem hast.«
    »Und es dir bei der Gelegenheit genauso bequem machen, wie ich sehe«, sagte ich, während ich die Beine bewegte und seine nackte Haut an meiner spürte.
    »Wenn du das sehen willst, musst du dich umdrehen.«
    Ich schnaubte. »Eher nicht.«
    Er kuschelte sich an meinen Rücken. Seine Hand glitt von meiner Hüfte zu meinem Bauch. Ich schloss die Augen wieder, das Gehirn noch immer wie vernebelt im Halbschlaf. Clay war warm; seine Körperwärme vertrieb die Kühle des frühen Morgens. Der Baldachin hielt das Bett dunkel und lud zum Verweilen ein. Das Haus ringsum war still. Es gab keinen Grund, jetzt schon aufzustehen, und keine Notwendigkeit, einen zu erfinden. Es war behaglich hier. Wir brauchten die Ruhe. Clays körperliche Nähe und das Wissen um sie brachten ein paar unerbetene Bilder und Gedanken mit sich, aber er tat nichts, das mich gezwungen hätte, gegen sie anzugehen.

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