Die Nacht der Wölfin
ob sie das essen wird, aber ich werde mit Sicherheit.«
Ich fuhr hoch. Das war nicht Clays Stimme.
»Wie nennen sie die im Süden?« fuhr Philip fort. »Flapjacks, Johnnycakes? Ich kann's mir nie merken. Du kommst von dort unten, oder? Ursprünglich, meine ich. Dem Akzent nach würde ich auf Georgia tippen, vielleicht auch Tennessee.«
Clay grunzte. Ich sprang aus dem Bett und stürzte zur Tür. Dann sah ich mein Nachthemd im Spiegel. Ein Morgenmantel. Ich brauchte einen Morgenmantel.
»Dein Bruder Jeremy hat überhaupt keinen Akzent«, sagte Philip. »Zumindest hab ich keinen gehört, als wir telefoniert haben.«
Scheiße! Ich wühlte im Kleiderschrank. Wo war doch gleich dieser Morgenmantel? Besaß ich einen Morgenmantel?
»Mein Stiefbruder«, sagte Clay.
»Oh? Ach so, natürlich. Das erklärt's.«
Ich griff nach ein paar Sachen und zog sie hastig an, schlingerte zur Schlafzimmertür hinaus und durch die Küchentür. Zwischen Clay und Philip kam ich zum Stehen.
»Hunger?«, fragte Clay, immer noch mit dem Gesicht zum Herd. Philip beugte sich über mich, küsste mich auf die Wange und versuchte mein wirres Haar glatt zu streichen. »Versuch Mom heute Morgen noch anzurufen, Liebes. Sie wollte nicht einfach ohne dich etwas für Betsys Party arrangieren.« Er sah zu Clay hinüber. »Meine Verwandten sind absolut verrückt nach Elena. Wenn ich sie nicht bald heirate, sind sie im Stande, sie zu adoptieren.«
Sein Blick blieb auf Clay liegen. Clay warf drei weitere Pfannkuchen auf einen wachsenden Stoß, drehte sich um und trug sie alle zum Tisch. Sein Gesicht war ausdruckslos. Ein kurzes Stirnrunzeln ging über Philips Gesicht. Wahrscheinlich hatte er es allmählich satt, Konversation zu machen und keinerlei Antwort zu bekommen.
»Die Butter ist im –«, begann er, aber Clay hatte bereits die Kühlschranktür geöffnet. »Oh, und der Sirup ist über dem Herd in dem Becher –«
Clay holte aus dem Kühlschrank eine dekorative Glasflasche mit Ahornsirup, die Sorte, die man in Touristenläden für den Preis von flüssigem Gold kaufen kann.
»Das ist neu.« Ich lächelte zu Philip hinüber. »Wann hast du die mitgebracht?«
»Ich – uh – hab sie nicht mitgebracht.«
Ich sah zu Clay hinüber.
»Hab sie gestern irgendwo aufgelesen«, sagte er.
»Ich weiß nicht, ob Elena –« Philip unterbrach sich; sein Blick ging von mir zu Clay und wieder zurück. »Ja, also, das war sehr nett.«
Das Telefon klingelte und erlöste mich von meinem völlig fruchtlosen Bemühen, ein Gesprächsthema zu finden.
»Ich gehe dran«, sagte Philip und verschwand ins Wohnzimmer. »Danke«, zischte ich Clay an, wobei ich die Stimme nach Kräften leise hielt. »Das musste jetzt einfach sein, stimmt's? Erst das Frühstück, dann der Sirup. Unmissverständlich vorführen, dass du weißt, was ich mag, und ihn in Verlegenheit bringen.«
»Vorführen? Ich habe kein Wort gesagt. Du hast von dem Sirup angefangen.«
»Du hättest ihn nicht erwähnt?«
»Natürlich nicht. Warum sollte ich? Ich nehme hier nicht an einem Wettbewerb teil, Elena. Als ich gestern Toast gemacht habe, habe ich gesehen, dass ihr keinen echten Sirup habt. Ich weiß, wie du dich über das nachgemachte Zeug beklagst, also hab ich gedacht, er ist euch ausgegangen, und habe welchen gekauft.«
»Und das Frühstück? Jetzt behaupte nur noch, du hättest nicht etwas sagen wollen damit, dass du mir Frühstück gemacht hast.«
»Ja, natürlich habe ich damit was gesagt. Ich habe gesagt, dass ich mir Sorgen mache, weil du nicht richtig isst, und dass ich sicherstellen will, dass du wenigstens eine ordentliche Mahlzeit bekommst. Ich bin euer Gast. Ich bin sicher, er glaubt einfach nur, dass ich zu helfen versuche. Ich habe so viele gemacht, dass es für ihn auch noch reicht.«
»Du hast genug gemacht, um das ganze Haus –« Ich unterbrach mich, sah mich um und stellte fest, dass genug zu essen für drei normale Leute da war – nicht mehr.
»Der Rest steht im Backofen«, sagte Clay. »Ich hab sie versteckt, als ich gehört habe, dass er aufgestanden ist. Ich pack sie dir ein, dann kannst du sie zur Arbeit mitnehmen. Wenn irgendwer was anzumerken hat, sag einfach, du wärst nicht mehr zum Frühstücken gekommen.«
Ich suchte verzweifelt nach einer Antwort, und auch diesmal kam mir eine Unterbrechung zu Hilfe. Diesmal war es Philip, der in die Küche kam.
»Arbeit«, sagte er mit einer Grimasse. »Was sonst? Einen einzigen Vormittag versucht man später zu kommen,
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