Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
verlassen hatte, hatte ich in der Unterwäsche geschlafen, aber als Philip bei mir einzog und ich feststellte, dass er im Bett Schlafanzughosen trug, kam ich auf den Gedanken, dass vielleicht auch ich irgendetwas tragen sollte. Ich versuchte es mit Lingerie, all den winzigen sexy Dingen, von denen die Frauenzeitschriften so begeistert sind. Aber die verdammte Spitze kratzte mich an Stellen, an denen vorher noch nie etwas gekratzt hatte, und die Gummibänder kniffen und die Träger verdrehten sich, und ich kam zu dem Schluss, dass diese Art von Nachtwäsche vielleicht nur dazu bestimmt war, vor dem Sex getragen zu werden, während man danach etwas Bequemeres anzog. Und angesichts der Tatsache, dass Philip schwarze Spitze und roten Satin ohnehin nicht sonderlich aufregend fand, wurde ich das Zeug los und verlegte mich auf riesige T-Shirts. Dann hatte Philip mir zu Weihnachten ein knielanges weißes Nachthemd geschenkt. Es war sehr feminin und altmodisch und eine Spur zu jungfräulich für meinen Geschmack, aber Philip mochte es, also trug ich es.
    Philip wartete, bis ich damit begonnen hatte, mir das Haar zu bürsten; dann trat er hinter mich, beugte sich über mich und küsste mich seitlich auf den Hals.
    »Ich hab dich vermisst«, murmelte er, die Lippen auf meiner Haut. »Ich wollte mich nicht beschweren, aber es hat länger gedauert, als ich dachte. Noch ein paar Tage mehr, und ihr hättet in New York Besuch gehabt.«
    Ich verschluckte mich und täuschte mit einem gezwungenen, pfeifenden Lachen darüber hinweg. Philip in Bear Valley. Es wäre ein noch höllischeres Arrangement gewesen als das, was ich gerade durchmachte.
    Philips Lippen glitten weiter zu meinem Nacken. Er drängte sich an mich. Eine Hand glitt unter mein Nachthemd und schob es bis zur Hüfte hoch. Ich versteifte mich und sah unwillkürlich zur Schlafzimmertür hinüber. Philips Blick folgte meinem im Spiegel.
    »Ah«, sagte er kichernd. »Den Besuch hatte ich ganz vergessen. Wir könnten ganz still dabei sein, aber wenn du lieber damit warten möchtest, bis es hier wieder etwas privater ist…«
    Ich nickte. Philip küsste mich noch einmal auf den Hals und ging mit einem gespielten Seufzer zum Bett hinüber. Ich wusste, ich sollte mich nun zu ihm ins Bett kuscheln, schmusen, reden. Aber ich konnte nicht.
    Ich konnte einfach nicht.
    Es würde eine einzige Katastrophe werden.

Arrangement
    Am nächsten Morgen wachte ich vom Geruch nach Toast und Speck auf. Ich sah auf die Uhr. Fast neun. Philip war normalerweise um sieben schon fort. Er musste länger geblieben sein, um mir das Frühstück zu machen. Eine angenehme Überraschung. Ich tappte aus dem Schlafzimmer hinüber in die Küche. Clay stand am Herd und rammte gerade einen Wender in einen Berg von Speck. Er drehte sich um, als ich hereinkam, und sein Blick wanderte über mein Nachthemd.
    »Was zum Teufel ist denn das?«, fragte er.
    »Ein Nachthemd.«
    »In dem schläfst du?«
    »Wenn ich's nicht täte, wäre es ja ein Taghemd, oder?«, schnappte ich.
    Clays Lippen zitterten, als versuchte er nicht zu lachen. »Es ist wirklich … reizend, Darling. Es sieht aus wie etwas, das Jeremy dir kaufen würde. Oh, und übrigens. Er hat dir Blumen geschickt.«
    »Jeremy?«
    Clay schüttelte den Kopf. »Sie stehen an der Tür.«
    Ich ging hinaus in den Flur, wo ich ein Dutzend rote Rosen in einer versilberten Vase vorfand. Auf der Karte stand: »Ich dachte, ich lasse dich ausschlafen. Willkommen zu Haus – ich hab dich vermisst. Philip.«
    Nichts hatte sich geändert. Philip war so aufmerksam wie immer. Ich lächelte, nahm die Vase und sah mich nach einem geeigneten Platz für sie um. Der Wohnzimmertisch? Nein, dafür waren die Blumen zu lang. Auf dem Tisch im Flur stehen lassen? Zu voll gestellt. Die Küche? Ich öffnete die Tür. Kein Platz.
    »Schlafzimmer«, murmelte ich, während ich mich rückwärts wieder in den Flur zurückzog.
    »Wasser«, rief Clay mir nach.
    »Was?«
    »Sie brauchen Wasser.«
    »Das weiß ich.«
    »Und Sonnenlicht«, fügte er hinzu.
    Ich antwortete nicht. Ich hätte an Wasser und Sonne gedacht – irgendwann. Ich muss gestehen, den Brauch, Blumen zu schicken, habe ich nie ganz verstanden. Ja sicher, sie sehen schön aus, aber sie tun nichts. Damit will ich nicht sagen, dass ich es nicht zu schätzen wusste. Im Gegenteil. Jeremy schnitt immer frische Blumen im Garten und stellte sie in mein Zimmer, und ich freute mich an ihnen. Natürlich, wenn er sie nicht in die Sonne gestellt

Weitere Kostenlose Bücher