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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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und ihnen kein frisches Wasser gegeben hätte, hätte ich mich nicht sehr lange an ihnen gefreut. Ich bin anscheinend sehr viel besser darin, die Dinge umzubringen, als sie am Leben zu erhalten. Nur gut, dass ich nie vorhatte, Kinder zu bekommen.
    Nachdem ich die Rosen ins Wasser und an einen passenden Ort gestellt hatte, kehrte ich in die Küche zurück. Clay legte zwei Scheiben Toast auf meinen Teller und hatte die dritte schon in der Hand. »Das ist okay«, sagte ich und zog den Teller fort.
    Er zog beide Augenbrauen in die Höhe.
    »Ich meine, das ist okay für den Moment«, sagte ich. »Wenn ich mit denen hier fertig bin, nehme ich natürlich noch mehr.«
    »Ist das alles, was du isst, wenn er hier ist? Wundert mich, dass du's zur Arbeit schaffst, ohne umzukippen. So kannst du nicht essen, Elena. Dein Stoffwechsel braucht –«
    Ich stieß meinen Stuhl zurück. Clay verstummte und legte mir Speck dazu, dann füllte er seinen eigenen Teller und setzte sich. »Wann fängst du im Büro an?«, fragte er.
    »Ich habe gestern noch angerufen und ihnen gesagt, ich würde um halb elf da sein.«
    »Dann halten wir uns besser ran. Wie weit ist es? Eine halbe Stunde zu laufen?«
    »Ich nehme die U-Bahn.«
    »U-Bahn? Du kannst die U-Bahn nicht leiden. All diese Leute, die sich in einen winzigen Wagen zwängen. Von Fremden angerempelt zu werden, und der Geruch –«
    »Ich hab mich dran gewöhnt.«
    »Warum machst du dir die Mühe? Es ist doch nicht weit. Rüber nach Bloor und dann geradeaus.«
    »Die Leute kommen aber nicht einfach zu Fuß ins Büro«, sagte ich. »Sie fahren Rad, sie nehmen die Rollerblades oder sie joggen wenigstens. Ich habe weder ein Rad noch Blades, und joggen kann ich in einem Rock auch nicht.«
    »Du trägst Röcke im Büro? Du kannst Röcke doch nicht ausstehen!«
    Ich schob den Teller fort und verließ den Esstisch.
    Ich versuchte Clay davon zu überzeugen, dass er bis zum Büro zu Fuß gehen und mich allein mit der U-Bahn fahren lassen konnte. Er wollte nichts davon hören. Um meiner Sicherheit willen und in Übereinstimmung mit den ausdrücklichen Anweisungen seines Anführers würde er selbst die Tortur einer Fahrt mit der U-Bahn über sich ergehen lassen. Ich muss zugeben, dass es mir etwas zu viel Spaß machte, zu verfolgen, wie er die entsetzliche siebenminütige Fahrt durchlitt. Nicht, dass er sichtbar gelitten hätte. Wer ihn beobachtete, hätte nichts gesehen als einen Mann, der in einem überfüllten Wagen stand und auf dem Plan über den Fenstern ungeduldig Haltestelle um Haltestelle abhakte. Aber tief in seinen Augen erkannte ich den Blick eines Tiers in der Falle, Klaustrophobie gemischt mit gleichen Teilen von Ekel und beginnender Panik. Er atmete durch den Mund und hielt die Augen auf den Plan gerichtet. Jedes Mal, wenn jemand ihn streifte, umklammerte er die Stange etwas fester. Einmal sah er zu mir herüber. Ich lächelte und sorgte dafür, dass ich auf meinem Sitz entspannt wirkte. Mit einem wütenden Blick wandte er sich ab und ignorierte mich für den Rest der Fahrt.
    Ich aß mit meinen Kollegen zu Mittag. Als wir zurückkamen, sah ich eine bekannte Gestalt auf einer Bank vor dem Gebäude sitzen. Ich fand eine Entschuldigung und kehrte in einem Bogen zu Clay zurück.
    »Was ist denn los?«, fragte ich, als ich hinter ihn trat. Er drehte sich um und lächelte. »Hallo, Darling. Gutes Mittagessen?«
    »Was machst denn du hier?«
    »Dich bewachen, weißt du noch?«
    Ich hielt inne. »Jetzt erzähl mir bitte nicht, dass du den ganzen Vormittag hier gesessen hast.«
    »'türlich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich in deinem Büro besonders willkommen gewesen wäre.«
    »Du kannst nicht einfach hier herumsitzen.«
    »Warum nicht? Oh, lass mich raten. Normale Leute sitzen nicht stundenlang auf Bänken auf der Straße. Keine Sorge, Darling. Wenn ich einen Polizisten sehe, wechsle ich zu der Bank dort gegenüber.«
    Ich warf einen Blick zurück zu dem Gebäude, um mich zu vergewissern, dass niemand herauskam, den ich kannte. »Ich bin nicht den ganzen Tag im Büro, weißt du. Heute Nachmittag muss ich zu einer Kundgebung im Queen's Park.«
    »Dann komme ich eben mit. In sicherer Entfernung, damit dir nicht das entsetzliche Schicksal droht, dich öffentlich mit mir zeigen zu müssen.«
    »Du meinst, du wirst hinter mir herpirschen.«
    Clay grinste. »Eine Kunst, die sich immer noch verbessern lässt.«
    »Aber du kannst nicht einfach hier sitzen.«
    »Und wieder von vorn…«
    »Tu

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