Die Nacht der Wölfin
die Lefzen zu einem lang gezogenen Knurren zurück. Er ist halb so groß wie ich und verdient nicht wirklich meine Aufmerksamkeit. Ich lasse es ihn mit einem trägen ›Hau ab‹-Knurren und einem Kopfschütteln wissen. Der Kojote rührt sich nicht. Ich starre ihn an. Der Kojote bricht den Blickwechsel als Erster ab.
Ich schnaube, schüttele den Kopf und drehe mich langsam fort. Ich habe mich halb abgewandt, als ein Blitz aus braunem Pelz auf meine Schulter zuspringt. Ich tauche zur Seite, rolle aus dem Weg und komme wieder auf die Füße. Der Kojote faucht. Ich antworte mit einem ernsthaften Knurren, der Hundevariante von ›jetzt gehst du mir wirklich auf die Nerven‹. Der Kojote bleibt immer noch. Er sucht Streit. Gut.
Mein Pelz sträubt sich, mein Schwanz wird buschig. Ich ziehe den Kopf zwischen die Schultern und lege die Ohren flach an. Meine Lefzen ziehen sich zurück, und ich spüre das Knurren, das kitzelnd in meiner Kehle aufsteigt und in die Nacht hinausdringt. Der Kojote weicht nicht zurück. Ich kauere und bin bereit zum Sprung, als etwas mich hart an der Schulter trifft und mich aus dem Gleichgewicht bringt. Ich stolpere und drehe den Kopf nach dem Angreifer um. Ein zweiter Kojote, graubraun, hängt an meiner Schulter, die Zähne bis zum Knochen vergraben. Mit einem wütenden Brüllen bäume ich mich auf und werfe mich mit meinem ganzen Gewicht zur Seite.
Während ich den zweiten Kojoten abschüttele, machte der Erste einen Satz auf mein Gesicht zu. Ich ziehe den Kopf ein und erwische ihn an der Kehle, aber meine Zähne schließen sich über Pelz, nicht über Fleisch, und er zappelt sich frei. Er versucht weit genug zurückzuweichen, um einen zweiten Angriff zu unternehmen, aber ich springe ihn an und dränge ihn rückwärts gegen einen Baum. Er richtet sich auf und versucht mir auszuweichen, und ich schnappe nach seiner Kehle. Diesmal bekomme ich ihn zu fassen. Blut spritzt mir ins Maul, salzig und dick. Der zweite Kojote landet auf meinem Rücken. Meine Beine geben nach. Zähne graben sich in die lose Haut hinter meinem Schädel. Neuer Schmerz schießt durch mich hindurch. Ich konzentriere mich und halte die Kehle des ersten Kojoten fest. Ich verschaffe mir einen festen Stand, lasse einen Sekundenbruchteil los, eben lang genug, um den entscheidenden Biss und Ruck anzubringen. Als ich zurückweiche, sprüht mir Blut in die Augen und blendet mich. Mit einer schnellen Kopfbewegung nach der Seite reiße ich dem Kojoten die Kehle heraus. Sobald ich merke, dass er zusammensackt, schleudere ich ihn zur Seite, werfe mich auf den Boden und rolle. Der Kojote auf meinem Rücken kläfft überrascht und lässt los. Ich springe auf und drehe mich in der gleichen Bewegung um, um auch den zweiten Angreifer auszuschalten, aber er rappelt sich auf und taucht ins Unterholz ab. Ich sehe eben noch seinen Drahtbürstenschwanz, dann ist er verschwunden. Ich sehe mir den toten Kojoten an. Blut strömt aus seiner Kehle, und die trockene Erde darunter saugt es gierig auf. Ein Zittern geht durch mich hindurch wie ein letztes Nachbeben befriedigten Verlangens. Ich schließe die Augen und schaudere. Nicht meine Schuld. Sie haben als Erste angegriffen. In der Schlucht ist es still geworden, wie ein Echo auf die Ruhe, die mich durchströmt. Nicht einmal eine Grille zirpt. Die Welt ist dunkel und still, sie schläft.
Ich versuche meine Verletzungen zu untersuchen und zu säubern, aber sie sind außer Reichweite. Ich strecke mich und spüre den Schmerzen nach. Zwei tiefe Bisse, beide bluten, aber nur so stark, dass sie mir den Pelz verkleben. Ich werde es überleben. Ich drehe mich um und mache mich auf den Rückweg.
In der Gasse verwandle ich mich zurück, ziehe mir hastig die Kleider über und schleiche mich hinaus auf den Gehweg wie ein Fixer, der sich beim Drücken im Schatten hat erwischen lassen. Jetzt ist es ein schales Gefühl, das mich erfüllt. Es sollte nicht so enden, schmutzig und verstohlen, umgeben vom Müll und Dreck der Stadt. Es sollte auf einer Waldlichtung enden, die Kleider in irgendeinem Gebüsch vergessen, nackt ausgestreckt, mit der kühlen Erde unter mir und dem Nachtwind, der meine bloße Haut kitzelt. Ich sollte im Gras einschlafen, zu erschöpft für jeden weiteren Gedanken, während nur der Nachgeschmack der Befriedigung noch wie eine Droge durch mein Hirn treibt. Und ich sollte dabei nicht allein sein. In Gedanken sehe ich die anderen ringsum im Gras liegen. Ich kann das vertraute Schnarchen
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